Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0544 - Der Bleiche

0544 - Der Bleiche

Titel: 0544 - Der Bleiche
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
doch bei Ihnen«, wunderte ich mich. »Sie hatten mit ihm einen sehr engen Kontakt.«
    »Der Nebel berührte mich auch, wenn ich Luke umarmte.«
    »Und Ihnen ist nichts passiert?«
    »Nein.«
    »Was schützte Sie denn?«
    »Er… er hat mir gesagt, daß er der Bote des Nebel ist. Die Totenwelt, aus der er zurückkehrte, war das Gebiet des Nebels. Er hat viel gesehen, glauben Sie mir, aber …«
    »Beantworten Sie mir die Frage!«
    »Er durfte sich eine Person aussuchen, die vor seiner Gestalt geschützt wurde.«
    »Das waren Sie.«
    »Richtig!«
    »Und was ist, wenn er andere umarmt?«
    Sie ließ sich etwas Zeit mit der Antwort. »Dann sind sie verloren. So wie wir. Ich komme ohne sein Beisein gegen den Nebel nicht an. Sehen Sie doch, die Fratzen dort! Sie sind einfach schlimm.«
    »Okay, ich weiß jetzt Bescheid. Und Sie werden jetzt das tun, was ich Ihnen sage.«
    »Sehen Sie denn eine Chance?«
    »Ich weiß es nicht. Für mich ja, denn ich besitze die einzige Waffe, die es bis jetzt gegen den Nebel gibt.« Ich hielt ihr mein Kreuz entgegen. »Das ist sie!«
    »Damit wollen Sie ihn stoppen?« Zweifel zeichneten Kyras Gesicht. »Niemals schaffen Sie das – niemals!«
    »Warum sollte mir das mißlingen, was mir früher schon des öfteren gelungen ist?«
    Kyra mußte einfach lachen. »Sie haben es geschafft, dem Nebel Widerstand entgegenzusetzen?«
    »Ja.«
    Hoffnung hatte ich ihr nicht geben können. Das kümmerte mich auch nicht. Wichtig war für mich die Tatsache, daß dieser verfluchte Nebel sich dermaßen verteilt hatte, daß er in der Lage war, uns einzukreisen. Er kam von vier Seiten.
    Auch Kyra hatte es festgestellt. Sie begann zu zittern. »Sinclair, wie wollen Sie das alles in die Reihe bringen?«
    Ich hörte nicht auf sie, sondern konzentrierte mich auf den grauen Todesnebel.
    Ob wir beide uns auf dem Planet der Magier befanden oder nicht, mir kam es vor, als würden wir noch auf einer Insel sitzen. Ich schätzte die Entfernung ab.
    Einen Vorteil besaßen wir. Zwar schloß uns der Todesnebel von allen vier Seiten gleichzeitig ein, nur besaßen die Nebelbahnen nicht die gleiche Geschwindigkeit. Diejenige, die von vorn gegen uns vordrang, würde uns früher erreichen als die anderen drei.
    Deshalb konzentrierte ich mich auf sie. Noch einen Blick warf ich auf Kyra Benson. Sie befand sich dicht hinter mir. Ich schützte sie praktisch mit meinem Körper.
    Gegen mich konnte er strömen…
    Und gegen mein Kreuz!
    Ich hielt es in der rechten Hand und hatte den Arm der heranrollenden Wand entgegengestreckt. So war ich ihm schon des öfteren begegnet, auch jetzt gab es keine andere Möglichkeit.
    Mein Kreuz reagierte.
    Ich verglich es oft mit einem Seismographen, der Erdbebenwellen aufzeichnet. Auch jetzt paßte dieser Vergleich, denn der geweihte Talisman spürte genau, daß etwas Böses und Schreckliches auf uns zurollte. Seine vier Enden, wie die Anfangsbuchstaben der Haupterzengel eingraviert worden waren, strahlten, je mehr sich uns der Nebel näherte, immer heller auf. Noch schafften sie es nicht, den Todesnebel zurückzudrängen, aber ich wartete auf den Moment, wo das Kreuz seine gewaltige Kraft entfaltete, ohne daß ich es durch das Rufen der Formel aktivierte.
    Ich versuchte die Entfernung abzuschätzen. In dieser Welt konnte man nicht mit normalen Maßen rechnen, aber er war bereits so nahe herangekommen, daß ich seine Kälte spürte.
    Noch einige Blicke nach rechts, links und nach hinten. Dort besaßen wir mehr Distanz zum Nebel.
    Da passierte es.
    Meine Augen leuchteten ebenfalls, als ich sah, wie das Kreuz plötzlich aufstrahlte.
    Aus den vier Enden schossen die hellen Lanzen in den grauen Nebel hinein.
    Breite Bahnen, die wie geschnittene Tücher wirkten, rasten hinein, rissen Lücken, zerstörten ihn, schafften Freiräume, die auch nicht wieder durch die graue Brühe ausgefüllt wurden.
    Der Nebel wurde vernichtet.
    Es geschah lautlos, trotzdem überkam mich der Eindruck, als würde mich ein Inferno aus Schreien umgeben. Todesschreie derjenigen Geister, aus denen sich der Nebel zusammensetzte.
    Es war furchtbar für die andere dämonische Seite und für mich gleichzeitig faszinierend.
    Die Strahlen des Kreuzes sorgten dafür, daß die Lücken nicht mehr aufgefüllt wurden. An ihren Seiten vergingen die geisterhaften Gestalten. Sie wurden regelrecht zerrissen.
    Das war es, was ich mit den stummen Schreien meinte. Wenn ich Fratzen kurz vor dem Zerplatzen erkannte, überkam mich das Gefühl, als wären
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher