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0564 - Die Gräber seiner Ahnen

0564 - Die Gräber seiner Ahnen

Titel: 0564 - Die Gräber seiner Ahnen
Autoren: Jason Dark
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länger.
    »Der hat es aber eilig«, sagte Lady Sarah, zog die Tür auf, erstarrte und trat in den Flur zurück.
    Uns beide starrte das bärtige Gesicht eines völlig Fremden an!
    ***
    Auch ich war überrascht. Die weihnachtliche Stimmung schwand von einer Sekunde zur anderen. Obwohl ich keinen Grund dafür sah, glaubte ich plötzlich, daß der Besuch des Mannes etwas Unangenehmes zu bedeuten hatte. Es war einfach das Gefühl vorhanden, das mich derart durchrieselte.
    Er stand da wie eine Statue. Die Arme bewegten sich nicht. Sie rahmten seinen Körper ein, und in seinem blaß wirkenden Gesicht sah der Mund aus wie ein heller Strich innerhalb des Bartgestrüpps.
    Auf dem Kopf trug er eine Strickmütze. Wasser perlte auf seinem Gesicht, die Haare glänzten feucht, die unter dem Rand der Mütze hinwegschauten.
    »Wer sind Sie?« fragte ich.
    Der Fremde nickte mir zu. »Ich möchte mich zunächst für mein Kommen entschuldigen, aber mein Besuch bei Ihnen duldete keinen Aufschub, auch wenn die Christenheit heute Weihnachten feiert.«
    »Okay, wer…?«
    »Mein Name ist Marc de Gache.«
    Ich dachte nach. Hinter mir hörte ich Schritte. Die anderen Gäste erschienen. »Das hört sich nach Frankreich an, Mr. De Gache.«
    »Ich komme auch aus Frankreich.«
    »Direkt?«
    »So ist es. Sie werden den kleinen Ort kennen.« Er sprach leise, dennoch verstanden die alle den Namen. »Es ist Alet-les-Bains…«
    Ho, auch das noch. Ich bekam runde Augen. Hinter mir räusperte sich Suko, und nur Lady Sarah gab einen leisen, aber sehr treffenden Kommentar ab.
    »Das Dorf der Templer!«
    »So ist es.« Der Mann lächelte. »Ich bin froh, daß Sie sich daran erinnern. Ich habe lange nachgefragt, bis ich herausfand, wo Sie zu finden sind, Monsieur Sinclair…«
    »Bitte, kommen Sie doch herein.« Obwohl ich nicht Hausherr war, sprach ich sicherlich in Lady Sarahs Sinne.
    Marc de Gache bedankte sich. Er wischte seine Sohlen ab, bevor er den Flur betrat.
    Suko nahm ihm den feuchten Mantel ab. De Gache entschuldigte sich wieder über die Störung. Wir hörten nicht zu und brachten ihn in das Speisezimmer.
    Lady Sarah dachte praktisch. »Sie werden bestimmt Hunger haben, Mr. de Gache…«
    »Nur wenn es keine Umstände bereitet.«
    »Es ist noch alles da, wie Sie sehen.« Sie drückte ihn auf einen Stuhl: »Setzen Sie sich, wir holen nur Teller und Besteck.«
    Darum kümmerten sich Jane und Glenda.
    Suko und ich waren im Flur zurückgeblieben. Mein Freund strich über seinen Haarschopf. »John, ich habe das Gefühl, daß eine völlig andere Fortsetzung des Weihnachtsfestes vor uns liegt, als wir es erwartet haben. Du denkst…«
    »Ebenso.«
    »Wie könnte er…?«
    »Es muß mit den Templern zusammenhängen«, sagte ich leise. »Es muß verdammt viel passiert sein, sonst hätte er die lange Reise nicht auf sich genommen. Dazu noch zu Weihnachten. Suko, das kann voll in die Hosen gehen. Alet-les-Bains«, sinnierte ich.
    »Ja, Abbé Bloch, die Kathedrale der Angst, das Skelett des Hector de Valois…«
    »Genau. Vielleicht sogar seine Schwester.«
    Suko blickte mich groß an. »Glaubst du an einen Zusammenhang, John? Meinst du wirklich, daß…?«
    »Ja, daran glaube ich fest. In Alet-les-Bains muß einiges schiefgelaufen sein.«
    Suko sagte einen Satz, der mir einen tiefen Stich gab. »Hoffentlich lebt der Abbé noch.«
    »Hör auf, Mensch! Wenn ich…«
    »John, Suko.« Glenda erschien an der Tür. »Wollt ihr nicht endlich zu uns kommen?«
    »Laß Marc de Gache noch mal etwas zur Ruhe gelangen.«
    »Er möchte aber reden.«
    Ich nickte. Als wir den Raum betraten, stellte er soeben das Rotweinglas ab. Er nickte Lady Sarah zu. »Ein hervorragender Wein, Madame. Das kann ich beurteilen.« Er drehte sich auf seinem Stuhl um, als Suko und ich den Raum betraten.
    »Ah, es war hervorragend. Sagen Sie Madame noch einmal, daß Sie eine perfekte Köchin ist.«
    »Hast du es gehört, Sarah?«
    »Kinder, hört auf! Das ist alles halb so schlimm. Setzt euch lieber und hört zu.«
    Wir alle nahmen wieder Platz, diesmal mit einem weiteren Gast am Tisch, der uns versonnen anschaute, sein Besteck sinken ließ und darum bat, rauchen zu dürfen.
    »Gern«, sagte Jane. Sie holte ihm einen Aschenbecher.
    Marc de Gache streckte die Beine aus. Er entspannte sich, und sein Blick bekam einen weiten und auch irgendwie leeren Ausdruck. Als der Zigarillo brannte und die ersten Rauchwolken sich vor seinem Gesicht etwas verteilt hatten, überraschte er uns mit seiner
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