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0538 - Der Wechselbalg

0538 - Der Wechselbalg

Titel: 0538 - Der Wechselbalg
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Abartige zeigt mehr Rückgrat als manch anderer aus deiner Sippe«, stellte er trocken fest. »Ich denke, wir sollten ihm eine Chance geben.«
    »Darüber bestimme ich!« bellte Zorrn. »Das ist eine Sache der Familie Corr.«
    »Sicher, sicher«, sagte Astaroth und bleckte die Fangzähne. »Wenn du nicht auf gute Ratschläge hören willst, dann eben nicht. Ich werde mir dann künftig andere Partner für eventuelle größere Aktionen aussuchen.«
    »Also gut«, zischte Zorn. »Er soll seine Chance bekommen.«
    Zorak stand da wie ein Stück Schlachtvieh, über das verhandelt wurde. Doch was konnte sie tun? Wenn sie jetzt blindwütig zuschlug, schadete ihr das nur. Astaroth und Zorrn waren gemeinsam zu stark. Mehr noch, Zorrn hatte recht; er würde auch allein spielend mit Zorak fertig. Denn er war vorbereitet. Damals, im Unterschlupf, als er T’Carra entdeckte, wäre das anders gewesen. Da war er überrascht gewesen…
    »Du brauchst keinen von uns zu töten«, sagte Astaroth. »Du hast noch eine Möglichkeit, deine Mißgeburt zu retten. Denn noch lebt sie. Aber vielleicht nicht mehr lange. Ich werde dir sagen, wo du sie findest.«
    »Und was ist der Engelsflügel daran?« lauerte Zorak. »Ihr werdet kaum zulassen, daß ich zusammen mit meinem Nachkommen überlebe! Ich würde Schande über Euch bringen, wie Ihr das in Eurer grenzenlosen Arroganz wohl nennt!«
    »Du willst, daß sie überlebt, ohne Rücksicht auf deine Familie. Also -wirst du gegen Zamorra angehen müssen. Denn wir machen uns die Hände mit der Mißgeburt nicht schmutzig; er ist im Begriff, dein Monstrum auszulöschen.«
    » Zamorra «, keuchte Zorak. »Er schon wieder…!«
    Doch es paßte nicht ganz zusammen!
    Zamorra war ihr in die Quere geraten. Er hatte sie gefunden. Aber wie konnte er T’Carra bereits in seiner Gewalt gehabt haben? Zorak hatte schließlich erst nach T’Carras Hilfeschrei von ihm abgelassen! Und als sie Zamorra zu töten versucht hatte, war er mit seiner Begleiterin allein gewesen!
    Andererseits besaß er Freunde und Helfer überall auf der Welt. Sie hatten T’Carra vielleicht in ihrer Gewalt. Warum war dann der Hilfeschrei von hier erfolgt? Denn nur dadurch, daß sie sich nach ihm orientiert hatte, war Zorak hierher gelangt Sie war hin und her gerissen. Und die Mutterliebe wurde mächtiger als die Logik.
    Wenn es eine Chance gab, T’Carra zu retten, mußte sie die ergreifen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für sich und andere. Das war wichtiger, als bestimmte Unstimmigkeiten aus dieser Geschichte herauszufiltern und zu klären. Denn das dauerte möglicherweise zu lange; Zorak kannte die Hinhaltetaktiken ihrer Artgenossen…
    »Wo ist Zamorra?« schrie sie Astaroth an…
    ***
    Bis zum Friedhof war es nicht sehr weit.
    Zamorra hatte trotzdem den Wagen genommen. Allein, um ihn im Notfall für eine Flucht oder eine Verfolgung startklar zu haben.
    Jetzt parkte das Fahrzeug vor dem tristen Friedhofstor. Nicole ging voraus. Sie hatte die starke Stablampe aus dem Wagen genommen und leuchtete den Weg aus. Es war mittlerweile fast dunkel geworden. Aber Nicole hatte sich vorher in etwa gemerkt, wo sie Gabrielle Dozard gesehen hatte. Falls sie das Kindergrab trotzdem nicht fanden, würde Zamorra es mit dem Amulett versuchen und eine ›Zeitschau‹ durchführen.
    Doch soweit kam es nicht. Plötzlich erfaßte der Lichtkegel der Stablampe ein einfaches Holzkreuz mit der Aufschrift ›Arlene - 1984-1987‹.
    Zamorra zögerte. Oft genug hatte er schon auf Friedhöfen vor Gräbern gestanden. Aber Kindergräber übten immer eine besonders intensive Wirkung auf ihn aus. Hier lagen Träume und Hoffnungen der Eltern begraben; Kinder, die keine Chance bekommen hatten, ihre Zukunft vom Traum zur Wirklichkeit werden zu lassen und Schurke oder Heiliger zu werden. Wenn Erwachsene starben, wenn die Alten dahinschieden, war das der normale Lauf der Dinge. Aber Kinder hatten doch, so dachte man normalerweise, das ganze Leben noch vor sich.
    Es waren Augenblicke, in denen Zamorra sich mehr als unwohl fühlte. Vielleicht war es so etwas wie ein schlechtes Gewissen, weil er selbst zur privilegierten Schicht der Unsterblichen gehörte. Er war nicht betroffen… und er war es dennoch.
    Auch Nicole bewegte sich in diesen Augenblicken etwas ungelenk und zeigte dadurch ihr Unbehagen. »Bist du sicher, daß wir es tun sollten?« fragte sie leise.
    Zamorra räusperte sich, aber der Kloß in seinem Hals war beharrlich. »Ich… möchte selbst wissen, was in
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