Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0543 - Die Fliegen-Königin

0543 - Die Fliegen-Königin

Titel: 0543 - Die Fliegen-Königin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
uns verraten und die Fliegenkönigin zu unberechenbaren und gefährlichen Aktionen verleiten.
    Ihr Gesang und das dazwischen vorkommende Sprechen war für uns nicht nur deutlicher zu verstehen, es hatte sogar einen hallenden Klang angenommen, so daß wir davon ausgehen mußten, bald in einer unterirdischen Felsenhöhle zu landen.
    Auf meinem Rücken lag eine Gänsehaut. Ich ahnte, daß Suko stehengeblieben war und stoppte auch.
    Er brachte seinen Mund dicht an mein Ohr. Vor uns sahen wir hinein in die Schwärze, die eine Höhle ausfüllen mußte, anders war der Stimmenklang nicht zu erklären. Und auch nicht das andere Geräusch, das wir ebenfalls vernahmen.
    Ein Summen und Schwirren, als sei die Höhle von unzähligen Fliegen bewohnt.
    Ich wollte Gewißheit haben. Bisher hatte ich den Fels noch nicht berührt, jetzt streckte ich den Arm aus und fühlte unter meinen Fingern die zitternde, weiche Fläche.
    Fliegen…
    Sie saßen überall, aber sie taten nichts. Wahrscheinlich wollten sie die Andacht ihrer Königin nicht stören.
    Wispernd besprachen wir unseren Einsatzplan. Suko war für die Überraschung, ich ebenfalls.
    Mein Freund tastete nach seiner Lampe. Ich stellte die beiden Kanister so leise wie möglich ab.
    »Jetzt«, sagte ich halblaut.
    Suko schaltete die Lampe an. Der Strahl zerschnitt die tintige Finsternis und traf die kniende Elvira Klein, die sich überhaupt nicht überrascht zeigte, denn sie sagte: »Ich habe euch erwartet. Ich wußte, daß ihr kommen würdet. Meine Freunde haben euch gemeldet, und ich bin froh, daß ihr freiwillig in den Tod gehen wollt…«
    ***
    Das wollten wir zwar nicht, aber wir ließen die Frau in ihrem Glauben, die auch weiterhin vor einem Gegenstand kniete, den wir nicht erkennen konnten, weil er von ihrem Rücken abgedeckt wurde.
    Wir sahen wohl, daß sie ihre Arme ausgestreckt hielt und mit den Händen etwas berührte.
    »Weshalb kommt ihr nicht näher?« fragte sie. »Habt ihr Angst?«
    »Uns gefällt es hier gut«, sagte ich und öffnete schon die beiden Verschlüsse des Kanisters.
    »Spielt auch keine Rolle, Sinclair. Die Fliegen werden euch immer erwischen, weil sie schneller sind.«
    »Das mag sein.«
    »Wollt ihr sie sehen?«
    »Wir wissen, wo sie sind.«
    »Wenn ihr Lampen dabei habt, leuchtet trotzdem die Wände ab. Es ist ein interessantes Bild, glaubt mir.«
    Wir taten ihr den Gefallen. Schon bald strichen die Kegel über die nicht mehr zählbaren Fliegen, die an den Wänden und an der Decke der Höhle ihre Plätze gefunden hatten und so dicht zusammenhockten, daß wir vom Gestein nichts erkennen konnten.
    Das war schon eine Armee von Fliegen. Wenn die über uns herfielen, waren wir chancenlos.
    Wir senkten die Arme, und Elvira Klein lachte. »Na, habt ihr genug gesehen?«
    »Sicher!«
    »Was sagt ihr?«
    »Es ist schon phänomenal«, gab Suko zu. »Nur möchten wir gern wissen, wie so etwas kommt. Wie wird man zu einer Königin der Fliegen?«
    Elvira Klein ließ sich Zeit mit der Antwort. Sie veränderte ihre Haltung auch nicht. »Wie wird man das? Ich will es euch sagen, zudem ist es schnell erzählt. Es gab eine Zeit, da spürte ich, daß ich anders war als die übrigen Kinder in meinem Alter. Ich fühlte mich zu den Fliegen hingezogen. Ich merkte, welch eine starke Sympathie sie mir entgegenbrachten. Ich spielte mit ihnen, ich konnte sie sogar schlucken und spürte dann mehr Kraft in mir. Die Fliegen zeigten mir den Weg in das wahre Leben. Später, als ich fast erwachsen war, da entdeckte ich diese Höhle. Es war, als wäre ich von einem Leitstrahl geführt worden. Ich ging hinein, und ich sah den Fliegenstein, den ich jetzt umklammert halte. Eine gewaltige Fliege aus Stein, ein Überbleibsel eines Volkes, das einmal in grauer Vorzeit, als die Alpen entstanden, hier gelebt haben muß. Das Volk ist vergessen worden. Es muß von den Sternen gekommen sein, und es besaß ein immenses Wissen. Ich habe es das Unsterbliche oder das Fliegenvolk genannt. Wenn die Erde einmal birst, wenn Menschen zu den schrecklichen Waffen der Vernichtung greifen, werden sie selbst sterben, doch die Fliegen vergehen nicht. Sie werden überleben, da könnt ihr Wissenschaftler fragen, die meine Angaben bestätigen. Ich liebte also die Fliegen, und ich mußte mit ansehen, wie sie von den Menschen gehaßt wurden. Man tötete sie, wo man sie fand. Sie wurden erschlagen oder zertreten, die Menschen kannten überhaupt keine Rücksicht, und ich, die ich die Fliegen liebte, war Zeuge. Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher