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0555 - Jenseits der Energiemauer

Titel: 0555 - Jenseits der Energiemauer
Autoren: Unbekannt
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Stirn.
    Trotz der beängstigenden Verkehrssituation - offenbar besaß keines der Fahrzeuge Kollisionswarngeräte, Prallfeldschirme oder ähnliche Sicherheitsvorrichtungen -mußte ich lachen.
    „Worüber lachen Sie?" fragte Fröhlich.
    „Über Ihr Schimpfwortrepertoire", antwortete ich. „Das mit den Tassen im Schrank wird sogar noch im fünfunddreißigsten Jahrhundert gebraucht."
    „Sie reden, als kämen Sie aus der Zukunft." Fröhlich leckte sich die Lippen. „Ich brauche dringend einen Drink. Wenn ich Sie zu mir einladen darf; meine Hausbar ist immer gut bestückt, Tatcher."
    „Meinetwegen", erwiderte ich. „Wahrscheinlich sind wir sowieso längst aus dem Einflußbereich des Beugefeldes heraus.
    Vielleicht ist es sogar besser, wenn ich hierblieben muß. Diese Zivilisation scheint zwar chaotisch zu sein, aber wenn ich an DalaimocRorvic denke ..."
    Alexander Fröhlich gab Eiswürfel in zwei hohe Gläser und goß aus Flaschen verschiedene Flüssigkeiten hinzu.
    „Weißer Rum und Zitronensaft", erklärte er. „Dazu Mineralwasser und außerdem Zucker." Er schüttete je zwei Löffel Zucker in die Gläser und rührte um. Danach reichte er mir ein Glas.
    „Prost!" sagte er. „Auf die Marsmenschen."
    Ich nippte an meinem Getränk. Es schmeckte annehmbar.
    Nachdem ich einen größeren Schluck genommen hatte, erklärte ich: „Sie halten mich natürlich für einen Spinner, weil ich behaupte, auf dem Mars geboren zu sein. Warum kümmern Sie sich dann um mich? Weshalb laden Sie mich zu einem Drink in Ihre Wohnung ein? Fürchten Sie nicht die irrationalen Handlungen eines Verrückten?"
    Fröhlich sah mich abschätzend an. Ich betrachtete ihn nun ebenfalls genauer. Er war ein korpulenter, mittelgroßer Mann von heller Hautfarbe, stark gelichtetem Haupthaar und einem winzigen Schnurrbart, dessen Haare an eine abgenutzte Zahnbürste erinnerten. Der Mund zeugte, unter anderem, von Gesprächigkeit, und die Augen verrieten eindeutig die Schalkhaftigkeit seines Wesens.
    Lächelnd erwiderte er: „Ich halte viel von meiner Menschenkenntnis, Tatcher, und ich glaube nicht, daß Sie ein Verrückter sind. Wahrscheinlich wollen Sie durch Ihre Kleidung und Ihr Auftreten den Menschen nur klarmachen, daß die Erde nicht der einzige von intelligenten Wesen bewohnte Planet des Universums ist."
    Er leerte sein Glas, leckte sich über die Lippen und fuhr fort: „Ich glaube ebenfalls nicht an die Einzigartigkeit der terranischen oder solaren Menschheit. Außerhalb des Solsystems muß es zahlreiche Zivilisationen geben, die längst die überlichtschnelle Raumfahrt beherrschen. So gesehen, sind wir also Brüder im Geiste."
    Er runzelte die Stirn.
    „Warum schauen Sie ständig auf Ihre Uhr?"
    Ich schnallte den Armband-Translator ab und reichte das Gerät meinem Gesprächspartner.
    „Es ist keine Uhr, sondern ein Translator. Sie merken es sicher auch daran, daß Sie mich Interkosmo sprechen hören, jetzt, wo ich den Translator nicht mehr dicht an die Lippen halte und flüstere, während das Gerät übersetzt und schallverstärkt."
    Fröhlichs Augen wurden groß und rund. Er drehte den Mini-Translator in seinen nervösen Fingern.
    Ich schaltete an meiner Spezial-Gürtelschnalle. Das Antigravgerät meines Flugaggregats machte mich schwerelos.
    Langsam schwebte ich zur Zimmerdecke empor.
    Fröhlich starrte mir nach, schluckte - und meinte gefaßt: „Das überzeugt mich davon, daß Sie kein Terraner sein können, Tatcher a Hainu."
    Er stand auf und verneigte sich feierlich.
    „Es ist mir eine große Ehre, als erster Mensch den Vertreter einer außerirdischen Zivilisation begrüßen zu dürfen, mein Herr.
    Bitte, verfügen Sie über mich."
    Ich ließ mich wieder absinken, musterte ihn eine Weile und sagte dann: „In meiner Zeit heißt es immer, die Terraner des präkosmischen Zeitalters seien überwiegend phantasielos gewesen und wären in Panik geraten, falls sie außerirdischen Intelligenzen begegneten. Warum geraten Sie nicht in Panik, sondern nehmen das Erscheinen eines außerirdischen Wesens sogar gelassen hin?"
    Alexander Fröhlich lächelte wieder.
    „Ich bin eifriger Leser von Science Fiction, und es gibt in diesem Land sogar zahllose Klubs, die über außerirdische Zivilisation und die Raumfahrtentwicklung der Zukunft diskutieren."
    „In welchem Land?"
    „Deutschland, natürlich. Merken Sie an meiner Aussprache nicht, daß ich Berliner bin?" Er schlug sich gegen die Stirn. „Das war natürlich dumm von mir. Ein Extraterrestrier
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