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0537 - An Bord der MARCO POLO

Titel: 0537 - An Bord der MARCO POLO
Autoren: Unbekannt
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harte Linien waren erschienen, die Augen lagen in tiefen Höhlen.
    Mangel an Schlaf und ein Zuviel an Verantwortung. Als vor wenigen Tagen die ersten Meldungen auftauchten, die ersten, überraschenden Beobachtungen gemacht worden waren, konnte Pontonac sie nicht glauben.
    Er konnte es auch nicht glauben, als das Bildfunkgerät in seinem Aufenthaltsraum zu arbeiten begann.
    Edmond stand müde auf; ein Mann, dem man es nicht ansah, daß er sich auf zwei metallenen Prothesen bewegte. Er schaltete das Gerät ein und meldete sich.
    „Elas Korom-Khan an Bord der MARCO POLO!"
    Edmond Pontonac hatte sich noch niemals in seinem Leben älter gefühlt als heute: Er war rund achtzig Jahre alt. Aber bei einer Lebenserwartung von mehr als einhundert - achtunddreißig spielte diese Altersangabe nicht die Rolle früherer Jahrhunderte.
    „Richtig! Ich erkenne Sie", sagte er leise.
    Die beiden Männer wechselten einen langen, schweigenden Blick.
    Korom-Khan fragte: „Sie scheinen sich nicht besonders gut zu fühlen, Edmond?"
    „Ich fühle mich wie ein alter Mann am Ende seiner Tage", erwiderte Edmond. „Ich habe resigniert. Wir können nicht mehr."
    Er hatte Verständnis oder vielleicht auch Bedauern erwartet.
    Zu, seiner Überraschung begann Korom-Khan zu lachen. Er hätte es erkennen müssen ... er, der wie kaum ein zweiter Mensch in der Lage war, die Schwingungen menschlicher und humanoider Hirne zu deuten. Aber in seinem Zustand litt selbst diese Begabung.
    „Warum lachen Sie? Vermutlich haben Sie es in Ihrem verdammten Schiff weitaus besser als wir hier!" sagte Pontonac.
    Er war hundertneunzig Zentimeter groß. Er war ein Krüppel mit künstlichen, halbrobotischen Beinen und einer rechten Ersatzschulter samt dem Arm bis hinunter zu den Fingerspitzen.
    Diese Wunderwerke aus Stahlrohr und Gewebeplastik, aus biopositronischen Steuerleitungen spielten ihm jetzt noch manchmal einen Streich, obwohl er sie mit Hilfe der elektromagnetischpositronischen Bewegungselemente in Schach halten konnte.
    Er atmete ruhig durch, um sich zu entspannen, dann fragte er zum zweitenmal: „Warum lachen Sie?"
    „Sie sollten es besser wissen als ich. Die Verdummung nimmt ab. Die Retardierung des Verstandes scheint langsam aufgehoben zu werden. Ich habe Hunderte von Meldungen erhalten und Deighton noch mehr. Vermutlich ärgern Sie sich so, daß Sie die Umwelt nicht mehr scharf genug beobachten."
    Das war richtig. Pontonac setzte jetzt bewußt seine Begabung ein: Er konnte aus allen Gesten, die Menschen machten, aus dem Zögern, aus der Veränderung der Sprache, aus den unhörbaren Schwingungen des Verstandes heraus feststellen, ob jemand log oder die Wahrheit sprach, oder ob sein Gegenüber unsicher war. Edmond strich bedächtig über sein langes, weißes Haar und sah Korom-Khan in die Augen.
    „Sie wissen", sagte er ruhig, „daß ich biopositronische Steuerleitungen in meinen Prothesen habe. Unterwegs, außerhalb des Linearraumes haben sie oft versagt, und ich mußte allerlei Tricks anwenden, um richtig gehen zu können.
    Seit einigen Tagen merke ich, daß die Steuerimpulse für alle Bewegungen besser geleitet werden und störungsfreier funktionieren. Sie haben recht. Was gibt es?"
    Korom-Khan sagte: „Vor einem Tag kam hier ein Gleiter mit dreizehn Personen an.
    Elf von ihnen waren ehemalige Besatzungsangehörige der MARCO POLO. Nachdem sie von den Robotern eingewiesen worden waren, wuschen sie sich, ließen sich das Haar schneiden, suchten sich selbst die eigenen Uniformen heraus, aßen allein ..."
    Edmond erkundigte sich ironisch: „Sie aßen mit Messer und Gabel?"
    Korom-Khan nickte.
    „Ohne sich dabei das Gesicht zu zerkratzen!" sagte er.
    „Sie fanden sich sogar überraschend gut in ihren ehemaligen Kabinen zurecht. Nur: Sie können weder schreiben noch lesen noch die entsprechenden Schaltungen und Befehle ausführen.
    Sie haben sogar einen Gleiter bedienen können, wenn auch etwas zittrig."
    Edmond spürte, daß der Mann vor ihm auf dem Schirm des Gerätes die Wahrheit sprach. Er nickte und erwiderte: „Ich konnte die Meldungen bisher nicht recht glauben.
    Sie müssen wissen, wir befinden uns in der scheußlichen Situation von Menschen, die bis zum Umfallen geschuftet haben, ohne etwas erreichen zu können."
    „Sie werden sich in den nächsten Tagen wesentlich wohler fühlen können. Sie und Ihre immunen Freunde."
    „Warum?" fragte Pontonac verblüfft.
    Ihm schlug aus der Persönlichkeit eine freudige Hoffnung entgegen. Der Mann
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