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0494 - Hexen-Polterabend

0494 - Hexen-Polterabend

Titel: 0494 - Hexen-Polterabend
Autoren: Jason Dark
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auf die Hände gerichtet, die plötzlich verschwanden und sich schlangengleich in das graue Unterholz zurückzogen. Sehr bald schon kehrten sie wieder zurück.
    Diesmal hielten sie etwas umklammert. Eine flache Schale bildete das Verbindungsstück zwischen ihnen, sie wirkte wie ein kleines Schiff, über dessen Oberfläche dünne Dampfschwaden schwebten.
    »Es ist der Trank, den du zu dir nehmen mußt, um in unserer Welt willkommen geheißen zu werden«, erklärte man ihr. »Ein jeder hat ihn getrunken, er bildet die Verbindung zu Abandur.«
    »Wie kann er das?« wollte Jane wissen.
    Marthel lachte leise. »Das ist sehr einfach. Dieser Trank besteht aus dem Blut deines Bräutigams. Aus dem Saft, den wir aus vielen Kräutern zusammengemixt haben, ihn kochten und das Skelett unseres Meisters hineintauchten, so daß sich um die Knochen wieder ein Körper bilden konnte. Ein Körper aus den Zutaten der Natur. Jede Ingredienz ist ein Teil der großen Mutter. Sie zusammen ergeben ihn, unseren Meister, einen lebenden Abandur, der auf dich wartet. Wir alle warten auf dich, denn wir werden das große Fest der Feste feiern.«
    In Jane regte sich so etwas wie ein letzter Widerstand. Sie spürte, daß sie vor der berühmten Schwelle stand. Wenn sie diese überschritt, war sie wieder gefangen in der Welt des Bösen, und da würde ein Entkommen so gut wie unmöglich sein.
    »Nun? Willst du die Schale nicht an dich nehmen?« wurde sie gefragt. Die Stimme klang ungeduldig.
    Sie formierte ihren Widerstand zu einer Frage. »Und wenn ich es nicht will?«
    »Müssen wir dich zwingen!«
    Marthel hatte die Worte zwar leise gesprochen, dennoch duldete der Tonfall keinen Widerspruch.
    Feinde überall. Jane Collins empfand alles als ihr feindlich gesonnen. Selbst die Wolken am Himmel oder den dunklen Boden sowie das Buschwerk und das Unterholz, das aus zahlreichen Fußangeln bestand, dornig war und manchmal an tote Schlangen erinnerte, die sich zusammengebunden hatten.
    Eine Welt für sich, eine normale Welt, doch durch den Zauber der Hexen zu einem menschenfeindlichen kleinen Universum hochstilisiert.
    »Nimm ihn!« drängte Osina.
    »Sonst werden wir zu Feindinnen«, fügte Ulana hinzu.
    Jane nickte, bevor sie ihre Arme ausstreckte und sie zwischen die beiden anderen drückte. Sie legte ihre Handflächen gegen den unteren Boden der Schale und ging dabei sehr behutsam vor, weil sie keinen Tropfen verschütten wollte.
    Man ließ sie in Ruhe, weil es sehr wichtig für sie war, diesen Trank zu sich zu nehmen.
    Janes Hände zitterten ein wenig. Das konnte sie nicht vermeiden, und so etwas übertrug sich auch auf die Flüssigkeit, die innen am breiten Rand hochlief und überschwappte, so daß die Tropfen über die Handrücken der Detektivin laufen konnten.
    Es war eine dunkle Flüssigkeit. Eine genaue Farbe konnte Jane nicht erkennen, aber sie war nicht sehr weit von der des Blutes entfernt. Einen Blutgeruch sonderte sie nicht ab. Sie roch eher streng, nach Kräutern und Gewürzen und besaß eine gewisse Temperatur, die wärmer war als Janes Haut.
    Die drei Hexen schauten ihr zu. Ihre Gesichter wirkten selbst wie die Rinde alter Bäume. Nur eben etwas heller. In den Schächten der Pupillen sah Jane das rote Glosen, ein Zeichen dafür, wie sehr die Hexen der Hölle verbunden waren.
    Noch einmal zuckte die Detektivin zusammen, als sie mit den Lippen den Rand der Schale berührte.
    Dann kippte sie das Gefäß in ihre Richtung. Träge rann das lauwarme Gebräu gegen ihre Lippen, berührte es, und Jane spürte sofort den bitteren Geschmack auf ihrer Zunge. Sie dachte plötzlich daran, daß es vielleicht Gift sein könnte, das sie zu sich nahm, zögerte mit dem nächsten Schluck, was die Hexen bemerkten, und hörte schon ihre Stimmen, die sie weiterdrängten, die Schale endlich zu leeren, und Jane Collins gehorchte.
    Die sämige, dicke Flüssigkeit füllte ihren Mund aus. Jane bekam den Eindruck, sie essen zu können.
    Der bittere Geschmack verstopfte fast ihre Atemwege, sie holte nur mehr Luft durch die Nase und mußte schlucken.
    Die fast schon breiige Masse rann durch ihre Kehle. Bereits jetzt spürte Jane die Hitze, die sich ihrer bemächtigt hatte. Wahre Wellen schossen durch ihren Kopf, die Haut nahm eine Rötung an, hinter der Stirn schien es zu schäumen.
    »Leeren, du mußt sie bis zum Grund leeren!« flüsterte Marthel. »Kein Tropfen darf zurückbleiben, verstehst du? Kein einziger Tropfen mehr, sonst wird das Gegenteil von dem eintreten, was
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