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051 - Duell mit den Ratten

051 - Duell mit den Ratten

Titel: 051 - Duell mit den Ratten
Autoren: Paul Wolf
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Wirklichkeit Furchtbares durchmachen mußte. Ich kann mir vorstellen, daß Joey kein Einzelfall ist. Aber ich mache dem ein Ende. Miß Skeates wird als Zeugin …«
    Mr. Blair verstummte betroffen.
    »Meine Sekretärin hat Ihnen also diese Unwahrheiten erzählt?« fragte die Direktorin mit gefährlichem Unterton. Plötzlich war ihre Erregung wie weggeblasen. Sie lächelte verbindlich, als sie fortfuhr: »Ich wollte Miß Skeates ohnehin entlassen. Jetzt fällt es mir leichter. Das wirft natürlich ein ganz anderes Licht auf die Angelegenheit. Vielleicht wäre es besser, Joey zurück auf sein Zimmer zu schicken, damit wir uns über alles in Ruhe unterhalten können. Sie werden sehen, Mr. Blair, ich bin viel umgänglicher, als es scheint.«
    »Joey wird nicht auf sein Zimmer gehen!« rief Blair. »Er bleibt keine Sekunde länger als nötig in diesem Gefängnis. Ich nehme ihn sofort mit nach Hause. Seine Sachen lasse ich später abholen. Komm, Mary!«
    Seine Frau erhob sich wie in Trance und wollte ihren Sohn um die Schulter fassen, doch dieser entwand sich ihr und begann plötzlich zu schreien.
    Blair wandte sich um und sah, wie Joey am ganzen Körper zitterte.
    »Nein!« schrie er gellend. »Ich gehe nicht mit euch! Nein, nie im Leben!«
    Als sein Vater nach ihm griff schlug er auf ihn ein. Schaum trat vor seinen Mund, und seine Augen wurden groß und bekamen einen irren Glanz. Das Zittern seines Körpers war in ein konvulsivisches Zucken übergegangen.
    »Joey!«
    Der Junge kreischte hysterisch, als er seine Mutter dicht vor sich sah. Entsetzt machte er einen Schritt rückwärts, dann verließen ihn die Kräfte. Er brach zusammen und krümmte sich auf dem Boden, als könnte er sich so vor dem Zugriff seiner Eltern entziehen.
    »Fort von hier! Nur schnell weg von hier!« rief Blair.
    Es war wie in einem schrecklichen Alptraum. Als er sich nach seinem Sohn bückte, um ihn auf die Arme zu nehmen, biß, schlug und kratzte Joey ihn.
    Blair spürte es nicht. Er hob ihn keuchend hoch und trug ihn aus dem Büro. Seine Frau hatte die Tür für ihn geöffnet. Tränen rannen ihr in Strömen über die Wangen.
    »Laßt mich hier! Bitte, bitte, bringt mich nicht fort!« kreischte Joey.
    Blair hielt seinen Sohn fest, während er mit ihm durch einen düsteren Korridor eilte. Einige Kinder starrten ihn neugierig und hinterhältig wie er meinte an, aber er nahm sie kaum wahr. Nur einen der Jungen sah er ganz deutlich. Er wartete am Ausgangsportal und warf Blair einen hypnotisierenden Blick zu. Der Junge mochte in Joeys Alter sein, war jedoch etwas kleiner und gedrungener. Er hatte eine hohe Stirn, die irgendwie nicht zu seinem Puppengesicht paßte. Es war ein ausgesprochen schönes Kind, nur die Augen störten Blair.
    Als sie an dem Jungen vorbeigingen, rief Joey: »Laß nicht zu, daß sie mich verschleppen, Prosper!« Dann begann er wieder zu phantasieren und zu toben.
    »Wir haben es gleich geschafft, Joey«, redete Mrs. Blair, die mit ihrem Mann Schritt zu halten versuchte, beruhigend auf ihn ein. »Gleich haben wir diesen schrecklichen Ort verlassen. Dann kann dir niemand mehr etwas anhaben.«
    »Ich will nicht!« jammerte Joey und riß mit seinen Fingernägeln seinem Vater die Unterlippe auf.
    Er beruhigte sich erst etwas, als sie durch das schmiedeeiserne Tor das Internatsgebäude verließen. Sein Vater legte ihn in den Fond des Taxis, seine Mutter setzte sich zu ihm. Mr. Blair nahm neben dem Fahrer Platz. Der besaß Anstand genug, keine Fragen zu stellen.
    Mr. Blair drehte sich um und sah die bittenden Blicke Joeys auf sich gerichtet.
    »Was habt ihr nur gegen mich?« fragte der Junge. »Was habe ich euch getan, daß ihr mich umbringen wollt?«
    Blair versagte die Stimme. Seine Frau schluchzte verhalten. Ihre zitternde Hand lag auf der heißen Stirn ihres Sohnes.
    Joey wurde immer ruhiger, je weiter sie sich vom Internat entfernten. Als sie aus den Dark Eagle Woods hinauskamen, wimmerte er nur noch ganz leise vor sich hin.
    »Bald wird er es ausgestanden haben«, sagte Blair, um seine Frau zu trösten.
    »Das fürchte ich auch«, sagte sie mit gebrochener Stimme. »Sein Atem wird immer schwächer. Der Puls ist kaum noch zu fühlen.«
    »Mach dich nicht verrückt, Mary!« herrschte ihr Mann sie schärfer an, als er wollte. »Er hat sich überanstrengt und schläft vor Erschöpfung. Wenn er aufwacht, wird ihm alles wie ein böser Traum erscheinen.«
    »Wenn du nur recht hast!«
    Mr. Blairs Vermutung schien sich zu bestätigen.
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