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0518 - Höllenparadies

0518 - Höllenparadies

Titel: 0518 - Höllenparadies
Autoren: Jason Dark
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den ausgebreiteten Armen bildete so etwas wie ein Kreuz. Die Finger hatte sie dicht zusammengelegt, so daß die Hände wie Speerspitzen wirkten.
    Jetzt bewegte sie die Finger, so daß ihre golden lackierten Nägel leicht blinkten.
    Genau das war ein Zeichen.
    Um die Hände herum veränderte sich die Luft. Sie fing an zu flimmern und bekam gleichzeitig eine andere Farbe, die wie ein feiner, blauer Nebel wirkte.
    Dunst, der nicht wolkig durch den Raum strömte, sondern eine Kontur bekam.
    Zu einem Bogen fand er sich zusammen, der sich über den Kopf der jungen Frau hinwegzog und an der anderen Seite den Boden berührte. Ein großes Oval war entstanden.
    Ein Auge…
    Tiefblau in einem Mittelpunkt, in der Pupille, wo Sandra stand.
    An den Seiten aber auslaufend und weniger dicht.
    »Du hattest mein Zeichen sehen wollen«, erklärte sie flüsternd.
    »Hier ist es. Hier ist das Auge, mein Emblem, und hier ist noch etwas anderes. Die Offenbarung des Grauens, des Schrecklichen. Schau zu Boden, Sarah Goldwyn. Sieh hin, sieh in die Platten…«
    Die Worte waren so deutlich und fordernd gesprochen worden, daß Lady Sarah nicht anders konnte.
    Ihr Blick fiel auf die Quadrate – und als erste Reaktion zog sie die Beine an, um die Füße auf den unteren Hockerring zu stellen, denn der Boden hatte sich verändert.
    In den Quadraten zeigten sich Bilder. Schaurige Szenen.
    Schlimme, unheimliche Geschöpfe, die der normalen Welt nicht entstammten. Es war so, als hätte das Pandämonium seine Pforten geöffnet und das Grauen entlassen…
    ***
    Der Bleiche hatte mich mißtrauisch gemacht. Er war ein Mensch, der Schlimmes hinter sich hatte, der einen Blick woanders hingeworfen hatte und von Dingen wußte, die ich noch nicht kannte, aber sehr gern gesehen hätte.
    Deshalb wollte ich ihn verfolgen, und ich hoffte stark, daß ich ihn auch stellen konnte.
    Er war nach links gelaufen, das hatte ich noch sehen können. Zu dieser Mittagsstunde herrschte auf den Gehwegen reger Betrieb.
    Zwar schoben sich die Leute nicht hintereinander voran, aber es reichte aus, um jemandem Deckung zu geben.
    Das genau hatte der Bleiche nicht nötig. Er ahnte nicht, daß ihm jemand auf den Fersen war. Deshalb bewegte er sich völlig ungezwungen, schaute nicht einmal zurück und lief an der Hausfront entlang, wobei er die Geschäfte passierte, mal einen Blick in die Schaufenster warf, durch seine Haare strich, dann weiterlief, sogar andere Passanten anrempelte, ohne sich zu entschuldigen. Immer mehr kam es mir vor wie eine Flucht.
    Ich mußte mich sputen, um mit ihm Schritt halten zu können. Vor meinen Augen tanzten die Gesichter der Menschen. Manchmal kam ich nicht umhin, die Leute ebenfalls zur Seite zu drücken, damit ich freie Bahn bekam. Den Bleichen behielt ich dabei im Blick.
    Er stoppte plötzlich. Dann drehte er sich auf der Stelle. Ich rechnete schon damit, entdeckt worden zu sein, aber er machte nicht den Eindruck, als würde er sich für mich interessieren.
    Der Mann wischte über sein bleiches Gesicht. Er tat es sehr langsam, hatte dabei die Hände gespreizt und zog die Finger von der Stirn abwärts in Richtung Hals. Es sah aus, als wollte er sich die Haut von den Knochen abziehen.
    Einige Passanten schauten ihn kopfschüttelnd an, bevor sie weitergingen.
    Der Bleiche lief auf eine Hauswand zu. Er mußte dabei den Gehsteig überqueren. Als er die Wand erreichte, ließ er sich gegen sie fallen und stützte sich mit beiden Händen ab. Mit zitternden Schritten bewegte er sich nach rechts, vorbei an einer Türnische und hinein in eine schmale Einfahrt, die zwei Häuser trennte.
    Befand sich dahinter sein Ziel?
    Ich startete sofort und tauchte ebenfalls in die schmale Lücke, in der Papier und anderer Abfall auf dem Boden lagen, wo der Wind mit dem Zeug spielen konnte.
    Die Einfahrt mündete in einen Hof.
    Da fand ich den Bleichen wieder. Er hatte auf einer alten Parkbank seinen Platz gefunden, sich mit dem Rücken gegen die Lehne gedrückt und den Kopf nach vorn sinken lassen.
    Wer die Bank in den Hof gestellt hatte, war mir unklar. An sich standen hier nur Müllcontainer, die auch von Ladenbesitzern benutzt wurden. Beobachtet wurden wir nicht weiter. An den Fenstern der Hausrückseiten zeigte sich niemand.
    Ich ging sehr gemächlich auf den Bleichen zu. Neben ihm blieb ich stehen. »Darf ich mich setzen?« fragte ich höflich.
    Der Bleiche antwortete nicht. Er stierte weiterhin vor seine Fußspitzen, atmete heftig, manchmal sogar stöhnend.
    Ich ließ
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