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0549 - Des Teufels Traum

0549 - Des Teufels Traum

Titel: 0549 - Des Teufels Traum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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habe noch den letzten Saurier gekannt. Vielleicht schließt sich hier und jetzt der Kreis.«
    Ein Kreis der Zeit von fernster Vergangenheit bis in die Gegenwart. Nicole fühlte, wie ein Schauer über ihre Haut rann. Irgendwie hatte dieses Gedankenbild etwas - Endgültiges…
    ***
    »Es ist wie ein Fluch«, sagte Yves Cascal, den sie Ombre nannten - den Schatten. Weil er sich wie einem Schatten gleich ungreifbar durch die Dunkelheit von Baton Rouge zu bewegen vermochte. »Es verfolgt mich, es läßt mich nicht mehr in Ruhe. Ich weiß nicht, was daraus noch werden soll.«
    Maurice, sein im Rollstuhl sitzender Bruder, schwieg. Er wußte ebenso wie die momentan schlafende Angelique, wie oft Yves schon versucht hatte, sein Amulett loszuwerden. Diese handtellergroße Silberscheibe mit den seltsamen Verzierungen, die auf manchmal geradezu groteske Weise immer wieder zu ihm zurückkehrte.
    In letzter Zeit schien eine Veränderung mit ihr vorzugehen.
    Eine eigenartige Unruhe ging von ihr aus, griff mehr und mehr auf Yves über. Er wurde nervös, teilweise aggressiv. So war er früher nie gewesen. Er versuchte dagegen anzukämpfen, aber es gelang ihm immer seltener. Das färbte nicht nur auf seine Stimmung ab, sondern ebenso auf die seiner Geschwister - und dadurch kam es auch hin und wieder zu erheblichen Schwierigkeiten mit den Leuten, mit denen Ombre »geschäftlich« zu tun hatte.
    Wohin sollte das führen?
    Es gab für ihn nur eine wirklich akzeptable Lösung: Er mußte das Amulett loswerden, sich dem immer stärker werdenden Einfluß entziehen.
    Aber gerade das ging nicht…
    »Wie wäre es, wenn Zamorra es an sich nähme?« schlug Maurice vor.
    »Es hilft nichts. Seine Begleiterin hatte es schon einmal - und hatte nichts Dümmeres zu tun, als es mir zurückzubringen!« [3]
    »Du müßtest Zamorra direkt darauf ansprechen. Angelique hat doch seine Telefonnummer.«
    »Er will es nicht haben, will es mir nicht abnehmen«, brummte Yves. »Das hat er mir selbst einmal gesagt. Zwar nicht direkt, aber es ging sehr deutlich aus seinen Worten hervor. Es gibt sieben Stück von diesen verdammten Silberscheiben, und er will von sich aus nichts an der bestehenden Verteilung ändern.«
    »Hm«, machte Maurice. »Dann wird man ihn wohl auch nicht dazu überreden können, es diesem seltsamen Merlin zurückzugeben. Der soll diese Amulette doch geschaffen haben, oder?«
    »Mir wär’s lieb, wenn ihn vorher der Teufel geholt hätte«, sagte Yves düster.
    »Dann wäre mir einiges erspart geblieben. Der ganze Höllenspuk, der damit zusammenhängt…«
    »Du kannst es nicht ändern.«
    »Ich weiß«, murmelte Yves verdrossen. »Nur eins habe ich bis jetzt noch nicht ausprobiert: Das verflixte Ding mit Handgranaten zu sprengen.«
    »Du bist verrückt«, entfuhr es dem Contergan-Geschädigten. »Du willst doch nicht wirklich…?«
    »Warum nicht? Stehlen lassen hat nicht funktioniert, zerbrechen und zersägen nicht, einschmelzen nicht… Verdammt, Maurice, ich will dieses Ding ein für allemal loswerden. Und wenn ich keine andere Möglichkeit sehe, dann versuche ich es eben zu sprengen. An Sprengstoff wird ja wohl heranzukommen sein.«
    Er grinste freudlos.
    »Natürlich, bei deinen Halbweltkontakten«, sagte Maurice. »Wann endlich versuchst du, von diesem Weg abzukommen? Vielleicht hast du das Amulett deshalb am Hals. He, Bruder, ich hab’s doch auch geschafft, Hochschulabschluß summa cum laude!«
    »Und jetzt arbeitsloser Akademiker.«
    »Und du bist arbeitsloser Nachtschatten.«
    »Wer gibt mir denn eine Chance? Ich komme aus diesem Teufelskreis nicht mehr heraus, ich stecke schon zu lange drin. Sobald jemand herausfindet, woher ich komme, ist es vorbei. Das hier ist nicht gerade die Renommieradresse, weißt du? Das wirst du auch noch merken, wenn dir auf deine Bewerbungsschreiben eine Absage nach der anderen in den Briefkasten flattert. Du hast wenigstens noch den Vorteil, daß deine Mischlingshautfarbe weiß ist. Meine ist schwarz. Wer nimmt hier im Süden schon einen verdammten Nigger?«
    »Dann siedele um.«
    »Und womit? Wohin? Hier habe ich eine sichere, praktisch unkündbare Wohnung. Miete ich mich anderswo ein, muß ich Einkommensnachweise erbringen, Kautionssummen hinterlegen… Menschenskind, Maurice, woher soll ich das denn nehmen? Es fällt mir oft schon schwer genug, für den täglichen Lebensunterhalt zu sorgen, und wenn Angelique nicht bei Sam hin und wieder ein paar Dollar hinzuverdienen würde, sähe es hier ziemlich
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