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0580 - Die Zeitritter

Titel: 0580 - Die Zeitritter
Autoren: Unbekannt
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und ihn gleich drüben am anderen Ufer zurücklassen, wenn er gelogen hat."
    „Ich komme heute später", sagte sie und ging ins Haus zurück, um sich anzuziehen.
     
    *
     
    Wieder führte Dark Pendor eine Expedition an.
    Diesmal folgten der KAP HOORN nur zwei andere Boote. Die See war einigermaßen ruhig, aber im Westen standen dunkle Wolken am Horizont. Wenn die Boote erst einmal in den Windschutz der Halbinsel gerieten, konnte ihnen auch der Sturm nichts mehr anhaben, allerdings würden die Männer dann damit rechnen müssen, eine Nacht oder auch mehrere auf Brunswick zu verbringen. Das war weiter nicht schlimm, denn in den Felsenklippen gab es eine Unmenge Vögel, die man leicht erbeuten konnte, weil sie nicht scheu waren. Sie legten große, schmackhafte Eier, besonders in einem milden Winter.
    Karos vermied es, seine Erregung zu zeigen. Endlich wieder einmal würde er Menschen aus der Zivilisation begegnen, konnte mit ihnen sprechen und so erfahren, was draußen in der Welt vor sich ging. Und wenn niemand den Absturz überlebt hatte, so fand man wenigstens das Wrack. Mit einigem Geschick konnte man Instrumente daraus entfernen und reparieren. Vielleicht sogar ein Radio.
    Ein Radio war Karos größter Wunsch, wenn er schon in Porvenir bleiben mußte. Ein Radio verband ihn mit der Welt, die er nicht sehen durfte.
    Die Steilküste kam schnell naher, denn der Wind stand günstig.
    Er würde auch die dunklen Wolken vertreiben, die am Himmel drohten. Es würde keinen Schnee mehr geben.
    Es lag überhaupt wenig Schnee auf den Gipfeln der Berge. Wie im Frühling, dabei war noch Winter.
    Karos überlegte, was der Gleiter in dieser abgelegenen Gegend zu suchen gehabt hatte. Eine Expedition vielleicht, oder man drehte einen Film für die naturhungrige Superzivilisation.
    „Jetzt kommen gleich die Klippen", rief Pendor. „Paß auf und sag mir Bescheid. Das Gewässer hier ist mir nicht sonderlich bekannt."
    „Eine Felsbank voraus, sehr langgestreckt und flach."
    „Daran müssen wir links vorbei, ich erinnere mich. Das Wasser dahinter ist ruhig und tief. Übrigens auch sehr fischreich, das kannst du dir für später merken."
    Sie fanden die Durchfahrt und passierten sie. Nun war die eigentliche Steilküste nur noch drei Kilometer entfernt. Pendor übergab seinem Sohn das Ruder und ging vor zum Bug, um nach einer geeigneten Landestelle Ausschau zu halten. Er fand keine.
    Die Felsen fielen direkt ins Meer hinab und verschwanden in der dunklen Tiefe. Es gab keine noch so kleine Bucht.
    Pendor ließ die anderen Boote näherkommen, bis er zu Ole Pat hinüberrufen konnte: „Wie bist du eigentlich an Land gekommen, Ole Pat? Kannst du mir deinen Ankerplatz verraten?"
    „Weiter links, hinter dem Kap vor uns. Dahinter gibt es eine Bucht, von Felsen eingeschlossen wie ein kleiner See. Die Einfahrt ist schmal. Wir müssen vorsichtig sein. Es gibt dort einen abgebrochenen Hang, der die Landestelle versanden ließ und der leicht zu ersteigen ist. So gelangte ich aufs Hochplateau."
    „Wir werden sehen", knurrte Pendor und gab seinem Sohn den neuen Kurs bekannt.
    Auch er kannte Ole Pat nur zu genau, aber diesmal hatte er das Gefühl, daß der Alte die Wahrheit sprach. Ole Pat war in der Tat sehr alt, fast zweihundertachtzig Jahre. Vor mehr als hundertfünfzig Jahren war er plötzlich in Porvenir aufgetaucht.
    Ein Schiff hatte ihn einfach an der Küste abgesetzt und war dann wieder verschwunden.
    Ole Pat war in die Stadt gekommen und hatte den damaligen Bürgermeister gebeten, ihn als Bewohner des einsamen Landes aufzunehmen und ihm dieselben Rechte zu gewähren wie jedem anderen Zeitritter auch.
    Er brachte Kenntnisse und einiges Wissen mit, erzählte aufregende Geschichten und Abenteuer aus seiner bewegten Vergangenheit, von denen niemand wußte, ob sie wahr oder nur erfunden waren. Er berichtete von fremden Welten, viele Lichtjahre von der Erde entfernt, auf denen er angeblich gewesen war. Immerhin konnte er Beweise dafür erbringen, daß er einst Agent der Solaren Abwehr gewesen war, bis er es vorzog, sich für immer in die Abgeschiedenheit Feuerlands zurückzuziehen.
    Aber das alles war nun schon lange her, und selbst der hundertjährige Fell Kantenburg war damals noch nicht geboren.
    Inzwischen aber war aus dem ehemaligen Agenten der Abwehr ein Unikum geworden, eins der bekanntesten Originale von Porvenir. Er arbeitete längst nicht mehr und lebte von seinen Geschichten, die er seinen mehr oder weniger geduldigen Zuhörern
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