Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0556 - Odem des Bösen

0556 - Odem des Bösen

Titel: 0556 - Odem des Bösen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Lebenssaft.
    Lanitha starrte die Amphore an, die von einer monströsen Fratze als Bildmotiv geziert wurde. In diesem Gefäß sammelte Lanitha die Seelenkraft, und wenn sie dieser Kraft bedurfte, trank sie davon, um wieder zu erstarken.
    Deshalb auch lebte sie so weit ab jeglicher Zivilisation. Die Lebensenergie hielt länger vor als das Blut, aber zugleich durfte sie sich nicht in den Städten sehen lassen, wo die OLYMPOS-Priester sie durchschaut und als Bestie gejagt hätten. Denn selbst in Grex gab es Tempel des OLYMPOS, wenngleich sie auch längst nicht den Einfluß besaßen, der sich ihnen im neutralen Khysal oder gar im OLYMPOS-freundlichen Rhonacon bot.
    Diesmal hatte Lanitha die Kraft einer Seele eingefangen, die sie nicht selbst gejagt hatte.
    Sie begriff es nicht mehr, weil sie längst nicht mehr sie selbst war. Die fremde Seele hatte die Kontrolle über sie.
    Und die Seele entwickelte Haß.
    Und sie fühlte Lebewesen in ihrer unmittelbaren Nähe, die ihr fremd waren. Sie besaßen Körper, die universeller einsetzbar waren als der von Lanitha-die-die-Sonne-fürchtet.
    Und die Seele, die Lebenskraft, ES -erinnerte sich wieder, wer ES gewesen war, ehe der Verräter in Sestempe zuschlug.
    Wokat fieberte nach einem geeigneteren Wirtskörper…
    ***
    Cantho ahnte, daß etwas nicht stimmte, als die beiden Hybriden ihn zu einer Unterredung baten. Waren sie ihm auf die Schliche gekommen?
    Gern wäre er dem Gespräch ausgewichen, aber das war jetzt praktisch unmöglich. Er mußte in die saure Kernfrucht beißen und führte die Halbgötter in seine Privatgemächer.
    Blitzschnell stieß Damon seine Fragen hervor, die Vorgänge im Tempel und das schwarzhäutige, gnomenhafte Wesen betreffend.
    Cantho brach der Schweiß aus. Damon befand sich auf der richtigen Spur!
    Wenn die beiden jetzt auch herausfanden, daß es seine Absicht gewesen war, die beiden Götter zu vernichten, dann hatten weder Damon noch Byanca einen Grund, ihn zu schonen, denn sie waren Gesandte sowohl des ORTHOS als auch OLYMPOS!
    Unwillkürlich umklammerte seine Hand den Dhyarra-Kristall in der Taschenfalte seines Prunkgewandes.
    Damon spürte, wie die Energie des Sternensteins erwachte.
    Er lächelte kalt und entfernte den Lederschutz am Griff seines Schwertes.
    »Vergiß es«, sagte er rauh. »Du wärest schneller zu Staub zerfallen, als du einen Befehl denken könntest!«
    Erst jetzt registrierte Cantho, daß die beiden Halbgötter bewaffnet waren. An ihren strahlenden Gestalten fielen die Schwerter kaum auf, gehörten irgendwie zu ihrer Erscheinung wie die Kleidung, die sie trugen.
    Der Sohn des Moguls starrte den funkelnden Dhyarra-Kristall im Schwertgriff jetzt an und erschauerte.
    Es funkelte schwach im Sternenstein des Halbgottes, und mit elementarer Macht brach Damon in Canthos Gedankenwelt ein.
    Cantho schrie auf. Etwas Unbegreifliches durchforschte sein Bewußtsein und entfesselte in ihm ein Höllenfeuer. Er krümmte sich zusammen. Er registrierte nicht einmal, daß Byanca Damon in die Arme fiel und ihn dazu bringen wollte, den erbarmungslosen telepathischen Griff wieder zu lösen, unter dem Cantho beinahe starb.
    Damons Gesicht war wie versteinert.
    »Du hast mir versprochen, ihn nicht zu töten«, rief Byanca.
    »Er maßte sich an, sich wider die Götter zu erheben«, zischte Damon. »Ich ahnte es, in jenem schwarzhäutigen Wesen ballte sich eine furchtbare Kraft, stark wie die eines der höheren Götter. Eine uralte, düstere Kraft. Dieser Sterbliche wollte sie nutzen, um Vitana zu vernichten. Er rief auch Wokat, und er hat den Gott des Verrats verraten!«
    »Er… er rief Wokat? Nicht die Priester des ORTHOS taten es?«
    Damon lachte, während er sah, wie bleich Cantho in diesem Moment wurde.
    »Von den Priestern hat er nicht einmal etwas gewußt…«
    Byanca sah den Bräutigam an. »Ein verabscheuungswürdiges Intrigenspiel«, sagte sie leise. »Du brachtest damit auch deine Braut in Gefahr. Ahnte sie, was geschehen würde? Nein, sie vertraute dir, und du hast ihr Vertrauen mißbraucht. Ich verachte dich, Cantho.«
    Taigors Sohn preßte die Lippen zusammen. Er starrte die beiden Halbgötter an und senkte nicht einmal den Blick.
    »Ich verachte die Götter, die uns Sterbliche mißbrauchen«, stieß er hervor. »Was wird nun geschehen? Jetzt wirst auch du mich töten wollen, Byanca, richtig?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich werde etwas anderes tun«, sagte sie und aktivierte den Kristall im Schwertgriff.
    Canthos Gesichtsausdruck
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher