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0573 - Der uralte Henker

0573 - Der uralte Henker

Titel: 0573 - Der uralte Henker
Autoren: Jason Dark
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brüchigen Stimme.
    »Wo ist es?«
    »Das Ziel liegt versteckt, auf der Höhe, aber in einer kleinen Mulde. Kaum jemand weiß davon.«
    »Und dort befindet sich der Eingang zur Hölle?« Meine Stimme hörte sich an, als könnte ich es nicht glauben.
    »Ja.«
    »Müssen wir in die Erde?«
    Ich sah seine Augen. Sie schimmerten heller, ohne jedoch Pupillen zu besitzen. »Denke nicht immer so dumm, Sinclair. Es ist anders, ganz anders.«
    Ich war neugierig. »Wie denn?«
    »Das wirst du schon früh genug sehen.«
    Er setzte seinen Weg fort, und ich stiefelte wieder hinter ihm her.
    Nicht eben begeistert, aber gespannt darauf zu erfahren, wie man, ohne durch ein transzendentales Tor zu gehen, in die Hölle gelangen konnte. Man lernte ja nie aus.
    Über eine Gefahr des Abrutschens oder Abstürzens brauchte ich mir keine Gedanken zu machen. Der Weg hatte sich verbreitert, und er lief tatsächlich auf eine Lücke zwischen den Hängen oder Felsen zu. Die Lücke besaß die Form einer Mulde.
    Nicht frei gelegen, von Bäumen und Unterholz bewachsen. Vergeblich suchte ich eine Lücke. Die sah ich erst, als wir näher herankamen. Als hätte jemand das Unterholz aufgerissen, so tat sich ein Loch auf, vor dem Lorenzo stehengeblieben war, als könnte er sich nicht entscheiden.
    »Hast du dich geirrt?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Dann geh in die Hölle«, erwiderte ich spöttisch.
    Er gab einen Brummton ab, bevor er sich schüttelte, als hätte man ihn mit kaltem Wasser begossen. Danach schlich er vorsichtig auf die Lücke zu.
    Ich warf noch einen Blick zurück. Hinter mir war die Finsternis noch dichter geworden, ein Beweis dafür, daß auch der Spuk noch in der Nähe lauerte.
    Der Henker duckte sich. So griffen nicht die knorrigen Zweige und Äste nach ihm. Mit wuchtigen Tritten zerknackte er störendes Unterholz, bewegte einige Male fast wütend seine Schultern und setzte den Weg dann fort.
    Ich blieb ihm auf den Fersen. Den Gürtel hatten wir rasch hinter uns gelassen und standen plötzlich in einer Lücke, nein, es war schon eine Lichtung, eingerahmt von alten Bäumen, düster, unheimlich wirkend und auch furchteinflößend.
    Ich wartete auf eine Reaktion des Henkers.
    Es war komisch, er schien sich nicht zurechtzufinden. Gebückt durchschritt er die Lichtung, ging dann in einen Kreis und suchte nach einer bestimmten Stelle.
    »Deine Gefangenschaft hat wohl zu lange gedauert, und du hast einiges vergessen«, sprach ich ihn an.
    Das konnte er nicht vertragen, denn er drehte sich um und drohte mir mit dem Schwert.
    »Soll ich mitsuchen?«
    »Bleib stehen, wo du bist, Sinclair. Du wirst noch früh genug an die Reihe kommen.«
    »Darum bitte ich doch!«
    Ich ließ ihn weiter suchen. Dabei hielt ich Ausschau nach dem Spuk, ohne die Wolke allerdings entdecken zu können, war mir aber sicher, daß der Dämon irgendwo in der Nähe wartete.
    Ein röhrender Laut zerriß meine Überlegungen. Lorenzo hatte ihn ausgestoßen.
    Er stand vor einem mächtigen Baum, wahrscheinlich einer Eiche, so genau erkannte ich das nicht. Beide Arme drückte er in die Höhe und suchte im nahen Geäst nach.
    »Hier ist es…«, sagte er – und zuckte im gleichen Moment zurück.
    So heftig, daß selbst ich erschrak, obwohl ich auf ziemlich alles vorbereitet gewesen war.
    Er stierte mich an.
    »Was ist los?«
    »Wo ist sie?«
    »Was ist wo?«
    »Die Maske!« flüsterte er rauh und kam auf mich zu. Sein Schwert hatte er angehoben, die Klingenspitze zielte dabei auf meine Brust.
    Ich zog die Waffe. »Gehst du noch einen Schritt, werde ich schie ßen, Henker!«
    Er blieb tatsächlich stehen. Die Silberkugeln schienen ihm Respekt einzuflößen.
    »Die Maske ist verschwunden.«
    »Wozu brauchst du sie?«
    »Ich kann durch sie in die Hölle schreiten. Nur wenn ich sie aufsetze, finde ich den Weg.«
    »Tut mir leid, ich habe sie nicht. Vielleicht ist dir ein anderer zuvorgekommen.«
    »Wer sollte davon wissen?«
    »Der Spuk?«
    »Er würde mich nicht hintergehen.«
    Da hatte er in diesem Fall recht. Der Spuk hatte bestimmt kein Interesse daran, ihm Steine in den Weg zu legen. Also mußte es noch eine dritte Person in diesem perfiden Spiel geben.
    »Wie ich dir schon sagte, Lorenzo, es ist viel Zeit ins Land gegangen. Es hat sich einiges getan. Hier steht jetzt ein Kloster. Dörfer sind gebaut worden. Menschen leben hier, die es damals nicht gegeben hat, die sich für die Geschichte ihres Landes interessiert haben. Auch sie können von deinem Geheimnis erfahren haben,
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