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0514 - Macumbas Totenhöhle

0514 - Macumbas Totenhöhle

Titel: 0514 - Macumbas Totenhöhle
Autoren: Jason Dark
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einem Koloß wir es zu tun hatten. Es gab keinen unter den Versammelten, der ihn an Körpergröße überragt hätte.
    Dieser Virgil war in seiner Art einmalig.
    Beim Eintritt hatte er sich auf eine gewisse Art und Weise bemerkbar gemacht. Jetzt aber hörten wir nichts von ihm. Auf leisen Sohlen bewegte er sich weiter. Er kam mir dabei vor wie ein Tänzer auf seinem Weg zur Bühne.
    Virgil kümmerte sich nicht um die Versammelten. Er schlug einen Bogen, berührte keinen von ihnen und geriet sehr bald schon in den direkten Schein der Kerzen, die ihr Licht über seinen Körper streuten und ihn zu einer bizarr anmutenden Gestalt machten und mit ihrem rotgelben Schein anleuchteten.
    Trotz seiner Größe bewegte er sich geschmeidig zwischen den aufgebauten Kerzen. Von unserem Standort aus hatten wir kaum die Zwischenräume erkennen können, aber es gab die schmalen Wege zwischen den Lichtern, deren Flammen sich im Luftzug bewegten, wenn Virgil zu nahe an ihnen vorbeistrich.
    Er bewegte sich nicht in den oberen Reihen der versetzt aufgebauten Kerzen. Sein Ziel – so sah es jedenfalls aus – war das ungewöhnliche Sumpfloch zwischen dem Licht und den Versammelten.
    Jenseits des Sumpflochs hielt er an. Und er stand genau in der Mitte zwischen den beiden Trommlern.
    War Virgil tatsächlich der Anführer? Ich wollte es kaum glauben, auch Suko verfolgte den gleichen Gedankengang.
    »Ich kann mir nur schlecht vorstellen, daß er die Macht besitzt, diese Menschen hier zu führen.«
    »Ich auch nicht. Aber lehre du mich diese Sektentypen kennen. Ich schaffe es nicht.«
    Virgil hatte seinen Platz gefunden. Er streckte seinen Körper und schien sich im Schein der Kerzen regelrecht zu sonnen. Jedenfalls fühlte er sich wohl, wie der Ausdruck auf seinem Gesicht bekanntgab. Er hatte den Kopf in den Nacken gedrückt. Selbst wir konnten erkennen, daß er lächelte. Die Augen waren dabei verdreht. In das Weiße hinein fiel der rötliche Schein der Kerzen und zotterte auch in den dunklen Pupillen des ungewöhnlichen Menschen.
    Sehr langsam breitete er seine Arme aus, als wollte er die Menschen vor ihm umfangen.
    Die Trommler ließen ihn nicht aus dem Blick. Plötzlich veränderte sich der Rhythmus. Er war längst nicht mehr so weich und fließend, diesmal hörte er sich abgehackt an, wie ein Stampfen nackter Füße auf einem harten Lehmboden.
    Virgil tanzte.
    Er bewegte sich dabei trotz seiner gewaltigen Größe und sicherlich auch Schwere wie ein Sambatänzer. Leichtfüßig, elegant, fließend und auch zuckend.
    Die Versammelten starrten ihn an. Es gab keinen, der seine Blicke nicht gegen ihn gerichtet hätte.
    Ich drehte den Kopf, weil ich in die Gesichter der Menschen schauen wollte.
    Hatte sich der Ausdruck in den Augen verändert? War er fanatischer geworden?
    Eine Antwort bekam ich nicht, denn auch die Macumba-Diener standen nach wie vor unbeweglich.
    Nur Virgil tanzte.
    Suko sprach mich flüsternd an. »Bisher ist ja fast alles klar. Nur frage ich mich, wo Jane Collins steckt? Wenn er sie geholt hat, vieles spricht ja dafür, weshalb hat er sie nicht mitgebracht?«
    Ich hob die Schultern. »Ist es denn sicher, daß er sie tatsächlich entführte?«
    »Gehst du nicht davon aus?«
    »Jedenfalls fehlen bisher die exakten Beweise.«
    »Das stimmt allerdings.«
    Virgil tanzte weiter.
    Jetzt wilder, stampfender, brutaler. Er kannte keine Rücksicht, er war zu einer regelrechten Maschine geworden. Mit den nackten Füßen hämmerte er auf den Boden. Sein Kopf bewegte sich ruckartig vor und zurück. Schweiß bedeckte den Körper. Die Tropfen flogen davon wie glitzernde Perlen und landeten in den Flammen.
    Es war ein schauriges, wildes Bild, das sich unseren Augen bot.
    Eine fremde Kultur hatte hier Einzug gehalten. Sie wollte eine so aufgeklärte Stadt wie London überfluten und sie in ihre Gewalt bringen. Überall auf der Welt brodelte es. Macumba tauchte aus dem Untergrund auf und war wie ein Feuer, das sich in Windeseile ausbreitete, wobei Entfernungen keine Rolle spielten.
    Die Trommler wußten genau Bescheid. Sie hämmerten in einem wilden Stakkato auf die Bespannungen und waren durch nichts von ihrer Tätigkeit abzubringen.
    Die ersten Schreie klangen auf!
    Virgil hatte sie ausgestoßen. Es waren schrille Laute. Wenn er ein Wort oder einen Satz rief, war er von uns jedenfalls nicht zu verstehen. Wir empfanden es als Schreie.
    Er peitschte damit die Diener auf.
    Als hätten sie nur darauf gewartet, so begannen sie damit, sich zu
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