Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0492 - Die Wölfin von Rom

0492 - Die Wölfin von Rom

Titel: 0492 - Die Wölfin von Rom
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
haben. Ein Wahnsinn.«
    »Auch wahnsinnig teuer, wie?«
    »Natürlich. Eben die Preise, die man hier zahlt.« Sheila hob die Schultern. »Wir können es uns ja noch einmal überlegen.«
    »Meine ich auch.«
    Johnny rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Und der zweite Grund, Mum?«
    »Ja, der ist ungewöhnlich.« Sheilas Gesicht wurde ernst. Sie wischte über ihre Augen und lachte unecht. »Ihr werdet mich vielleicht für eine Spinnerin halten, aber ich hatte plötzlich das Gefühl, Nadine zu sehen.«
    »Die Wölfin?«
    »Aber die ist in London.«
    »Trotzdem, Bill.«
    »War bestimmt ein Hund, Mum«, sagte Johnny und trank einen Schluck von seinem Milk Shake.
    Sheila schaute ihren Sohn fast strafend an. »Traust du mir nicht zu, daß ich einen Hund von einem Wolf unterscheiden kann?«
    »Doch, doch, aber in dem Gewühl. Hast du genau hingeguckt?«
    »Ja.«
    »Was haben denn die anderen Passanten gesagt? Oder wie reagierten sie?« fragte Bill.
    »Unterschiedlich. Einige nahmen es sehr gelassen hin, andere wiederum schrien erschreckt auf. Je nach Temperament. Ein Mann sagte: Jetzt sind die auch noch hier.«
    »Das hieße, daß es mehr Wölfe in Rom gibt.«
    »So sehe ich das auch, Bill.«
    »Wo ist das Tier denn hingelaufen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Es war plötzlich verschwunden. Huschte einfach weg.«
    »Blieb es in der Straße? Lief es in eine Einfahrt oder in einen Laden hinein?«
    »Ich habe keine Ahnung, Bill. Das ging einfach zu schnell, wenn du verstehst.«
    »Ja, natürlich.« Das Gesicht des Reporters hatte einen nachdenklichen Ausdruck angenommen. Er hatte die Stirn in Falten gelegt.
    »Wölfe in Rom«, murmelte er und schüttelte den Kopf. Dann blickte er Sheila scharf an. »Haben wir da nicht schon etwas gelesen?«
    »Ja, es standen Artikel in den Zeitungen. Man schrieb dort, daß die Tiere aus den Bergen gekommen wären. Aber seit wann gibt es in Italien Wölfe? In Rußland oder Polen lasse ich mir das noch gefallen, aber Italien?«
    »Können das nicht auch Werwölfe gewesen sein?« fragte Johnny plötzlich.
    Bill hob seine Augenbrauen. Daran hatte er auch schon gedacht, aber Werwölfe zeigten sich meist in der Nacht und liefen nicht am hellichten Tag durch die Gegend.
    »Daran glaube ich nicht.«
    »Dann sind es richtige Wölfe.«
    Johnnys Eltern widersprachen nicht. Bill hielt sein Campari-Glas umklammert und starrte auf den orangefarbenen Inhalt. »Wir haben doch Urlaub machen wollen«, murmelte er.
    Sheila faßte nach seiner Hand. »Glaubst du denn, daß wir in einen dämonischen Fall hineinschlittern? Sollte das der Fall sein, verzichte ich auf alles und reise heute noch ab.«
    »Langsam. Noch haben wir keine Beweise.«
    »Ich habe den Wolf gesehen.«
    »Vielleicht war es doch ein Hund.«
    »Nein!« behauptete Sheila entschieden. »Es war kein Hund, zum Henker. Ich kann ihn sehr wohl von einem Wolf unterscheiden. Da kannst du reden, was du willst.«
    »Wie du meinst.«
    Das Gespräch versiegte. Sie wollten auch nicht mehr länger bleiben. Johnny hatte sein Glas bereits geleert, Bill nahm den letzten Schluck, und spürte noch das Fleisch der frisch gepreßten Orange auf seiner Zunge, vermischt mit dem leicht bitteren Campari-Geschmack.
    An der Tür entstand plötzlich Gedränge. Bill saß so, daß er hinsehen konnte.
    Plötzlich spritzten die Gäste auseinander, als wäre eine Bombe unter ihnen eingeschlagen. Sie schufen Platz, schrille Schreie gellten auf, niemand nahm mehr Rücksicht. Eine ältere Frau wurde zu Boden gestoßen, und vor der Tür entstand ein freier Platz, auf den von der Türschwelle her eine gewaltige Gestalt sprang.
    Ein Wolf!
    ***
    Als die ersten Schreie verklungen waren, herrschte sekundenlang Totenstille. Bis die Frauen und auch Männer durchdrehten. Der Anblick dieses Tieres war einfach zu ungewöhnlich und auch zu schrecklich. Der Wolf stand auf seinen vier kräftigen Beinen. Er hatte ein dichtes, braunes Fell, das sogar auf dem Rücken rötlich schimmerte und tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit der Wölfin Nadine aufwies.
    »Das ist er«, hauchte Sheila. »Ja, das ist der Wolf, den ich gesehen habe…«
    Bill nickte nur. Er sah, daß Johnny aufspringen wollte, und er drückte seinen Sohn wieder auf den Stuhl zurück.
    Das Tier stand da und beobachtete nur. Dann schüttelte es sich.
    Sein Fell bewegte sich dabei, als wäre ein Windstoß über den Rücken gestrichen. Die Ohren waren aufgerichtet. Es witterte und lauschte gleichzeitig.
    Vor dem Eingang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher