Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0565 - Der Tod in seinen Augen

0565 - Der Tod in seinen Augen

Titel: 0565 - Der Tod in seinen Augen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Blicken die Gesichter der »Blinden« ab.
    Einer fehlte im Reigen – Jorge Tigana!
    Daß er die Männer nicht allein gelassen hatte, war mir klar. Zudem mußte auch einer den Wagen fahren. An seine Blindheit glaubte ich längst nicht mehr.
    Ich fragte mich nur, wo sie mich hinschaffen wollten. Daß wir uns nicht mehr in London befanden, lag auf der Hand. Ich entnahm es einfach den äußeren Geräuschen, die hin und wieder das Brummen des Motors übertönten.
    Auch flatterte die hintere Plane etwas, so daß sich immer wieder eine Lücke auftat. Schatten huschten vorbei, mal länger, mal kurz.
    Ich nahm an, daß es sich um Wald handelte.
    Ich sprach die »Blinden« an. »Okay, ihr habt gewonnen. Ich möchte nur zu gern wissen, wo ich sterben soll. Also, Kameraden, wo schafft mich euer Chef hin?«
    Sie gaben mir keine Antwort.
    Beim zweiten Ansprechen ebenfalls nicht, und einen dritten Versuch wollte ich erst gar nicht wagen.
    Also blieb ich liegen und »kümmerte« mich um meine Fesseln. Die Lederriemen waren tief in die Haut an meinen Handgelenken gedrungen. Der Druck schmerzte.
    Ich biß die Zähne zusammen und bewegte meine Finger. Unter den Kuppen spürte ich das kühle Metall der Stäbe, an die man mich festgebunden hatte. Nein, so kam ich nicht frei.
    Das verfluchte Gift hatte sich auf meine Atemwege gelegt. Noch immer schmerzte mir der Brustkasten, wenn ich tief Luft holte. Natürlich fehlte die Beretta, der Dolch ebenfalls und auch das Kreuz.
    Ich war praktisch waffenlos.
    Die Männer rührten sich nicht. Sie wirkten wie gestylte Puppen.
    Es war zu dunkel, um die Uhrzeit zu erkennen. Gern hätte ich einen Schluck Wasser getrunken, weil die Zunge wie ein trockener Lappen in meinem Hals lag.
    Meine Wünsche und Gedanken wurden unterbrochen, als der Lastwagen an Tempo verlor. Der Fahrer mußte abbremsen, denn er nahm kurz danach eine scharfe Linkskurve.
    Daß wir von der normalen Straße abgefahren waren, spürte ich sehr deutlich. Im Vergleich zu den Stößen, die jetzt den Wagen trafen, waren die ersten harmlos gewesen. Sie hämmerten uns regelrecht durch, wirbelten auch mich hoch, wenn sie nicht ausgeglichen wurden, und die Riemen schnitten noch härter in meine Haut.
    Die Blinden spreizten ihre Beine ab, damit sie einen besseren Stand bekamen. Ansonsten rührten sie sich nicht. Meiner Ansicht nach rollten wir auf einem schmalen Feldweg weiter, der nicht nur durch Schlaglöcher gezeichnet war, sondern auch von Bodenwellen gespickt wurde. So wechselten sich Schläge und Stöße in entgegengesetzten Richtungen ständig miteinander ab.
    Manchmal schlug etwas von außen her gegen die Planen. Das Kratzen hörte sich an, als würden Fingernägel darüber hinwegstreichen. Es waren wohl nur die Spitzen der kahlen Äste.
    Der Wagen ruckte einige Male, bockte dann und stoppte auf der Stelle. Stille kehrte ein.
    Keiner der »Blinden« rührte sich. Dafür hörte ich, wie die Fahrertür zugeschlagen wurde. Schritte näherten sich dem hinteren Teil des Fahrzeugs. Jemand machte sich an der Plane zu schaffen und schleuderte sie hoch.
    Helles Tageslicht drang auf die Ladefläche. Es blendete mich ein wenig, ich mußte einige Male zwinkern, bis sich die Augen an das Licht gewöhnt hatten.
    Mit einem Ruck fiel die aufrecht stehende Klappe nach unten und gab mir die Sicht auf denjenigen frei, den ich schon vermißt hatte.
    Jorge Tigana, der Brasilianer, stand dort wie ein zu Stein gewordener Mensch. In den dunklen Gläsern seiner Brille leuchteten wieder die beiden gelblichen Totenschädel als Zeichen des Schreckens und der Vernichtung. Auf einmal merkte ich, wie hilflos ich tatsächlich war, ohne im Besitz meines Kreuzes zu sein. Mir kam dieses Gefühl so stark zu Bewußtsein, als Tigana seinen Blick auf mich richtete.
    Bisher hatte mich das Kreuz vor den Blicken und den Augen geschützt. Nun nicht mehr. Sie konnten mit mir machen, was sie wollten. Wahrscheinlich würde es mir ebenso ergehen wie den beiden Mafiosi, die ich in der letzten Nacht gesehen hatte.
    Verkohlte Gesichter, vom Feuer des Macumba-Zaubers erfaßt, das Grauen schlechthin.
    Mir rann ein Schauer über den Rücken, als ich daran dachte. Er war kalt, doch meine Handflächen fühlten sich heiß an, als würden Fieberschauer über sie hinwegstreichen.
    Jorge nickte nur.
    Seine Leute verstanden. Ohne daß nur ein weiteres Wort aus seinem Mund drang, standen die »Blinden« auf. Sie taten es mit langsamen und doch zackig wirkenden Bewegungen.
    Vier von ihnen standen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher