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0553 - Totenlade mit dem Satan

0553 - Totenlade mit dem Satan

Titel: 0553 - Totenlade mit dem Satan
Autoren: Jason Dark
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Boden entgegenwehten.
    Ich bewegte die Hand mit der Lampe und strahlte den rechten der drei Toten an.
    Auch hier sah ich das gleiche Bild. Sein Gesicht und der Körper veränderten und verschoben sich. Aus den Lücken stießen die Wurzeln und Pflanzenteile hervor, die gleichzeitig einen fauligen Moder- oder Leichengeruch verströmten. An den Füßen platzte das Leder der Schuhe auf. Durch die Lücken fand der Knochenstaub seinen Weg, um unter den Füßen auf dem Boden liegenzubleiben.
    Ich hatte keine Erklärung für diesen Vorgang, war ein stummer Zeuge. Aus Verlegenheit fuhr ich mit dem Arm über die Stirn.
    Jane näherte sich mir fast geräuschlos. Daß sie neben mir stehenblieb, spürte ich. Ich sah auch ihren Schatten, der sich auf dem Boden verteilte, bevor er von der Dunkelheit aufgesaugt wurde.
    »John!« Sie hauchte meinen Namen. »Was ist das?«
    »Frag mich nicht. Du hast mich hergeführt!«
    Sie stieß den Atem durch die Nase aus. »Ich weiß es selbst nicht. Tut mir leid.«
    »Sie brechen auseinander. Staub quillt hervor. Knochen werden zermalmt. Durch die Lücken gleiten starre Pflanzenreste wie gierige Finger. Was kann das sein?«
    »Magie, Totenmagie…«
    »Auch, Jane. Nur habe ich den Eindruck, daß dort etwas anderes dahintersteckt.«
    »Und was, bitte?«
    »Mandragoro!« Sehr leise hatte ich die Antwort gegeben. Jane hatte sie trotzdem verstanden. Ich brauchte auch keine näheren Erklärungen, sie wußte Bescheid, wer Mandragoro war.
    Ein Dämon, der die Natur überwachte. Nicht zum erstenmal bekamen wir es mit ihm zu tun. Es hatte Fälle gegeben, wo Mandragoro eingreifen mußte, als Menschen seine Umwelt, die Wälder oder Feuchtgebiete zerstörten. Er war uralt, doch nie so modern oder »in« gewesen wie in einer Zeit der allmählich sterbenden Natur.
    »Er hat sich gerächt«, murmelte Jane Collins. »Sie müssen ihn arg bedrängt haben.«
    »Du meinst diese drei hier?«
    »Wen sonst?«
    Ich hob die Schultern. Solange ich nicht genau wußte, um wen es sich bei diesen Personen handelte, wollte ich keine voreiligen Schlüsse ziehen.
    Die drei Gehängten lösten sich auch weiterhin vor unseren Augen auf. Es drückte sich keine schleimige oder gallertartige Masse aus den Wunden, eben nur dieser trockene Staub, der so roch, als wäre auf frischen Gräbern der Pflanzenschmuck vermodert.
    Von Gesichtern konnte nicht mehr gesprochen werden. Haut und Knochen waren nicht vorhanden. Alles sackte und rieselte ineinander, und auch die Hälse, um die bisher noch die Schlingen lagen, konnten den Verfall nicht aufhalten.
    Ihre Haut verwandelte sich ebenfalls in einen mehligen Staub, der durch die Schlingen rutschte.
    So sackten die drei Leichen zusammen.
    Fast zur gleichen Zeit berührten die Schuhe den Boden, wo sie den Körpern keinen Halt mehr gaben. Die Hosenbeine falteten sich wie Ziehharmonikas zusammen. Das gleiche geschah mit den Jacken, den Hemden ebenfalls, und nur das Knochenmehl umwallte die alten Kleidungsstücke.
    Wie zum Hohn blieben die drei Schlingen über dem Balken hängen. Sie zitterten leicht. Erst jetzt merkte ich, daß Jane ihre Hand auf meine rechte Schulter gelegt hatte. Deutlich spürte ich den Druck der Finger.
    »Machen wir uns aus dem Staub?«
    Ich lachte leise. Noch immer klebte die Gänsehaut auf meinem Rücken. »Später.«
    »Was willst du noch?«
    Ich drehte mich zu ihr um. »Halte mal die Lampe, Mädchen. Du kannst mir leuchten.«
    Jane stand ebenfalls unter Strom. Der Strahl zitterte, als ich mich vor die leere Kleidung hinkniete. Sie sah aus wie Lumpen, die innerhalb einer Staubschüssel lagen.
    Für mich war es wichtig, daß ich die drei Leichen identifizierte.
    Möglicherweise fand ich in den Taschen Papiere, Ausweise oder andere Dinge.
    Mit flinken Fingern suchte ich nach.
    Ich fand die entsprechenden Unterlagen, las auch die Namen und konnte nichts mit ihnen anfangen, da ich sie noch nie zuvor gehört hatte.
    »Wie heißen sie denn?« fragte Jane. Sie leuchtete schräg über meine Schulter hinweg.
    »Stacy, George und Milton Morgan.«
    »Kenne ich überhaupt nicht.«
    »Bist du sicher?«
    »Klar.« Jane sprach weiter. »Hast du nichts anderes gefunden? Was auf ihren Beruf hinweist?«
    »Nein.«
    »Das könnte wichtig sein.«
    »Bestimmt sogar.« Ich stand auf und ließ die Ausweise in meiner Außentasche verschwinden.
    Jane bewegte kreisend den Fuß. Sie malte Muster auf den Boden.
    Ich sagte nichts, doch die ehemalige Detektivin spürte, daß ich etwas von ihr wollte.
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