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0546 - Satans Amulett

0546 - Satans Amulett

Titel: 0546 - Satans Amulett
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte sie auch nicht anhand der Helligkeit abschätzen, wie spät es vielleicht sein mochte.
    Sie konnte überhaupt nichts tun. Sie konnte sich nicht bewegen, sie konnte nicht einmal richtig atmen. Ihr war, als zerrte vier- bis fünffache Schwerkraft an ihrem Körper. Sie fühlte zwar, daß sie ausgestreckt auf hartem Untergrund lag, und die Decke über ihr erkannte sie auch wieder - das war der Tempelraum, in dem Mansur Panshurab sie zur Kobra gemacht hatte! Sie lag wieder auf dem Steinaltar! Aber trotzdem konnte sie kaum denken. Das Blut staute sich in Armen und Beinen und fehlte im Hirn. Ihr Herz raste, kämpfte mit aller Kraft, um die Blutzirkulation aufrecht zu halten. Teri versuchte einen Arm zu heben. Es war, als sei er zentnerschwer. Sie schaffte es kaum, ihn überhaupt zu rühren.
    Unter dem Einfluß des Betäubungsmittels, das Panshurab ihr verabreicht hatte, war es ähnlich gewesen. Aber da waren nur ihre Muskeln und die Para-Sinne gelähmt gewesen. Jetzt jedoch machte auch ihr Kreislauf Schwierigkeiten. Es war schlimmer denn je zuvor.
    Sie schaffte es zwar, den Kopf zur Seite zu drehen, nicht aber, ihn wieder in die ursprüngliche Lage zu bringen. Die Nackenmuskeln waren dafür nicht stark genug.
    Unwillkürlich stöhnte sie auf. Selbst die Lautbildung fiel ihr schwer. Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen. Und alles, was nicht schwarzer Fleck war, hatte eine intensive Blau-Tönung angenommen.
    Der Dämon trat in ihr Gesichtsfeld, schritt vorbei. Diese riesige, übermenschlich große Gestalt mit fledermausartigen Schwingen, die aus dem Rücken hervorwuchsen, den gewaltigen Hörnern, den spitzen Ohren und den trotz des Blaustichs intensiv gelb glühenden Augen. Zarkahr, den sie zuerst irrtümlich für eine Statue des Lucifuge Rofocale gehalten hatte!
    Er mußte es sein, der sie mit seiner Magie bedrückte, fast schon erdrückte. Er mußte sie auf seinen Steinaltar gezwungen haben. Was er beabsichtigte, war ihr klar.
    »Ich brauche dich nicht«, hatte er gesagt. »Du wirst das sein, was mein Gefolgsmann Ssacah durch seinen Diener Mansur Panshurab mit dir beabsichtigte: ein Köder für Zamorra.«
    Daß sie nicht nur Köder sein, sondern auch vor Zamorras Augen sterben sollte, ahnte sie nicht. Sie konnte Zarkahrs Gedanken nicht lesen. Sie konnte wegen ihrer Konzentrationsschwäche überhaupt nichts tun. Sie konnte sich nicht einmal in eine Kobra verwandeln!
    Sie konnte nur warten.
    Und hoffen, daß die Tortur bald ein Ende fand…
    ***
    Lucifuge Rofocale näherte sich dem Ort, an dem er die Aura des erweckten Dämons spürte. Es war ein unterirdischer Raum. Europa, England, London, Industriegelände, eine leere Fabrik, eine Halle, ein gewaltiger Hohlkeller.
    Der Erzdämon schirmte seine eigene Aura ab. Er wollte nicht zu früh erkannt werden. Nicht, ehe er selbst definitiv wußte, mit wem oder was er es in diesem Fall zu tun hatte.
    Jetzt, aus unmittelbarer Nähe, erkannte Lucifuge Rofocale noch mehr. Er spürte Ssacahs Aura. Es mußte sich eine Unmenge von Ssacah-Ablegern hier befinden.
    Ssacah hier in London?
    Ssacah, dessen Einflußbereich auf Indien begrenzt war?
    Hatte nicht erst vor relativ kurzer Zeit Stygia, die Fürstin der Finsternis, Ssacahs Vasall Mansur Panshurab eindeutig darauf hingewiesen, daß der Ssacah-Kult die Grenzen des indischen Subkontinents nicht überschreiten sollte?
    Beinahe hätte Lucifuge Rofocale aufgelacht. So viel also zu Stygias Autorität! Aber auch andere mächtige Dämonen, denen es schon nicht recht war, daß Ssacah überhaupt eines Tages wieder auftauchen mochte, weil sie selbst schon auf seinen einstigen Machtbereich hofften, hatten Panshurab eindringlich verwarnt, sogar bedroht. Lucifuge Rofocale selbst gehörte zu ihnen.
    Niemand wollte die Schlange haben!
    So war Panshurabs Frechheit schon nahezu bewundernswert. Immer wieder versuchte er durch die Maschen des Netzes zu schlüpfen, das die Schwarze Familie aufspannte, um seinen Expansionsdrang einzudämmen. Vielleicht war es wirklich einmal an der Zeit, ein Exempel zu statuieren und die Drohungen wahr zu machen.
    Auf gut dämonisch: Mansur Panshurab zu exekutieren!
    Doch noch hielt sich Lucifuge Rofocale mit einer solchen Entscheidung zurück, und auch die Fürstin der Finsternis war nicht dumm genug, den ersten Ssacah-Diener einfach zu töten. Immerhin war er ein erklärter Feind Zamorras. Es war besser, ihn gegen den Dämonenjäger zu verheizen, als Zamorra indirekt zu unterstützen, indem man einen seiner
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