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0582 - Das Monstrum

0582 - Das Monstrum

Titel: 0582 - Das Monstrum
Autoren: Jason Dark
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zu zittern. Sämtliche Überlebensregeln, die man ihr eingebläut hatte, waren vergessen.
    Auf der Leinwand tauchte wieder das Gesicht des Killers auf. Er schob sich als verschwommenes Etwas aus dem Hintergrund näher, nahm an Schärfe und Deutlichkeit zu, so daß sich die Schweinemaske mit den in den Schlitzen funkelnden Augen deutlich hervorschälte. Sie sah das Bild wie durch einen dünnen Vorhang, während sie sich darauf konzentrierte, eine Chance zum Überleben zu finden.
    Half ein Schrei?
    Der Killer würde immer schneller sein. Außerdem hatte es während der Vorstellung genug Schreie gegeben. Nein, sie saß in einer Falle.
    »Gib mir auch ein Gummibärchen!«
    Die Stimme des Mannes riß Melody wieder zurück in die Wirklichkeit. Sie schielte abermals nach rechts und stellte mit Schrecken fest, daß die Klinge näher gekommen war.
    Auch das Gesicht konnte sie besser erkennen. Es sah furchtbar aus.
    Eine graue Masse mit Augen, die aus zerbrochenen und wieder zusammengesetzten Glasscherben zu bestehen schien. Dazu die flache, kleine Nase, das Gesicht mit den dicken Wangen.
    »Du willst nicht, wie?«
    »Doch, doch!« flüsterte Melody schnell und nach Fassung ringend.
    »Ich will schon.«
    »Nein, ich sehe es dir an!«
    »Bitte, Moment.« Melody schob zwei Finger tief in die Tüte hinein.
    Sie wollte so viele Gummibärchen wie möglich hervorholen, um die Sucht des anderen zu befriedigen. »Oder willst du die ganze Tüte haben?« fragte sie plötzlich.
    »Mal sehen, schau zur Leinwand, Süße!«
    Die Stimme hatte befehlend geklungen. In den letzten Minuten hatte Melody nichts von dem Streifen gesehen. Genau in diesem Augenblick zerrte der Mörder seine Maske vom Gesicht.
    Melody versank in den Tiefen eines Alptraums. Dieser Killer auf der Leinwand war mit dem identisch, der neben ihr hockte. Das gleiche Gesicht, die gleichen Augen, die Nase, die Wangenknochen, das stimmte einfach alles.
    »Wieso?«
    »Hast du es gesehen, Süße?«
    »Ja, ja…«
    »Wie schön für dich. Ich werde alles ändern. Im Film haben sie mich gekriegt, nicht in Wirklichkeit. Du kannst deine verdammten Dinger behalten. Ich will sie nicht mehr, verstehst du?«
    »Aber ich wollte gerade.«
    »Nein, nicht mehr.« Er lachte eklig. »Schau auf meine Klinge! Schau genau hin. Die Spitze zeigt auf deinen Hals.«
    Melody sah es. Sie sah auch das Grinsen.
    Die Augen des Killers funkelten. »Jetzt!« keuchte er. »Jetzt…«
    Er stieß zu – und schrie gleichzeitig auf!
    ***
    Melody Ingram hatte erwartet, daß die messerartige Nadel in ihren Körper eindringen und einen glühenden Schmerz hinterlassen würde. Sie war auf alles vorbereitet, nur nicht auf das, was tatsächlich geschah.
    Der Mörder saß neben ihr und schaffte es nicht mehr, sich zu rühren. Hinter ihm zeichnete sich ein hoher Schatten ab. Es war die Gestalt eines Mannes, der den rechten Arm des Mordes hart im Griff hielt und ihn sogar nach hinten gebogen hatte.
    Der Killer hatte den Mund weit aufgerissen. Der kurze Schrei – vor Überraschung oder Schmerz – war verstummt. Er saß da wie ein Denkmal, und Melody erkannte, daß der Schatten des Mannes hinter dem Killer nickte.
    »Gehen Sie, Melody. Gehen Sie an der anderen Seite raus. Verlassen Sie das Kino!«
    Sie nickte. »Okay, okay, ich… ich verschwinde.« Hastig stand sie auf. Dabei fiel die Tüte mit den Gummibärchen zu Boden. Dann eilte sie davon.
    Der Kino-Killer aber blieb sitzen. Er atmete gepreßt, keuchte dabei.
    Schweiß rann ihm in die Augen.
    Von den Zuschauern war die Szene unbemerkt geblieben. Das Geschehen auf der Leinwand bannte sie zu stark.
    »Du stehst jetzt auf!« flüsterte der Mann hinter dem Mörder.
    »Langsam und vorsichtig. Solltest du dich dumm bewegen oder nur den Versuch wagen, breche ich dir den Arm.«
    »Ja…«
    »Schön, dann hoch mit dir!«
    Der Mörder drückte sich von der Sitzfläche hoch. Für einen winzigen Augenblick geriet sein Kopf in den Lichtstreifen des Projektors, so daß der Schatten des Schädels über die Leinwand tanzte, aber sehr rasch wieder verschwand.
    Der Mann hinter ihm zerrte ihn aus der letzten Reihe. Der Killer ging mit. Er machte nicht einmal den Versuch, sich zu wehren. Jedem Befehl kam er widerstandslos nach.
    Im Gang zerrte der Mann ihn herum und hebelte den Waffenarm noch höher, so daß dem Mörder nichts anderes übrigblieb, als nachzugeben und sich zu ducken.
    »Ja, so ist es gut. So werden wir es schaffen.«
    »Wer bist du?«
    »Ein Polizist.«
    »Hast du einen
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