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051 - Im Orbit

051 - Im Orbit

Titel: 051 - Im Orbit
Autoren: Jo Zybell
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dass es kein Loch in die Schleusenwand sprengte, was dank der geöffneten Luke ins Modul den Verlust sämtlicher Atemluft und einen Sog hinaus ins All bedeutet hätte.
    Die schlechte Nachricht war, dass die Trümmer der Konsole unkontrolliert in alle Richtungen davon rasten. Ein Funken sprühender Kasten, aus dem abgetrennte Drähte ragten, traf Melanies Helm und zertrümmerte ihn. Ihr Haar fing Feuer; sie schrie. Der Aufprall trieb sie in das Modul hinein. Sie ließ die Waffe los und presste die Handschuhe auf ihren Kopf, um die Flammen zu ersticken. So verschwand sie schreiend inmitten der Pilzformationen.
    »Melanie…!« Hollyday stapfte ihr hinterher. »Du hast das alles nicht so gemeint, ich weiß es doch!« Mit der Metallstange hieb er die Pilzwucherungen aus dem Weg. »Sag, dass du es nicht so gemeint hast! Bleib bei mir…!«
    ***
    Wären sie auf der Erde gewesen, hätte der erste Schwerthieb Matthews Schulter zerschmettert, und der zweite wäre durch seinen Helm in seinen Schädel gefahren. Doch die Notwendigkeit, bei jedem Schritt die Magnetsohlen vom Boden zu ziehen, zwang selbst Aruulas Bewegungen etwas Schwerfälliges auf. Obwohl vor Entsetzen wie gelähmt, gelang es Matt, seine eigene Klinge zu heben und den Hieb zu parieren. Funken sprühten, als die Schwerter aufeinander prallten.
    Die Entschlossenheit, mit der Aruula auf ihn losging, erschreckte Matt. Reflexartig wich er aus und versuchte ihre Hiebe abzuwehren. Kein Gedanke an etwas wie eine Verteidigungsstrategie; das Entsetzen blockierte seinen sowieso schon benebelten Verstand. Aruula schrie wie von Sinnen - wilde, fast tierische Laute stieß sie bei jedem Hieb aus.
    Schon nach kürzester Zeit fühlte Matt seinen rechten Arm kaum noch, so kraftvoll war die Wucht ihrer Schläge. Er bog sich zurück, zur Seite, hin und her - aus einem Grund, den er nicht genau durchblickte, stürzte er nicht zu Boden. Ein Schlag fuhr knapp neben ihm in die Wand; es krachte und klirrte. Und der nächste wischte ihm die eigene Klinge aus der gefühllos gewordenen Hand. Sie wirbelte gegen die Decke, prallte ab, trudelte von Wand zu Wand.
    »Warum folgst du Baloor, Maddrax?« Aruulas Augen glänzten feucht. In ihre wütende Stimme mischte sich ein Schluchzen. »Du bist sein Sklave! Also geh mit ihm unter!« Sie holte aus.
    Mit einer Geistesgegenwart, die ihm selbst unbegreiflich war, schaltete Matt sein EM-Feld aus, stieß sich ab und flog schräg nach oben. Aruulas Hieb traf den Rahmen des Schotts. Funken schlugen. Sie schrie ihm ihre Wut hinterher, stach mit dem Schwert zur Decke hinauf. »Aruula, komm zu dir!«, rief Matt. »Baloor ist lange tot! Und ich bin nicht sein Diener!«
    Sinnlos - sie reckte sich, um ihn zu treffen, brüllte wie von Sinnen, tobte unter ihm herum. Sie glaubt, der verrückte Schamane wäre noch am Leben… Die Wahrheit dämmerte ihm. Der Vorhang über seinem Hirn lüftete sich ein wenig; er begriff, dass Halluzinationen ihre Sinne verwirrten.
    Matthew stieß sich ab, schwebte bis zum anderen Ende des Raums, lockte sie von der Pforte weg. Gut, dass ich fliegen kann. Sonst hätte ich keine Chance gegen sie…
    Kann ich fliegen? Natürlich. Ich sehe doch, dass ich es kann…
    Als sie ihn fast erreicht hatte, visierte er das offene Schott an und stieß sich abermals ab. Diagonal durch den Raum flog er auf die runde Öffnung zu, glitt in sie hinein und hangelte sich durch den Tunnel.
    Er schob sich in den angrenzenden Bunkerraum hinein - oder ist das gar kein Bunker? Als er sich umdrehte, schritt Aruula dem röhrenartigen Durchgang entgegen. Sie schäumte vor Wut.
    Matt schloss das Schott. Schwer atmend kauerte er sich zusammen. In seinem Brustkorb, in seinen Eingeweiden hatte sich alles zusammengekrampft. Er blickte sich im Labor um. Ein Chaos aus Pilzfetzen, Trümmern und Arbeitsmaterial schwebte darin umher. Wie ein Schlachtfeld erschien ihm der Raum, und während er das Schlachtfeld betrachtete, dachte er an die beiden Namen: Taurentbeque. Hagen Winter. Scheinbar zusammenhanglos schwirrten sie in seinem Kopf herum, wie die Trümmer im Raum außerhalb seines Schädels.
    Jenseits des schweren Vorhangs wisperte eine Stimme. Matt glaubte plötzlich zu wissen, dass diese Räume in früheren Zeiten tatsächlich eine Art Schlachtfeld gewesen waren und die Träger der Namen ähnlich besessene Krieger wie die Frau, die jetzt mit dem Schwert gegen das geschlossene Schott hämmerte.
    Früher…
    Die Aufzeichnungen. Das Bild des Monitors blitzte in seinem
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