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0537 - An Bord der MARCO POLO

Titel: 0537 - An Bord der MARCO POLO
Autoren: Unbekannt
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und schreiben.
    Ich bezweifelte zu Recht, daß einer von ihnen heute lesen und schreiben konnte. Vielleicht im Linearraum oder außerhalb der Galaxis.
    Die Menschen näherten sich vorsichtig und zögernd, aber unverkennbar zielstrebig. Ich sah in ihren Gesichtern erwachende Intelligenz; jenen Zug, den Kinder haben, wenn sie etwas begriffen haben, was sie niemals wieder vergessen würden. Angespannt, konzentriert und aufmerksam.
    Der Anführer blieb stehen und deutete auf eine Notrufsäule, die etwa eintausend Meter vom jetzigen Standort der Ankömmlinge entfernt war. Dann sagte er etwas. Die anderen nickten. Also war die Säule ihr Ziel.
    „Jedenfalls sind sie nicht mehr von panischer Angst erfüllt!"
    sagte ich mir. „Was geht hier vor?"
    Ich hatte oft darüber nachgedacht ...
    Dieses Schiff konnte auch eingesetzt werden, wenn nicht alle achttausend Kojen belegt waren. Ich konnte es zwar allein starten und fliegen und in Sicherheit bringen, aber das war auch alles. Nur die Steuerung des gewaltigen Raumkörpers konnte von mir übernommen werden; solange ich flog, war ich unfähig, auch nur eine Schleuse richtig zu fahren.
    Die junge Frau stolperte über einen Draht, der im Gras verborgen gewesen war. Noch vor vier Tagen hätten die anderen das Mädchen liegengelassen und laut darüber gelacht. Jetzt hoben sie die Frau auf, fragten pausenlos und schienen zufrieden zu sein, als sie weitergingen. Ich sah, daß sie einen zerfetzten Technikermantel trug - mit zwei Winkeln am Arm.
    (Zwei Winkel - kann einen Interkom benutzen!) Vielleicht konnte sie tatsächlich einen Interkom benutzen ...?
    Ich wartete eine Stunde und beobachtete diese Gruppe. Sie konnte für alle anderen Menschen stellvertretend sein.
    War sie aber wirklich repräsentativ?
    Ich wartete, bis sie die Notruf säule erreicht hatten. Dann sah ich zu, wie die Technikerin den Notruf betätigte.
    Dann hob ich an dieser Stelle den Schutzschirm auf und ließ die dreizehn Leute passieren. Sie hatten, bis sie das Schiff erreichten, noch einen langen Weg vor sich. Ich schickte ihnen zwei schnell programmierte Hilfsroboter entgegen. Vielleicht glückte mein Plan - wenn nicht, waren dreizehn Menschen keine Gefahr für das Schiff oder für mich.
    Ich sollte mich wundern. Eine Stunde später ...
    Aber ich will nicht vorgreifen.
    „Bis sie am Schiff sind, werde ich versuchen, Deighton oder Danton zu erreichen'1, sagte ich und wanderte quer durch die Zentrale bis zu dem eingeschalteten Bildschirm. Ich betätigte die Ruftaste und hatte eine halbe Minute später ein etwa sechzehn Jahre altes Mädchen vor mir.
    „Sie sind Korom-Khan, nicht wahr?" fragte sie. Ihr Gesicht war für ihr Alter zu ernst und für diese Morgenstunde zu abgespannt.
    Mit Sicherheit war sie todmüde.
    „So ist es, junge Dame", sagte ich und versuchte ein aufmunterndes Lachen. „Ich möchte gern mit Deighton sprechen.
    Ist er schon auf?"
    Sie winkte 'ab und erklärte: „Er scheint niemals zu schlafen. Ich habe ihn vor einigen Minuten vorbeigehen sehen. Warten Sie einen Moment?"
    Ich nickte und setzte mich in einen schweren Drehsessel.
    Wenigstens waren die Robots des Schiffes, soweit sie ein primitives Positronenhirn hatten, pausenlos tätig gewesen und hatten das Schiff innen in eine geradezu auffallende Ordnung gebracht. Alles schimmerte und glänzte wie bei der Indienststellung der MARCO POLO.
    „Natürlich warte ich", sagte ich leise. „Lassen Sie sich Zeit, das Universum wird nicht untergehen deswegen."
    Sie fand diese Bemerkung gar nicht komisch, hob die Hand und versuchte, Deighton zu erreichen. Das war das Gute an diesem Zustand - wir hätten alle gern darauf verzichtet, daß es so wenige immune Menschen gab, daß jedermann für jeden fast immer Zeit hatte und erreichbar war.
    Zwei Minuten später saß mir Galbraith Deighton gegenüber. Er nickte grüßend und fragte halblaut: „Was kann ich für Sie tun, Korom-Khan?"
    Ich lachte kurz und ironisch auf; die wenigsten Immunen auf diesem Planeten versuchten, „etwas für einander zu tun". Wir alle taten alles nur für die anderen - für eine unübersehbare Masse von Individuen, die schlagartig in eine Art geistiger Steinzeit versetzt worden waren und sich davon nur in winzigsten Schritten erholten.
    „Für mich wenig, ich habe alles, was ich brauche. Aber, hören Sie zu. Ich habe eben eine Gruppe von dreizehn Menschen auf den Flottenhafen gelassen - sie kommen vermutlich in die Nähe des Schiffes."
    Ich berichtete, was ich gesehen
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