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0528 - Der blaue Tod

0528 - Der blaue Tod

Titel: 0528 - Der blaue Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ich ein wenig die Ohren gespitzt - die inneren Ohren.«
    »Telepathie? Hast du versucht, Patricias Gedanken zu lesen?«
    »Ihre nicht, wozu auch?«
    »Wessen dann?«
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Du weißt ja, daß ich denjenigen direkt vor mir sehen muß, dessen Gedanken ich lesen will. In diesem Fall habe ich niemanden gesehen und auch niemandes Gedanken lesen können. Ich habe nur allgemein ein bißchen gelauscht. Und da hatte ich den vagen Eindruck, daß ein anderer Telepath versuchte, mit seinen Para-Kräften durch die Abschirmung zu kommen und seinerseits hier ein wenig zu spionieren…«
    »Wobei er kein Glück haben dürfte, da wir ja selbst individuell abgeschirmt sind.«
    »Ich wäre mir da nicht so sicher«, gab Nicole zu bedenken. »Immerhin muß er wohl zumindest durch den Schutzschirm kommen können, sonst hätte ich seinen Versuch ja nicht wahrnehmen können. Aber wenn er durchdringt, kann er kein Schwarzmagier sein - wer auch immer es sein mag.«
    Zamorra nickte. »Gut. Vielleicht sollte sich mal jemand ganz harmlos und unverbindlich draußen umsehen. Möglicherweise schleicht sich dieser heimliche Lauscher in der Nähe des Châteaus herum.«
    »Ich weiß nicht, ob das Sinn hat«, erwiderte Nicole. »Wenn der Heimlichtuer es für nötig hält, aus dem Verborgenen zu operieren, statt einfach Einlaß zu erbitten und sich bei uns direkt vor Ort umzuschauen, wird er sich kaum draußen erwischen lassen. Und solange wir nicht wissen, mit wem wir es zu tun haben, gefällt mir auch der Gedanke nicht, Raffael oder William hinauszuschicken und dadurch möglicherweise in Gefahr zu bringen. Und vergiß diesen ›Blau‹ nicht. Er dürfte sich auch dort draußen herumtreiben.«
    »Na schön, überredet«, sagte Zamorra. »Dann werde ich jetzt trotzdem mal anfangen.« Er erklärte Nicole die »Versuchsanordnung«, die er eingerichtet hatte. »Solltest du feststellen, daß irgend etwas schiefgeht und ich es nicht mehr unter Kontrolle bekomme, greif ein und tu dabei, was du für richtig hältst.«
    Nicole nickte. »Viel Glück«, wünschte sie.
    Und Zamorra begann, sich in seinen Zauber zu versenken.
    ***
    Obgleich es sich um Weiße Magie handelte, war es ein düsteres, unheimliches Bild. Schwarzer Samt, weiße, gelbe und rote Zeichen, mit magischer Kreide gemalt, brennende Kerzen, die einen seltsamen Duft verbreiteten, der sich schwer aufs Gemüt zu legen begann. Dazwischen wie ein Schatten Zamorra. Zaubersprüche murmelnd und singend, wie es erforderlich war. Während des Zaubers veränderten sich die Lichtverhältnisse; anfangs wurde es düsterer, was die in einem besonderen Schutzkreis abwartende Nicole zu verstärkter Wachsamkeit anregte. Dann aber nahm das Licht einen leichten Blauschimmer an, der immer stärker wurde, bis er schließlich jenem Licht ähnelte, wie es in den Sternenschiffen der DYNASTIE DER EWIGEN vorherrschte. In diesem Licht wirkte Zamorra totenblaß.
    Nicole achtete auf mentale Schwingungen, während sie das Experiment verfolgte. Plötzlich war es ihr, als befinde sich noch eine weitere Entität in diesem Zimmer. Eine Wesenheit, deren Gedanken sie nicht wahrnehmen konnte, weil sie ebenso abgeschirmt war wie Zamorra und Nicole selbst. Aber sie konnte diese Wesenheit fühlen ; sie befand sich ganz in Zamorras Nähe.
    Plötzlich löste sich der blaue Schattenriß aus dem Bild, wuchs zu Menschengröße heran - und verließ die magischen Schutzkreise und -Zeichen…
    ***
    Zamorra schreckte auf; er verlor die Konzentration. Der Zauber verging. Von einem Moment zum anderen herrschten wieder normale Lichtverhältnisse im Raum - die Dutzende von Kerzen schufen eine ausreichende, normale Helligkeit ohne magische Abdunkelung oder den Blaustich.
    Unwillkürlich umklammerte Nicoles Hand den Dhyarra-Kristall fester. Sie war von dem Stuhl, den sie sich in ihren Schutzkreis gestellt hatte, aufgesprungen und starrte die unheimliche Erscheinung an. Auch sie sah das Wesen, das dem Bild entstiegen war, jetzt als blauen Schattenriß - nicht so, wie sie »Blau« in Mostaches Lokal gesehen hatte, ehe sie beim telepathischen Sondierungsversuch das Bewußtsein verlor.
    Den Fehler, telepathisch nach dieser Erscheinung zu greifen, machte sie kein zweites Mal, war aber drauf und dran, mit der Magie des Dhyarra-Kristalls eine Art Käfig um die Erscheinung herum aufzubauen. Aber dann zögerte sie. Der blaue Schatten machte keine Anstalten anzugreifen. Er war nur aus den Kreisen und Zeichen herausgetreten, und Nicole
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