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0559 - Kapitän Sensenmann

0559 - Kapitän Sensenmann

Titel: 0559 - Kapitän Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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jetzt erlebte, war zwar nicht eingeplant gewesen, aber ihr Widerstandswille hatte der Kapitän nicht brechen können.
    Trotz der wahnsinnigen Schmerzen in ihrem Kopf dachte sie darüber nach, wie sie sich aus der Lage befreien konnte.
    Noch ging es nicht. Der untote Pirat schritt auf den Bug des großen Schiffes zu. Er ging sicher wie ein normaler Mensch, trotz dieser Behinderung, und der Papagei hockte auf seiner Schulter, als wäre er ein deformierter Klumpen Blut, aus dem ein heller Schnabel hervorstach.
    Wie eine Mauer ragten die hohen Bugwände vor ihr auf. Das Schiff trieb steuerlos über das Meer. Trotzdem glaubte Gayle, daß es einen gewissen Kurs hielt.
    Eine Erklärung wußte sie nicht zu geben, sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
    Auf dem alten Kahn brannte keine Positionsleuchte. Das Deck war düster, aber nicht finster. Vor ihr gleißte etwas. Zuerst dachte Gayle an ein Licht, bis sie den Gegenstand besser erkennen konnte. Die geöffnete Kiste stand fast an der Bordwand, umrahmt von alten Tauen, einer Eisenkanone und einem halb zersplitterten Knochenschädel. Die Kiste lag auf der Seite. Deshalb hatte der Inhalt herausfallen können.
    Gold, Geschmeide, Perlen. Kostbare Beute, die der Pirat im Laufe der Jahre gesammelt hatte.
    Neben der Kiste blieb er stehen und löste seinen Griff. Gayle Bowman schlug schwer mit der Schulter und dem rechten Arm auf das Deck. Ruhig blieb sie liegen. Nur keinen Verdacht erregen, sich nur nicht anmerken lassen, daß sie erwacht war.
    Aus halb geöffneten Augen schielte sie zur Seite, wo einige Taue auf eine Rolle gedreht waren. Über ihr schaukelten zerstörte Segel und Fetzen der Takelage. Der Sturm peitschte sie. Einige lose Enden wirbelte er sogar bis über die breite Bordwand.
    Flaschenzüge mit zwei Rollen verbanden die Taue der Takelage mit denen an Deck. Auch sie schaukelten im Sturm, ächzten und knarrten. Der Kapitän drehte der Polizistin seine linke Seite zu. Er beobachtete sie nicht, deshalb wollte sie es versuchen.
    Gayle stemmte sich hoch. Der Kopf schien explodieren zu wollen, so hart durchzuckten ihn die Schmerzstöße. Tränenwasser drang in ihre Augen, aber sie biß die Zähne zusammen und dachte sich, daß sie es einfach schaffen mußte, auch wenn ihr rechter Handrücken aussah, als wäre er eine einzige Wunde.
    Gayle kam nicht auf die Füße, denn dieser verfluchte Sensenmann reagierte gedankenschnell. Er mußte die Bewegung wahrgenommen haben, schattenhaft nur, aber er drehte sich auf der Stelle.
    Und mit ihm sein Säbel. Den rechten Knochenarm hob er kurz an, dann stieß er ihn nieder.
    Die Waffe hätte Gayle in der Körpermitte getroffen, wenn sie nicht noch schneller gewesen wäre.
    Sie warf sich zur Seite, die mörderische Spitze verfehlte sie um Haaresbreite. Dicht neben ihre Hüfte rammte sie in die Planken, wo sie zitternd steckenblieb.
    Der Sensenmann zog die Waffe mit einem heftigen Ruck wieder hervor. Er fuhr herum, da aber stand die Polizistin längst auf den Beinen und sprang zurück.
    Auch der zweite Streich verfehlte sie.
    Eine Waffe besaß sie nicht, doch ihre Blicke glitten über das Deck und blieben an einem Kantholz hängen. Damit konnte man auch ein Skelett zertrümmern.
    Auch der dritte Streich verfehlte sie, denn Gayle drehte sich auf der Stelle und sprang gleichzeitig auf das Kantholz zu. Sie bückte sich noch während des Sprungs, riß das schwere Stück hoch, lief einige Schritte und wandte sich um.
    Fast hätte sie geschrien, so dicht stand Käpt’n Sensenmann vor ihr.
    Die Waffe befand sich schon auf dem Weg nach unten, aber Gayle war schneller.
    Mit einem blitzschnellen Tritt hämmerte sie die Fußspitze gegen das hölzerne Standbein.
    So fest stand die Prothese nicht auf dem Boden. Der Sensenmann verlor den Halt und kippte zurück. Gayle lachte auf, als er auf die Planken krachte, wieder hochkam und das Kantholz jetzt über seinem schwarzen Dreispitz schweben sah.
    Der Papagei hatte die Schultern seines Besitzers verlassen und umflog kreischend die Köpfe der beiden unerbittlichen Gegner.
    Gayle schlug zu und schrie dabei.
    Das Kantholz krachte mit elementarer Wucht auf den Dreispitz des Sensenmanns. Die Kopfbedeckung wurde eingebeult, eigentlich hätte der Schädel splittern müssen, doch es war so wie bei den Schüssen.
    Das Kantholz traf zwar, aber es sprang förmlich wieder zurück. So war Käpt’n Sensenmann nicht zu vernichten.
    Das wurde Gayle innerhalb von Sekunden klar. Sie wankte zurück, das
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