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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück
Autoren: Jason Dark
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mit dem Messer. Sie schwang die Klinge hin und her, lächelte dabei und freute sich auch über die Angst in Chrissys Gesicht.
    Christiane Miller blieb als einziger Ausweg nur die Tür. Es war zwar ein Fenster vorhanden, das allerdings konnte sie vergessen.
    Von den Ausmaßen her war es zu klein.
    »Na komm«, sagte Eliza, »ich warte auf dich. Ich töte in seinem Namen, verstehst du?«
    »Im Namen des Teufels?«
    »So kann man es sehen.« Sie lachte. »Dieses Haus verlangt seine Opfer. Das war schon immer so. Damals und auch heute. Ich werde diese Tradition fortsetzen.«
    Chrissy wußte nicht mehr, was sie noch sagen sollte. Sie schaute auf den Jungen, der blaß und verstört in der Ecke stand. Begriff er überhaupt, worüber seine Pflege- oder Adoptivmutter sprach?
    Eliza hatte den Blick der anderen bemerkt. »Er wird dir nicht helfen können«, sagte sie. »Du bist praktisch allein mit mir und meinem Messer, verstehst du?«
    »Geh aus dem Weg!« Chrissy versuchte es ein letztes Mal. »Geh bitte aus dem Weg! Mach dich nicht unglücklich. Du kannst hier nicht einfach einen Mord begehen. Denk mal nach. Du lädst Unglück auf dich und deine Familie. Du…«
    »Rede doch keinen hirnlosen Unsinn! Ich weiß, was ich tue. In diesem Haus sind bereits zahlreiche Morde begangen worden. In den Verliesen moderten die Leichen. In den Kellern liegen die bleichen Knochen der Mönche. Ich habe sie gesehen. Was hier geschah, ist für mich eine Verpflichtung. Darüber solltest du dir im klaren sein.«
    »Ja, vielleicht!«
    Es war zwischen den beiden Frauen alles gesagt worden. Einen Konsenz gab es nicht mehr. Zu verschieden waren ihre Ansichten.
    Und Eliza wollte den Tod der Nachbarin.
    Sie kam näher.
    Chrissy Miller schaute allein auf die Klinge. Sie war sehr breit und sah so aus, als wäre sie an zwei Seiten geschliffen worden. Diese Messer benutzten die Fischer, wenn sie den Fang auftrennten. Es waren Klingen, die Furcht einflößten.
    Auch Mrs. Miller war davon nicht gefeit. Sie dachte an die Conollys und den Einzelgast aus London. Die drei befanden sich in den Kellern. Hatte es Sinn, wenn sie jetzt schrie?
    Kaum. Die Wände waren einfach zu dick. Sie schluckten die Rufe und Schreie, und in den Keller drang kaum ein Geräusch. Er schloß ab wie ein Gefängnis.
    Das Kopftuch störte Eliza. Sie riß es ab. Der dünne Stoff flatterte zu Boden. Jetzt lag das Haar frei. Es war von Natur aus dunkel. Zur Hälfte jedoch wurde es von grauen Strähnen durchzogen, die aussahen, als wären sie hineingestrichen worden.
    Auf den Lippen der Frau lag ein teuflisches Lächeln. Die Augen befanden sich in Bewegung, als suchten sie bereits die Stelle, wo das Messer treffen sollte.
    Chrissy Miller versuchte, ihr auszuweichen. Immer wenn Eliza ging, setzte sie auch einen Fuß vor.
    Sie bewegten sich andeutungsweise im Kreis. Noch hatte Chrissy die Hoffnung nicht aufgegeben. Vielleicht gelang es ihr auch, mit einem Sprung die Tür zu erreichen und zu entwischen. Die Lücke brauchte nur groß genug zu sein.
    Eliza Burton gab den Weg sogar frei. Den rechten Arm hielt sie ausgestreckt. Das Messer bildete die Verlängerung ihrer Hand, die Spitze wies stets auf Chrissy Miller.
    Sie hatte die Wand erreicht. Den Widerstand spürte Mrs. Miller in ihrem Rücken. Er gab ihr eine trügerische Sicherheit.
    Eliza schüttelte leicht den Kopf. »Ich kriege dich!« erklärte sie rauh. »Ich kriege dich immer.« Sie stand im rechten Winkel zu Chrissy, als wollte sie diese mit dem Messer aufhalten.
    Dann kam sie.
    Damit hatte Chrissy rechnen müssen. Dieser Angriff überraschte sie.
    Plötzlich war die Frau nah, auch das Messer. Sie sah es wie einen Halbbogen, der sich von oben nach unten senken wollte. Gedankenschnell riß sie den Arm hoch – und hatte das Glück des Tüchtigen, denn die Handkante traf Elizas rechtes Gelenk.
    Für einen Moment tanzte die Spitze förmlich über Chrissys Kopf, ohne allerdings nach unten zu stoßen, denn Christiane rammte ihren Kopf in den Leib der anderen.
    Eliza kippte zurück. Sie gab dabei röchelnde Laute von sich. Jetzt war sie es, die gegen die Wand prallte.
    Chrissy Miller gewann Zeit. Die offene Tür zog sie an wie ein Magnet das Eisen.
    »Lauf doch weg!« schrie Benny.
    Er hätte es nicht zu sagen brauchen. Chrissy befand sich bereits auf dem Weg zur Tür.
    Der erste Schritt, der zweite – und…
    Es war ein unglücklicher Zufall, daß es passieren konnte. Sie hatte nur Augen für die Tür gehabt und nicht für das auf dem
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