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0492 - Die Wölfin von Rom

0492 - Die Wölfin von Rom

Titel: 0492 - Die Wölfin von Rom
Autoren: Jason Dark
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schluchzte auf. »Der Wolf hat ihn mitgenommen. Er hat Johnny entführt.«
    »Weshalb denn?«
    »Ich weiß es nicht, Sheila. Ich weiß es wirklich nicht…«
    »Wir müssen ihn suchen«, flüsterte sie. »Er wird sonst…« Sie brachte das alles entscheidende Wort nicht mehr über die Lippen.
    »Ich weiß, Sheila.«
    Polizisten betraten das Lokal. Sie hatten von den Zeugen erfahren, wer die Eltern des entführten Jungen waren. Und steuerten nun auf Sheila und Bill zu.
    »Vertraust du denen?« fragte Sheila.
    »Nie.«
    »Und was willst du tun?«
    Bevor die Uniformierten sich noch mit Fragen an die Conollys wenden konnten, gab der Reporter seine Antwort. »Ich werde John Sinclair anrufen…«
    ***
    Neben mir schnarchte ein alter Mann mit halboffenem Mund. Über seine Lippen rann gelblicher Speichel und tropfte zu Boden.
    Vor mir hockten drei betrunkene Punker auf dem schmutzigen Zellenboden. Man hatte sie auf der Straße aufgelesen. Ihre Haare sahen aus wie das bunte Gefieder eines Pfaus.
    In einer anderen Ecke hockten zwei Schläger. Finstere Typen, noch ziemlich jung, mit fast kalkweißen Armen, die wie dicke Schläuche aussahen und aus den Öffnungen der fleckigen Jeanshemden hervorstachen. Die Gesichter waren durch blaue Flecken und Tätowierungen gezeichnet. Von der Stirn her zog sich der Körper einer roten Schlange bis hin zur Nasenspitze. Die Haare hatten sie sich bis auf zwei Stellen über den Ohren wegrasiert. Aus kleinen, bösen Augen starrten sie mich an, denn ich hockte ihnen genau gegenüber.
    Die Nacht hatte ich in der Zelle verbracht. Allmählich dämmerte der Morgen, dann sollte ich entlassen werden.
    Ich sah aus wie ein Tramp. Meine ältesten Klamotten hatte ich angezogen. Durch den Zellenboden waren sie auch entsprechend schmutzig geworden. Ich hoffte, daß dies reichen würde, so fiel ich wenigstens in dem Viertel, in dem ich mich bewegen wollte, nicht auf.
    Die beiden Schläger glotzten mich noch immer an. Sie hatten am Abend zuvor einen harten Kampf gegen mehrere Carabinieri hinter sich und waren unter großen Mühen eingebuchtet worden.
    Während der Nacht hatten sie geschlafen und mich in Ruhe gelassen, aber jetzt mußten sie sich wohl beweisen.
    Einer von ihnen stand auf. Sein Gesicht hatte Ähnlichkeit mit einer hellen Kegelkugel. Wie kleine Hügel standen die dicklichen Wangen hervor. Die Lippen waren »gespitzt«. Sie sahen so aus, als wollten sie jeden Moment Kaugummiblasen produzieren.
    Die Schlange bewegte sich, als der Kerl genüßlich auf den Zellenboden spuckte.
    Ich saß noch immer ruhig da und hatte meinen Rücken gegen die Gitterstäbe gedrückt. Die Beine hielt ich ausgestreckt, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Der Alte neben mir schnarchte weiter, obwohl sich mittlerweile drei Fliegen auf seinem Gesicht befanden und dort »Fangen« spielten.
    Ich benahm mich wie Django in seiner besten Zeit. Ohne mich zu rühren, schaute ich den Schläger an. Nicht direkt und provozierend, sondern von unten her und aus schmalen Augenschlitzen.
    Er blieb vor mir stehen. Ich tat noch immer nichts.
    Das gefiel ihm und seinem Kumpan überhaupt nicht. Der zweite Kerl meldete sich vom Gitter her.
    »Tritt ihm doch in die Eier!« rief er. Die halbbetrunkenen Punker lachten. Einer von ihnen setzte noch einen drauf. Die Bemerkung möchte ich lieber verschweigen.
    Jetzt redete mich der Schläger direkt an. »Hast du gehört, was mein Freund sagte?«
    »Si.«
    »Ich kann es machen, du Arsch, aber du kannst dich auch freikaufen! Wenn du uns deine Scheine gibst…«
    »Frag die Bullen. Die haben mir das Geld abgenommen.«
    »Wirklich?«
    »Si.«
    »Hau schon zu!«
    Und der Schläger gehorchte. Er hob sein rechtes Bein an. Beide Kerle trugen feste Schuhe mit dicken Sohlen. Wenn der Tritt mich erwischte, konnte ich mindestens mit einem dicken blauen Fleck rechnen.
    Der übergewichtige Typ fühlte sich sehr sicher. Viel zu langsam holte er aus, beobachtete mich dabei. Schneller trat er zu. Ich war noch schneller und zog blitzartig die Beine an, so daß der Tritt ins Leere ging. Mit der Hacke schleifte der Fuß dabei noch über den Boden. Der dicke Schläger taumelte nach vorn und wedelte mit den Armen.
    Für mich kam es günstig. Mein rechtes Bein schickte ich ihm als Gruß nach. Sein Pech, daß meine Schuhspitze in der Kniekehle landete.
    Der Schläger fiel.
    Es hörte sich an, als hätte man in einer Großbäckerei eine Menge Teig zu Boden geschleudert. Das klatschte richtig, als er in seiner eigenen
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