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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige
Autoren: Edgar Wallace
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nicht einen Haufen Lügen über mich aufgetischt? Hören Sie, Hugg, ich zahle Ihnen gutes Geld für die Wahrheit. Also, heraus damit. Was hat er Ihnen in Dartmoor erzählt?«
    Aber Hugg schüttelte nur den Kopf. »Erzählt, Sir? Was hätte er denn über einen feinen Herrn wie Sie erzählen können? Außerdem war er ein gebildeter Mann, ganz anders als ich und die anderen. Der hat überhaupt nicht mit uns geredet.« Crewe hatte seine Brieftasche herausgezogen und ließ wie absichtslos die Geldscheine blitzen. »Wenn Ihnen mit hundert gedient ist. . .«
    Hugg lächelte verlegen. »Das wär die Rettung. Aber ich kann nichts erfinden; das kann ich nun mal nicht.«
    Crewe drückte dem Mann zwei Scheine in die Hand. Er war überzeugt, daß er die Wahrheit sagte, daß Lane tot war; aber wie war das mit der gefiederten Schlange?
    »Hier sind zwanzig. Und versuchen Sie nicht, sich mehr zu holen. Sie bekommen's doch nicht.«
    Hugg nahm gierig das Geld.
    »Ich habe Ihre Adresse«, fuhr Crewe fort. »Wenn Sie umziehen, lassen Sie es mich wissen. Den Totenschein behalte ich. « Huggs Augen blitzten, als er das Geld einsteckte; dies war offenbar ein Ergebnis seines Besuchs, mit dem er nicht gerechnet hatte. Als Crewe dem Diener läutete, trat er einen Schritt näher:
    »Laue war ein feiner Kerl.« Es lag beinahe etwas wie Trotz in seiner Stimme. »Er hat mir in Dartmoor das Leben gerettet und -«
    »Ja, ja«, sagte Crewe ungeduldig, als Thomas erschien. »Sehr interessant - auf Wiedersehen.«
    Unverständliches vor sich hin murmelnd, ging Harry Hugg davon.
    Erledigt. Crewe richtete sich auf, als wäre ihm eine Last von den Schultern genommen. Eine Viertelstunde lang starrte er ins Feuer und dachte an den toten William Lane; dann war das Gespenst, das ihm all die vergangenen Jahre keinen Frieden gegönnt hatte, zur Ruhe gebettet. Er griff nach dem Klingelzug mit dem Onyxgriff, blickte einen Moment nachdenklich auf den glänzenden Stein nieder, der auf seiner offenen Hand lag, und drückte dann den Elfenbeinknopf.
    Als Daphne Olroyd in das weißgetäfelte, von indirekter Beleuchtung erhellte Zimmer trat, fand sie Crewe vor dem offenen Kamin stehend, einen Ausdruck düsterer Nachdenklichkeit auf dem Gesicht. Er sah sie so geistesabwesend an, als nähme er ihre Anwesenheit gar nicht bewußt wahr. Daphne Olroyd war schön, und Crewe hatte sie einmal »göttlich« genannt, ohne dafür vom Objekt seiner Bewunderung Dankbarkeit oder Zuwendung zu ernten. Sie hatte eine makellose Haut, große, ernsthafte Augen, einen gertenschlanken, biegsamen Körper. In dem braunen Haar schimmerten goldene Glanzlichter, ihre schönen Hände hätten Leicester Crewe zu schwärmerischen Hymnen veranlassen können. Aber Leicester Crewe hatte keinen Sinn für Lyrik. Überdies war er im Augenblick viel zu sehr mit seinen eigenen Plänen beschäftigt, weshalb ihm auch gewisse Anzeichen ihrer Mißbilligung entgingen, die jedem anderen Mann aufgefallen wäre.
    Mit einem Ruck hob er den Kopf. »Sie haben sich die Sache überlegt, Miss Olroyd? Was mich bisher aufgehalten hat, ist nun befriedigend...« - er suchte nach dem rechten Wort und kam auf das naheliegende - »...geregelt. Ich werde am 14. dieses Monats aus London abreisen. Zunächst gehen wir für einige Wochen nach Capri, dann habe ich vor, nach Konstantinopel hinunter -«
    » Da müssen Sie sich leider eine neue Sekretärin suchen, Mr. Crewe«, unterbrach sie ihn ruhig.
    Er lächelte, obwohl er gar nicht belustigt war. »Das ist doch albern und altmodisch dazu. Wir leben in modernen Zeiten, Miss Olroyd. Hunderte von Männern fahren mit ihren Privatsekretärinnen ins Ausland.«
    »Ich weiß«, antwortete sie trocken. »Aber nicht mit mir.« Er schnalzte ungeduldig mit der Zunge und sah zu ihr hinunter.
    Er hatte etwas Vogelähnliches, erinnerte sie immer an einen räuberischen, hageren Vogel, einen Adler oder Geier vielleicht.
    »Blödsinn!« sagte er. »Mrs. Staines begleitet uns doch.«
    »Auch das ändert nichts an meinem Entschluß, Mr. Crewe. « Er murmelte etwas von einer Gehaltserhöhung, nannte eine ansehnliche Summe, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, an so einem Leben liegt mir nicht«, erklärte sie. »Ich wollte Ihnen sowieso sagen, daß ich eine neue Stellung angenommen habe.«
    Crewe war wütend, aber er unterdrückte die bissige Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, und erwiderte in mildem Ton: »Das tut mir aber leid. Wer ist denn der glückliche neue Chef?«
    Der Name, den sie ihm
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