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0538 - Der Wechselbalg

0538 - Der Wechselbalg

Titel: 0538 - Der Wechselbalg
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diesem Grab liegt… Und ich möchte vielleicht auch Madame Dozard eine positive Nachricht überbringen können, falls ich mich irre.«
    Er nahm den Dhyarra-Kristall aus der Tasche. Während er sich auf den Sternenstein konzentrierte, leuchtete der Kristall in einem intensiven Blau auf. Zamorra überwand seine innere Scheu vor dem Kindergrab und versuchte, seine bildhaften Anweisungen in eine Aktion umzusetzen. Seine Vorstellungskraft ließ den Erdboden durchsichtig werden. Zentimeter um Zentimeter drang die Transparenz hinab in die feuchte Erde.
    Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Der Dhyarra-Kristall 4. Ordnung besaß zwar unglaublich starke Kraft, doch alles hing von seinem Benutzer ab, der diese Kraft auch optimal nutzen mußte. Zamorra war einen Kristall dieser Stärke noch nicht gewohnt. Kopfschmerzen, die sich entwickelten, wollten ihn aus seiner Konzentration reißen.
    Er kämpfte dagegen an, und auch gegen die Erschöpfung, die sich geradezu explosionsartig in ihm ausbreitete und ihm klarmachte, daß er heute schon einiges hinter sich gebracht hatte.
    Allmählich trat der Sarg aus der Finsternis der-Tiefe…
    Sieben Jahre hatten ihm stark zugesetzt; trotzdem war er längst nicht völlig zerfallen. Es war beste Qualitätsarbeit, die die Dozards eine Menge Geld gekostet haben mußte.
    Die Magie des Dhyarra-Kristalls zeigte es ihm! Dabei konnte nur er in die Grabestiefe schauen. Nicole, die unmittelbar neben ihm stand, sah nur die liebevolle Bepflanzung, die in der Blütezeit eine fantastische Farbenpracht über das Grab zaubern mußte.
    Beim Blick in die Tiefe gab es für Zamorra auch keine abendliche Dunkelheit. Er hatte überhaupt nicht den Eindruck, daß Licht nötig wäre. Er sah Dinge unabhängig von den Lichtverhältnissen, die unter dem Erdreich ohnehin keine Rollen spielen konnten.
    Er sah in den Sarg hinein.
    Und der war leer.
    Wie Zamorra es erwartet hatte.
    ***
    … da mußte ›Arlene‹ schließlich sterben:
    T’Carra reifte zu schnell heran. Es wurde verdächtig. Außerdem wurde es immer schwieriger, ihre Hörner und Flügel und den Schweif zu tarnen. Immer wieder mußte Zorak mit ihrer Magie nachhelfen, damit die Eltern und auch sonst jemand nichts von den körperlichen Abnormitäten bemerkte. In immer kürzer werdenden Abständen mußte Zorak das magische Feld neu ›aufladen‹! damit es selbstständig von T’Carra ausging und die Menschen manipulierte.
    Doch dafür mußte Zorak töten. Immer wieder. Wenigstens war der Dämon dabei nicht an eine bestimmte Region gebunden, holte seine Opfer überall auf der Welt und so, daß niemand verbindende Schlüsse ziehen konnte. Woher sonst hätte er die Energie nehmen sollen?
    Zum Glück konnte T’Carra die Flügel so falten und den Schweif so anlegen, daß sie unter die Kleidung paßten, ohne aufzutragen. Es war praktisch das erste, was Zorak ihr beigebracht hatte.
    Und die Menschenaugen sahen immer nur das, was sie sehen sollten, und die Menschenhände ertasteten immer nur das, was sie ertasten sollten. Bis jetzt…
    Von Tag zu Tag bangte Zorak darum, daß der Zauber nicht überraschend gebrochen wurde. Ihre Idee, als ›Babysitter‹ in unmittelbarer Nähe des Kindes zu wohnen und damit T’Carra jeden Tag sehen zu können, empfand sie als genial. So konnte Zorak stets Anteil an der Entwicklung des Kindes nehmen und diese lenken.
    Aber T’Carra war anders als Menschenkinder. Eine ›Überfliegerin‹. Es konnte so nicht weitergehen. Die Dämonin mußte eine neue Entscheidung treffen.
    Nach einer Zeit des Glücks ließ sie ›Arlene‹ sterben.
    Sie schuf eine plastische Illusion, die die Rolle des ›toten‹ Kindes annahm, und hielt die Magie gerade noch so lange aufrecht, daß die ärztliche Untersuchung und die Aufbahrung stattfinden konnte. Derweil befand sich T’Carra bereits in Carrie Zoraques Wohnung, um sich dort absolut still zu verhalten. Das Dämonenkind begriff bereits sehr wohl, worum es ging!
    Als der Kindersarg geschlossen wurde, löste sich die Illusion auf. Ein in Wirklichkeit leerer Sarg wurde in die Erde gesenkt.
    Carrie Zoraque verließ Annonay und wurde zu Carrie Carrieux, um in Arlebosc das kleine Haus zu kaufen.
    Dort konnte auch T’Carra leben.
    Im Gegensatz zu früher durfte das Dämonenkind nur noch selten nach draußen. Zorak überließ es keinem betreuenden Menschen mehr.
    Je älter T’Carra wurde, desto mehr magische Energie mußte für ihre Tarnung aufgebracht werden. Den Menschen mußte ihre merkwürdig
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