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0583 - Der Ara und die Verzweifelten

Titel: 0583 - Der Ara und die Verzweifelten
Autoren: Unbekannt
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geprüft, dann durfte ich passieren.
    Obwohl ich Arzt bin und mich fast ausschließlich in Krankenstationen aufhalte, überfiel mich auch diesmal eine dumpfe Vorahnung von Unheil. Das Bewußtsein, daß Krankenzimmer aller Art stets eine Vorstufe zu den Räumen des Todes sein können, läßt sich bei mir nie völlig ausschalten.
    Ich hatte jedoch längst gelernt, solche Empfindungen zu ignorieren, denn sie können einen Arzt bei seiner Arbeit beeinflussen.
    Trotz der Warnungen einiger Wissenschaftler und Ärzte hatten wir die Mutanten wieder in einem Raum zusammengelegt. Sicher war das nicht ungefährlich, aber Perry Rhodan hatte darauf bestanden. Er wollte dem Zusammengehörigkeitsgefühl dieser Bewußtseinsinhalte Rechnung tragen.
    Fellmer Lloyd kauerte im Halbschlaf auf einem Sessel neben dem Eingang. Als er mich sah, war er sofort hellwach.
    „Es geht ihnen schlecht", sagte er mit nicht zu überhörender Verzweiflung in der Stimme. „Die Körper verfallen immer schneller. Sie wurden ganz einfach zu schnell zum Wachsen gebracht."
    Ich nickte nur, weil ich nicht wußte, was ich darauf erwidern sollte.
    Die Synthokörper lagen in acht nebeneinander aufgestellten Nährbetten. Sie waren an verschiedene Schläuche und Elektroden angeschlossen, die wiederum zu den Maschinen und Instrumenten führten, mit deren Hilfe wir die Synthokörper retten wollten.
    Doch alle Versuche hatten sich bisher als Fehlschläge erwiesen. Die auf mehr oder weniger unnatürliche Art entstandenen Körper reagierten auf keine Behandlungsmethode.
    Und die Bewußtseinsinhalte, die sich in diesen Körpern aufhielten, wußten das.
    Scarteus, der diensttuende Arzt, stand über eines der Betten gebeugt und untersuchte den darin liegenden Patienten.
    Scarteus war erst dreiundzwanzig Jahre alt, ein mittelgroßer blauäugiger junger Mann und sicher der größte Optimist, der mir jemals begegnet war.
    Er unterbrach die Untersuchung und kam zu mir. Nur auf Terra konnte es anerkannte Spezialisten dieses Alters geben, es sprach für die Vorurteilslosigkeit der Terraner.
    Als Scarteus mich begrüßte, war von seinem sprichwörtlichen Optimismus jedoch nur wenig zu spüren.
    „Man kann mit zusehen", sagte er bitter. „Sie verfaulen geradezu. Es ist schrecklich. Wir können aber nichts dagegen tun."
    Lloyd, der alles mitgehört hatte, stöhnte auf und verbarg das Gesicht in den Händen.
    „Warum gehen Sie nicht hinaus?" fragte ich scharf.
    Er sah mich an, aber er sagte nichts. Freiwillig wäre er sicher nicht gegangen.
    Ich murmelte eine Entschuldigung.
    Dann, um ihn aufzumuntern, sagte ich: „Es gibt einen neuen Plan, der uns hoffen läßt."
    Seine Augen ließen mich nicht los. Ich ahnte, daß er in diesem Augenblick meine Gedanken durchforschte, obwohl er das unter diesen Umständen nicht hätte tun dürfen. Es war, als stünde ich völlig nackt vor ihm. Dieses Gefühl war äußerst unangenehm.
    „Tiere!" rief er aus. Entsetzen zeigte sich in seinem Gesicht. „Ihr wollt sie auf Tiere überwechseln lassen."
    Von seiner heftigen Reaktion erschreckt, wich ich zurück.
    „Noch ist es nicht soweit", sagte Scarteus, den man inzwischen offenbar informiert hatte. „Wir brauchen PEW-Metall, aber der Großadministrator weigert sich, noch einmal ein Schiff nach Asporc fliegen zu lassen."
    Lloyd schwieg.
    Ich trat an eines der Betten. Die Synthokörper waren inzwischen so verfallen, daß die Gesichter kaum noch zu unterscheiden waren. Haare und Zähne der Biozüchtungen waren ausgefallen.
    Die Haut war weiß und stellenweise graugelb, einzelne Gewebeteile begannen abzufallen. Der Anblick war auch für einen Arzt alles andere als angenehm. Ein Mensch, der unvorbereitet mit dem Anblick dieser Körper konfrontiert worden wäre, hätte ihn wahrscheinlich nicht ertragen können.
    Ich warf einen Blick auf das Schild am Fußende des Bettes.
    Kitai Ishibashi stand da in großen Buchstaben.
    In diesem armseligen Körper hielt sich also das Bewußtsein von Ribald Corellos Vater auf. Die in dem verquollenen Gesicht kaum noch sichtbaren Augen blickten mich an. Es war der Blick eines Wesens, das keine Hoffnung mehr hatte.
    „Sie sollten versuchen zu schlafen", sagte ich leise, um keinen der anderen aufzuwecken - wenn überhaupt einer von ihnen schlief.
    „Ja", krächzte er.
    „Denken Sie nicht zuviel nach", beschwor ich ihn. „Wir werden eine Möglichkeit finden, Ihnen zu helfen."
    „Ja", sagte er wieder. Resignation schwang in seiner Stimme mit. Die
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