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0490 - Feuerschädel

0490 - Feuerschädel

Titel: 0490 - Feuerschädel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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startete ausnahmsweise pünktlich.
    Fünf Stunden später, bereits im Dunkeln, befand sie sich in Glasgow, und Zamorra nahm den perlmuttweißen Mercedes 560 SEL entgegen.
    »Mylord, wir kommen«, murmelte er. »Volle Deckung…«
    ***
    Roy Thurso hatte mörderisch schlecht geschlafen und ebenso schlecht geträumt. In allen Traumfragmenten spielte dabei Rhu Mhôrven eine Rolle, aber auch der Totenacker, der auf Llewellyn-Land zwischen der Burg und dem Ben Attow lag. Nach seinem Erwachen schaffte Thurso es jedoch nicht mehr, diese Traumfragmente zu ordnen. Je mehr er sich bemühte, desto mehr verschwammen sie im Nebel des Vergessens.
    Dennoch mußte Thurso den ganzen Tag an seine Alpträume denken, versuchte sie zurückzuholen und vernachlässigte darüber seine Arbeit. Als er Feierabend machte, lag er gut eine Stunde hinter dem Soll. Sein Chef sagte nichts dazu, weil er Verständnis dafür hatte, daß einer seiner Leute mal nicht ganz konzentriert bei der Sache war, aber Thurso ärgerte sich, weil er diesen Verlust am kommenden Tag wieder hereinarbeiten mußte!
    Thurso arbeitete in Invershiel. Das lag am Loch Alsh mit direkter Verbindung zum Meer. Für die rund zwanzig Kilometer bis nach Cluanie Bridge brauchte Thurso normalerweise etwas mehr als eine halbe Stunde, weil die Straße sehr gut ausgebaut war - wenn man schottische Maßstäbe anlegte. Und Thurso besaß einen zwar alten, aber guten Wagen, mit dem er schnell voran kam. Jetzt, wo er immer wieder mit Schneematsch auf der Fahrbahn rechnen mußte, dauerte die Fahrt fast doppelt so lange. Auf rutschigem Untergrund half ihm nämlich auch der Allrad-Antrieb seines Suzuki LJ nicht viel, wenn er plötzlich bremsen mußte. Der Allrad-Antrieb des kleinen Geländewagens, den er vor ein paar Jahren als Gebrauchtwagen erstanden hatte, half ihm nämlich vorwiegend beim Anfahren auf dem unsicheren Grund. Die Gesetze der Physik konnte er nicht außer Kraft setzen, und weil Thurso kein Geld für einen anderen Wagen hatte und außerdem auch verflixt gern unfallfrei lebte, fuhr er entsprechend vorsichtig.
    Zwischen Ben Attow an der einen und The Saddle auf der anderen Seite der Straße fuhr Thurs heimwärts, ärgerte sich darüber, daß der LJ zwar gut für die hiesigen Straßenverhältnisse und fürs rauhe Gelände war, seine Heizung aber nicht richtig funktionierte und ein schützendes Hardtop zu teuer war. Also mußte Thurso sich mit dem Planenverdeck behelfen, durch das die Kälte natürlich fast ungehindert hereinkam und ihn in Thermohosen und eine gefütterte Winterjacke zwang.
    Als er zwischendurch nach links zum immer noch schneebedeckten Ben Attow sah, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. War das nicht Rhu Mhôrven, der da durch den Schnee stapfte?
    Thurso brachte den Suzuki zum Stehen. Plötzlich glaubte er wieder Mhôrvens Stimme zu hören: Warum machst du dir Gedanken über etwas, das dich nichts angeht? Laß du mir meine Ruhe, dann lasse ich dir deine!
    »Aber warum hast du sie mir dann nicht gelassen, sondern mich noch in meinen Träumen verfolgt!« stieß Thurso unwillkürlich hervor und sah jetzt, daß es sich tatsächlich um den Unheimlichen handelte. Thurso kletterte aus dem Wagen, ging zum gegenüberliegenden Straßenrand und sah die Fußspuren.
    Sie führten von der Straße in ziemlich gerade Linie zu Mhôrvens jetziger Position.
    Also war der doch kein Gespenst! Gespenster pflegen keine Fußspuren im Schnee zu hinterlassen, und damit hatten die Leute wohl doch recht, die in Mhôrven ein Wesen aus Fleisch und Blut sahen.
    Warum er allerdings gestern abend keine Abdrücke im Schnee hinterlassen hatte, ließ sich dadurch nicht erklären!
    Wie üblich trug Mhôrven auch jetzt wieder seine bodenlange Kutte und die Fellmütze. Bei Tage wirkte er gar nicht mehr so unheimlich. Doch die Abenddämmerung kam schon, und in spätestens einer Stunde würde es hier dunkel sein. Was wollte Mhôrven in der Dunkelheit da draußen im Gelände?
    Lag nicht der Llewellyn-Friedhof in der Richtung, in welche Mhôrven sich bewegte?
    Was hatte der Alte dort zu suchen?
    Plötzlich hielt Thurso sich selbst für verrückt, weil er sich dabei ertappte, Mhôrven mit seinen Gedanken erreichen zu wollen. Rhu, warum hast du mich denn in meinen Träumen nicht in Ruhe gelassen? formulierte er so konzentriert und angestrengt, als müsse er die Worte über die große Entfernung hinweg gegen den Wind brüllen.
    Erschrocken hielt er inne.
    Hatte der Alte nicht gerade ganz kurz gestoppt, um
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