Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0555 - Jenseits der Energiemauer

Titel: 0555 - Jenseits der Energiemauer
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zerreißen, an das er mir gewachsen ist."
    Er deutete auf mich und schluchzte plötzlich - wenn auch nur kurz und nur einmal.
    „Sehen Sie, nun tut es ihm leid, daß er mich verlassen wollte.
    Er weint Tränen der Reue und des Mitgefühls. Nicht weinen, Tatcher. Es ist alles wieder gut. Hier, ich zerreiße es für Sie."
    Voll ohnmächtiger Wut mußte ich zusehen, wie er meinen Versetzungsantrag in kleine Fetzen riß. Danach streckte er mir die Hände entgegen.
    „Kommen Sie, Tatcher, ich trage Sie zu Ihrer Kabine.
    Die seelische Erschütterung hat Sie mitgenommen. Sobald Sie in Ihrer Kabine sind, lasse ich unseren Chef Psychologen holen."
    Er hob mich mühelos hoch und trug mich auf den Armen zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und wandte sich Fröhlich zu.
    „Auf Wiedersehen, Dr. Fröhlich!" flötete er. „Vielen Dank, daß Sie sich um Tatcher gekümmert haben, bis ich kam."
    Rorvic trug mich genau bis um die nächsten Gangbiegung, dann stellte er mich unsanft auf die Füße, zog mich an den Ohren und sagte drohend: „Wagen Sie ja nicht noch einmal, einen Versetzungsantrag zu stellen, Captain Hainu!" Er schnupperte. „Betrunken sind Sie auch noch. Marsch, ab in die BUTTERFLY!"
    Er drehte sich schwungvoll herum und trat mich an eine Körperstelle, auf der ich gewöhnlich nur zu sitzen pflege. Ich flog einige Meter weit durch die Luft und konnte gerade noch den allseits bekannten Ausspruch eines frühterranischen Adligen zitieren, bevor ich auf dem Bauch landete.
    „Hatten Sie einen guten Flug?" fragte Rorvic gut gelaunt.
    Bevor der CYD-Commander mich mit unserer Space-Jet BUTTERFLY allein ließ, zählte er genau auf, welche Arbeiten ich an Bord zu verrichten hatte.
    Ich benötigte fast drei Stunden, um seine Anweisungen auszuführen. Allerdings führte ich sie nicht alle in seinem Sinne aus. Ein Marsianer so edler Abstammung wie ich hatte einen Stolz, den niemand brechen konnte, und wer ihn in seiner Ehre kränkte, der mußte dafür bestraft werden.
    Hinkend, denn meine Gesäßmuskulatur schmerzte bei jeder Bewegung, ging ich zum Telekom und schaltete ihn ein. Auf dem Bildschirm erschien das breitflächige Gesicht von Bescrilo Nonderver, dem Ersten Piloten der BUTTERFLY.
    „Hallo, Tatcher!" sagte der Epsaler lächelnd. „Wie geht es?"
    „Gehen ist besser als sitzen", antwortete ich und erntete dafür einen verständnislosen Blick. „Ich wollte nur melden, daß unser Schiff einsatzklar ist. Rorvic hat mir gesagt ..."
    „Ich weiß", unterbrach Bescrilo mich. „Der Commander unterrichtete mich davon. Sie würden sich bei mir melden, sobald die BUTTERFLY einsatzbereit ist. Danke, Tatcher. Ich komme gleich mal in den Hangar, damit wir einen Probeflug unternehmen können."
    „Davon würde ich abraten, Bescri-lo", wandte ich hastig ein.
    „Falls die Schwarmflotte während des Probefluges auftauchen sollte, könnten die BUTTERFLY und die MARCO POLO sich zu weit voneinander entfernen, und wenn dann der Commander das Schiff dringend benötigt ..."
    „Da haben Sie recht", gab der Kosmonaut zu. „Wie wäre es, wenn wir uns auf dem Beobachtungsdeck träfen, um die bevorstehenden Ereignisse zu beobachten?"
    „Das halte ich für eine gute Idee", erwiderte ich.
    „Aber ich nicht", schaltete sich die Stimme Dalaimoc Rorvics ein. „Ich habe beim Großadministrator erwirkt, daß ich den Befehl über den Schweren Kreuzer der Solar-Klasse POLLUX erhielt. Das CYD-Kommando wird in zehn Minuten vollzählig in der BUTTERFLY sein, um zur POLLUX überzusetzen!"
    „Was sollen wir denn mit einem Schweren Kreuzer?" fragte ich verwundert. „Für die 500-Meter-Kugeln der Solar-Klasse braucht man 800 Mann Besatzung. Wir fünf vom CYD-CO reichen ja noch nicht einmal zur Besetzung der Bordküche aus."
    „Sie denken immer nur ans Essen -und ans Trinken, Hainu", entgegnete Rorvic vorwurfsvoll. „Selbstverständlich hat die POLLUX ihre vollzählige Besatzung an Bord. Kommandant Arewschatjan ist mir lediglich vorübergehend unterstellt."
    Ich atmete tief durch.
    „Ja, Sir", sagte ich.
    „Bis gleich", meinte der Albino.
    Innerhalb der folgenden zehn Minuten trafen die Mitglieder des Cyno Discovery Command nacheinander ein. Dalaimoc Rorvic kam als letzter. Unter dem rechten Arm trug er seinen abgewetzten Teppich, in der linken Hand seine elektrische Gebetsmühle.
    Wie ich erwartet hatte, breitete der Tibeter seinen Teppich auf der den Steuerpulten gegenüberliegenden Seite der Kapsel aus und ließ sich ächzend darauf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher