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0528 - Der blaue Tod

0528 - Der blaue Tod

Titel: 0528 - Der blaue Tod
Autoren: Werner Kurt Giesa
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irrealen Vorstellungswelt entstammt?
    »Wer bist du wirklich?« fragte er. »Woher kommst du? Warum zeigst du dich mir als blauer Schattenriß oder als Totenschädel?«
    Der Schädel projizierte einen blauen Arm. Ein ausgestreckter Finger berührte Zamorras Brust und das Amulett. Zamorra spürte ein leichtes Stechen.
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte der Schädel. »Viele Fragen lassen sich mit einem telepathischen Rapport klären. Wir gehen eine Verbindung ein. Du erfährst, was du wissen willst, und ich erfahre, was ich wissen will.«
    »Laß die Finger von meinem Geist«, warnte Zamorra. »Abgesehen davon, daß du ohnehin schlechte Karten hast…, ich glaube nicht, daß du meine mentale Sperre durchdringen kannst.«
    »Öffne dich mir«, verlangte der Blaue. »Und alles wird so sein, wie es sein soll.«
    Zwei blaue Hände berührten Zamorras Brust, das Amulett unter dem Hemd. Es leuchtete unerträglich hell auf.
    Und die mentale Verschmelzung fand statt…
    ***
    Irgendwo unter dem Sternenzelt, im hohen Gras einer Wiese, lehnte sich Nicole Duval an Professor Zamorra. »Wohin ist er gegangen?« fragte sie. Sie fühlte sich noch immer schwach und von den Anstrengungen und ihrer Bewußtlosigkeit benommen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Zamorra. »Er ging mit dem Wind, so wie er gekommen ist. Er ist ein Wanderer in der Ewigkeit. Einer, der nicht einmal weiß, daß das Schicksal ihn verdammt hat.«
    »Vielleicht ist er auch eines der glücklichsten Geschöpfe im Multiversum.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Vielleicht kann jemand glücklich sein, dessen Verstand nicht mehr so funktioniert, wie wir es als normal betrachten. Er ist… verrückt. Oder besser: Er ist anders. Sein Geist ist nicht mit dem fertig geworden, was sein Körper ihm bot. Die relative Unsterblichkeit, die Para-Fähigkeiten, die er entwickelte… jene Freunde und Bekannten, die zu seiner Generation gehörten, sie starben, während er weiterlebte, nicht älter wurde. Er befaßte sich mit Magie, er lernte in einer Zeit der Verfolgung zu überleben, und seine Para-Fähigkeiten entwickelten sich. Immer mehr kam hinzu. Er hat es nicht verkraftet, Irgendwann ist in seinem Gehirn ein Schalter gekippt. Seither weiß er seinen Namen nicht mehr, aber mit seinen immer stärker werdenden Para-Fähigkeiten versucht er zu helfen. Sein Fluch ist es, daß er sich dabei nicht verständlich ausdrücken kann, daß er um den heißen Brei herumreden muß und deshalb mißverstanden wird. Wie von uns. Und er ist dummerweise mittlerweile auch schon magisch genug geworden, um auf Beschwörungen reagieren zu müssen. Eines Tages, denke ich, wird er seinen Körper aufgeben und nur noch als geistig-magisches Wesen existieren. Vielleicht ist das seine wahre Bestimmung. Sein Körper verändert sich ja jetzt schon. Du hast ihn noch halbwegs normal-menschlich gesehen, ich sah ihn nur als blauen Schattenriß und zuletzt als großen, blau leuchtenden und blitzumzuckten Schädel. Er befindet sich in einer Wandlungsphase, die noch Jahrhunderte andauern mag.«
    »Werden wir ihm noch einmal begegnen?« fragte Nicole.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich glaube es nicht. Wir sind ihm in der Vergangenheit nie begegnet, warum sollte es in der Zukunft anders sein?«
    »Schade. Ich hätte gern mehr über ihn erfahren und über seine Art, zu denken und mit der Wirklichkeit fertig zu werden. Er sieht die Wirklichkeit anders als wir, nicht wahr? So wie wir ihn anders sehen, als er in Wirklichkeit ist…«
    Zamorra nickte. »Wahrscheinlich. Aber immerhin hat er meine Probleme lösen können.«
    »Probleme?« Sie löste sich von ihm, drehte sich halb und sah ihn überrascht an. »Vorher war es doch nur eines.«
    »Und plötzlich waren es zwei. Das erste Problem war Ssacah. Bei dem telepathischen Rapport erst begriff ich, was er von mir wollte. Er las in mir, daß ich von einem Ssacah-Ableger gebissen wurde, und er griff in mich hinein. Ich weiß nicht, was er gemacht hat und wie, aber er hat dem Scacah-Keim in mir den Tod gebracht. Er hat mein Problem durch den Tod gelöst. Durch den Tod des Scacah-Keimes. Das war es, was er mir die ganze Zeit über angeboten hat.«
    »Warum hat er das dann nicht gleich so gesagt?«
    »Er konnte es wohl nicht«, sagte Zamorra. »Das zumindest habe ich aus dieser mentalen Verschmelzung ersehen. Es gehört zu seinem Anders-Sein, daß er sich nicht klar ausdrücken kann. So habe ich ihn natürlich mißverstanden.«
    »Wir beide haben ihn
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