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0499 - Garingas Fluch

0499 - Garingas Fluch

Titel: 0499 - Garingas Fluch
Autoren: Jason Dark
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schwebten aufeinander zu, berührten sich und trafen zusammen wie die Teile eines Puzzles, das von einer starken Hand gelenkt wurde.
    Es war einfach unwahrscheinlich.
    Aus den Resten bildete sich etwas zurück. Ein großes Skelett, das mich noch überragte.
    Garinga hatte den Tod besiegt. Nicht nur in der Theorie, hier wurde es mir in der Praxis vorgeführt, und ich konnte nichts anderes tun, als nur noch staunen.
    Noch immer fügten sich die Teile zusammen. Wenn sie sich berührten, entstanden klackende Laute.
    Es fehlten nur mehr der Schädel und der linke Arm.
    Der Knochenkopf schwebte noch eine Handbreite über dem Torso. Er sah wie geschnitzt aus. Obwohl er keine Augen besaß, kam es mir so vor, als beobachtete er den Vorgang und wartete darauf, bis sich auch der letzte Arm an den Körper geklemmt hatte.
    Mein Beuteschwert hatte ich zurückgelassen. Hätte ich es bei mir getragen, ich hätte es möglicherweise versucht. So ließ ich das Skelett in Ruhe und wartete auch, bis sich der Knochenschädel langsam auf den Torso niedersenkte.
    Das geschah in einem Zeitlupentempo. Sehr vorsichtig berührte er den Körper. Wie eine Kugel, die Angst davor hatte, von den Schultern herabzurollen.
    Das Skelett war fertig!
    Ich schaute es an. Es wandte mir sein Profil zu. Eine haut- und fleischlose Gestalt. Wo sich einmal die Nase befunden hatte, sah ich jetzt nur noch ein Loch. Das gleiche war mit den Augen und dem Mund geschehen.
    Noch stand es unbeweglich. Es kümmerte sich auch nicht um mich, aber das Leuchten war geblieben. Es mußte die in ihm wohnende Energie sein, die es Möglicherweise antrieb.
    Es begann mit einem Ruck.
    Fast hätte sich der Schädel noch einmal gelöst. Aber nur fast, denn einen Moment später schwang der Knöcherne rudernd seine Arme und im gleichen Rhythmus auch die Beine.
    Dann ging es los.
    Steif, mechanisch wirkend, mit den Schritten einer Puppe. Wenn die knöchernen Füße den Boden berührten, hinterließen sie auf den Steinen ein klapperndes Echo.
    Ebenso schlugen auch die Knochen gegeneinander. Ich brauchte es nicht zu sehen, ich konnte es hören. Für mich gab es keinen Zweifel mehr, daß es sich bei diesem Knochenmann um Garinga handelte, der, von seinem Fluch befreit, den Tod abermals überwunden hatte.
    Er nahm den gleichen Weg, den ich gekommen war. Mit zackigen Bewegungen stieg er über die Trümmer der Tür. Unter seinen Knochenfüßen splitterten die Holzteile. Er schabte auch an der Gangwand entlang, ohne daß es ihm etwas tat. Kein Knochen fiel ab. Wie frischgeleimt waren sie wieder zusammengewachsen.
    Garinga tauchte in den Hauptgang ein. Ich war ihm gefolgt, rechnete auch damit, daß er das Schwert an sich nehmen würde, aber er passierte es, ohne die Waffe auch nur mit einem Blick zu würdigen.
    Das wollte mir nicht in den Kopf. Ich dachte dann einen Schritt weiter. Möglicherweise hatte Garinga eine andere Aufgabe zugeteilt bekommen, als nach dem Schwert zu greifen, das ich jedoch an mich nahm.
    Wieder hatte ich Mühe, es zur Seite zu schwingen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als es mit einer Hand zu fassen und hinter mir herzuschleifen.
    So nahm ich die Verfolgung des Knöchernen auf.
    Er war in der Dunkelheit gut zu sehen. Wie gezeichnet hob sich sein grüngelb schimmernder Skelettkörper innerhalb des dunklen Stollens ab. Ich verzichtete auf meine Lampe und sparte Batterieenergie. Garinga würde mich schon an das Ziel bringen.
    Während der Verfolgung rief ich mir, den ungefähren Grundriß der Templer-Kirche ins Gedächtnis zurück und rechnete dann nach, wo ich mich ungefähr befand.
    Nicht unter dem Turm. Wir waren in die andere Richtung gelaufen und hatten sicherlich die Grenze der Kirche schon erreicht. Man konnte sie als relativ klein bezeichnen. Die altgotische Kirche, die hier einmal gestanden hatte, war sicherlich größer gewesen. Möglicherweise hatte es sich dabei sogar um ein Kloster gehandelt, in dem Platz für zahlreiche Mönche gewesen war.
    Ich richtete mich innerlich darauf ein, irgendwann in einem wahren Labyrinth von Gängen und Tunnels zu landen.
    Noch lief das Skelett geradeaus. Mittlerweile hatte ich mich an seine eckigen Bewegungen gewöhnt.
    Oft sah es so aus, als würde er zu Boden fallen und liegenbleiben, doch es schaukelte sich stets zurecht und fand sein Gleichgewicht wieder.
    Noch etwas hatte sich verändert. Es war der Geruch. Natürlich roch es hier unten feucht und schimmlig, aber in den letzten Sekunden war noch eine andere Komponente
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