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052 - Invasion der Toten

052 - Invasion der Toten

Titel: 052 - Invasion der Toten
Autoren: Bernd Frenz
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Weltrat-Wissenschaftler müssen ab sofort lückenlos überwacht werden. Es könnte sein, dass sie versuchen, unsere Systeme zu infiltrieren.«
    Haanks biologisches Auge funkelte zufrieden. Zumindest sah es auf dem körnigen Bildschirm so aus. »Endlich kommst du zur Vernunft, Miki. Ich werde alles Nötige veranlassen.«
    »Gut.« Ein wenig Lob musste sein, das spornte die Menschen an. »Und denk dran, dass mein Sohn weiterhin nichts von ihrer Anwesenheit erfahren darf. Er würde meine Handlungsweise nicht verstehen.«
    Haank erlaubte sich eine Atempause, um anzudeuten, dass er Aikos Einstellung teilte. Dann meldete er: »Ich habe verstanden.«
    Der Monitor wurde wieder dunkel.
    Miki Takeo lehnte sich zurück und platzierte seine künstlichen Pranken auf den breiten Lehnen des Holzstuhls. Seine Ruhe währte nur 2,347 Sekunden, denn seine geometrische Erfassung meldete, das sich der Kohlestift auf der Schreibtischplatte nicht mehr parallel zur Kante befand. Mit spitzen Fingern rückte er das angespitzte Ende drei Millimeter nach rechts.
    Nun stimmte es wieder. Trotzdem wollte das unangenehme Gefühl, das durch seine Schaltkreise pulsierte, einfach nicht schwinden. Miki Takeo liebte Ordnung über alles. Doch seit General Crows Wissenschaftler und sein Sohn eingetroffen waren, ging es drunter und drüber.
    Das behagte ihm nicht, ganz und gar nicht.
    ***
    Downtoon El'ay, zehn Stunden später
    Jiina fröstelte, als sie die zerfallene Mauer erreichte, die den Friedhof umgab.
    Das stählerne Eingangsgitter war längst verschlossen. Sie war spät dran für einen Besuch, viel zu spät.
    Der Himmel rötete sich bereits im Licht der untergehenden Sonne, die Nacht war nur noch einen kalten Atemzug weit entfernt. In dieser Zeit des Übergangs entfernte sich eine alleinstehende Frau besser von dunklen Orten und suchte sie nicht auf. Aber wer in einer Schenke arbeitete, die den Namen
    Zur Toten Taratze trug und auch ein entsprechend derbes Publikum bewirtete, fürchtete sich nicht so leicht.
    Mit einem geschmeidigen Satz enterte Jiina einen zerbröckelten Mauerabschnitt und ließ sich auf der anderen Seite geräuschlos hinab gleiten. Was heimatlose Trunkenbolde jede Nacht schafften, war auch für sie kein Problem.
    Ein letzter Blick, ob jemand sie beobachtet hatte, dann verschwand sie zwischen wild wucherndem Unkraut, das höher als mancher Baum wuchs.
    Eine Vorahnung drohender Gefahr griff nach ihr, als sie den Wirkungskreis der nahen Straßenlampen endgültig verließ.
    Einen Moment war sie versucht, wieder umzukehren, aber dann hätte sie den Besuch an Noaks Grab erneut verschieben müssen. Und was hätte das genützt! Sie musste tagsüber arbeiten, konnte also auch morgen Abend erst wieder bei Anbruch der Dämmerung vorbeikommen. Durch eine Umkehr hätte sie das Problem nur aufgeschoben, aber nicht gelöst.
    Entschlossen zog sie den Umhang enger, um sich vor dem auffrischenden Wind zu schützen. Wenn sie jetzt nicht zögerte, sondern forsch ausschritt, erreichte sie das Grab noch vor der Finsternis.
    Nur das Amulett ablegen und eine kurze Andacht, das genügte schon. Danach ging es dann sofort heimwärts. Lange bevor irgendwelche heimatlosen Gestalten auftauchten, die sich ein Nachtlager zwischen den Reihen der Gräber suchten.
    Ja, genau so würde sie es machen.
    Ihre festen Stiefel wirbelten trockenes Laub auf, als sie die ersten Ruhestätten passierte. Niemand pflegte diesen Ort, der ausschließlich den Toten gehörte.
    Wer einen Angehörigen bestatten musste, der suchte einfach einen Platz, wo er ihn verscharren konnte. Und wenn nichts Freies zu finden war, begrub man den Leichnam einfach über einem anderen, der bereits in der Erde lag. An manchen Stellen konnte man keine zwei Spaten tief graben, ohne auf menschliche Gebeine zu stoßen, so dicht drängten sich die Toten bereits unter der Grasnarbe.
    Jiina musste unwillkürlich an die Worte eines Stadtschamanen denken, der ständig in der Toten Taratze verkehrte und - angeblich - mit dem Jenseits in Verbindung stand. Eines Tages…, prophezeite er oft, wenn das Beer ihn in einen Zustand der Trance versetzt hatte. Eines Tages wird es den Toten zu eng auf diesem Friedhof werden. Dann werden sie aus ihren Gräbern steigen, um sich an allen Lebenden für ihre Nichtachtung zu rächen.
    Jiina wusste nicht, ob sie dieser Weissagung wirklich Glauben schenken konnte, denn der Schamane erzählte viele Geschichten, solange ihn einer der Gäste frei hielt. Sie hatte sich aber
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