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0518 - Sturmlauf in den Tod

Titel: 0518 - Sturmlauf in den Tod
Autoren: Unbekannt
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Boden erhob, um die Höhle zu verlassen. Die Lianen wichen zur Seite. Der Gleiter beschleunigte und stieg zugleich steil an. Sekunden später schon schwebten sie in mehreren hundert Metern Höhe über den Felsen. Sal Almong blickte fasziniert zu den Klippen hinüber. Obwohl nur ein mäßiger Wind wehte, gingen die Wellen sehr hoch, um dann in den bizarren Felsen am Ufer zu schäumender Gischt zu explodieren.
    Tracs Potschyben flog eine leichte Kurve und ging dann auf Südkurs. Er sagte kein Wort, als der Gleiter mit hoher Geschwindigkeit auf den Ozean hinausschoß, doch er beobachtete den Mann neben sich sehr genau. Die Küste wich hier weit nach Westen zurück, schob sich aber südlich von ihnen wieder weit nach Osten vor. Dort an der Spitze der Felsenküste ragte ein gewaltiges Gebilde bis zu den Wolken empor, ein blaßgrauer Pilz von unübersehbaren Dimensionen.
    Sal Almong griff nach seinem Arm.
    „Tracs, was ist das?" fragte er.
    „Das ist ein Raumschiff", erklärte er. „Es ist vor zwei Tagen dort gelandet. Seitdem scheint sich einiges auf Hitschers-Pearl verändert zu haben."
    Sal Almong griff sich an den Kopf. „Du meinst, es hat etwas mit uns zu tun?" Er blickte Potschyben an, und seine Augen weiteten sich. „Warum wirst du nicht davon beeinflußt, Tracs? Bist du wie die neuen Lehrer?"
    „Ein Homo superior?" Er schüttelte den Kopf, während seine Fingerspitzen wieder über die Narbe auf seiner linken Wange tasteten. „Nein, Sal, ich bin mentalstabilisiert. Die Strahlung ist wirkungslos bei mir. Ich vermute, daß das mit meiner Schußverletzung im Zusammenhang steht."
    Oberstleutnant Potschyben drückte den Antigravgleiter tiefer herunter, bis sie dicht über den Wellen flogen. Zugleich näherte er sich der Küste. Je mehr die Entfernung zu dem' pilzförmigen Raumschiff zusammenschmolz, desto überwältigender wurde der Eindruck. Sal Almong klammerte sich an den Sitz. Er schien sich zu fürchten. 'Als sie die Küste erreichten, ließ Potschyben den Gleiter auf den Boden sinken. Er stieg aus. Almong folgte ihm. Sie schritten über grasbewachsene Hügel hinweg auf das Raumschiff zu. Es ragte fünftausend Meter in die Höhe und machte den Eindruck, als müsse es unter der Last des riesigen Pilzdaches zusammenbrechen. Das Dach hatte an seiner unteren Seite einen Durchmesser von über siebentausend Metern, so daß er gegen den Stiel, der an seiner Wurzel immerhin zweitausend Meter durchmaß, erdrückend wirkte.
    Zwischen einigen Bäumen blieben die beiden Männer stehen und blickten zu dem Pilz hinüber. Sal Almong begann zu zittern, dann fluchte er.
    „Gibt es nichts, Tracs, womit wir dieses Ungeheuer zerschmettern können?" fragte er heiser. „Gibt es keine Waffen, die wir gegen dieses Ding richten können, um es von unserer Welt zu vertreiben?"
    Er schüttelte Potschyben an den Schultern.
    „Tracs", schrie er. „Du hast uns Konserven gegeben, um uns am Leben zu erhalten. Wenn es überhaupt noch Menschen auf Hitschers-Pearl gibt, dann nur deshalb, weil du sie versorgt hast.
    Nun gib uns Waffen, Tracs. Gib uns etwas in die Hand, mit dem wir dieses Ungeheuer zum Teufel jagen können. Ich weiß, daß du uns die Waffen geben kannst, die wir benötigen."
    Tracs Potschyben schüttelte den Kopf. Er sah plötzlich müde und alt aus.
    „Nichts weißt du", entgegnete er, „sonst würdest du keine so unsinnigen Forderungen stellen."
    Sal Almong drehte sich um und drückte die Stirn gegen die Rinde eines Baumes.
    „Du hast viel für uns getan, Tracs", sagte er. „Verrate uns jetzt nicht. Hilf uns auch jetzt."
    Als er sich umdrehte, waren seine Augen feucht von Tränen.
    Tracs Potschyben wich seinen Blicken aus. Er senkte den Kopf.
    Wieder mußte er an die vergangenen Monate denken, als das Verhängnis über diesen Planeten gekommen war. Hilflos hatte er mitansehen müssen, wie eine aufblühende Kultur über Nacht zusammenbrach, wie Männer und Frauen plötzlich zu Kindern wurden, nachdem sie drei Jahrzehnte lang daran gearbeitet hatten, ihre Welt zu erschließen.
    Er mußte daran denken, wie ihm Ana an jenem Morgen begegnet war. Am Abend zuvor war sie jenes ungewöhnlich intelligente Mädchen gewesen, das immer wieder die geistige Auseinandersetzung mit ihm gesucht hatte. Am nächsten Morgen war sie ein Kind mit einem Wortschatz von nicht mehr als fünfzig Worten gewesen. Er hatte nicht gewagt, sie allein zu lassen, während er verzweifelt nach anderen Siedlern gesucht hatte.
    Zunächst hatte er gefürchtet,
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