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0486 - Der unheimliche Shaolin

0486 - Der unheimliche Shaolin

Titel: 0486 - Der unheimliche Shaolin
Autoren: Jason Dark
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wie eine Schlange ohne Kopf, einfach tot.
    Darauf verließ sich der alte Shaolin, als er dorthin lief, wo er sein Pferd zurückgelassen- hatte. Blutend und mit teilweise zerfetzter Kleidung erreichte er das Tier, wo er sich gegenlehnte und seine lange Wunde betrachtete.
    Hatte der Drachengott ihm nicht erklärt, daß die Handschuhe auch Heilkräfte besaßen?
    Das wollte Lin Cho jetzt wissen. Er drehte seine Hand, so daß er mit dem Rücken über die Wunde streichen konnte. Von oben nach unten berührte er sie sanft, als hätte er mit einer Feder darüber hinweggestrichen. Was er nur zu hoffen gewagt hatte, geschah.
    Die Wunde schloß sich.
    Das Blut verschwand. Von zwei Seiten wuchs die Haut über die lange Wunde hinweg, so daß nichts mehr von ihr zu sehen und sie nur Erinnerung war.
    Zum erstenmal zuckte ein Lächeln über die Gesichtszüge des Shaolin. Er hatte den Kampf gewonnen, der Drachengott war ihm wohlgesonnen gewesen und das Kloster würde auch weiterhin bestehen bleiben. Die Kraft in seinem Innern hatte nicht nachgelassen. Trotz des Kampfes fühlte er sich frisch und ausgeruht. Mit einem geschmeidigen Satz schwang er sich auf den Pferderücken, schnalzte mit der Zunge, und das Tier verstand dieses Zeichen.
    Es schritt an.
    Zu lenken brauchte der Mönch es nicht. Sein Pferd kannte den Weg von allein, auch in der grauen Nebelbrühe fand es ziel- und trittsicher die steilen Pfade.
    Im Hof des Klosters stellte es Lin Cho wieder in den Stall und betrat danach den Tempel.
    Man stellte ihm keine Frage. Er schritt durch die Stille. Jeder Mönch, den er passierte, konnte seine Handschuhe sehen, doch eine Frage wurde nicht gestellt.
    Wieder verneigte er sich vor dem Buddha. Dann betete er selbst. Stunden verrannen. Über den Bergen ging die Sonne auf und dampfte den Nebel aus den Tälern weg.
    Auch aus dem Tal, wo einst die Barbaren gehaust hatten. Es war leer. Nur mehr Tote lagen auf dem Boden.
    Das Kloster aber stand im prachtvollen Schein der Sonne wie eine uneinnehmbare Trutzburg. Das war ein Bauwerk, das den Stürmen der Zeiten trotzen sollte und es auch tat.
    Geschlechter starben aus, Generationen vergingen, doch die alte Wahrheit des Drachengottes wurde nicht vergessen.
    Die Handschuhe blieben erhalten. Hunderte von Jahren danach sollte es um sie einen fürchterlichen Kampf geben…
    ***
    »Soll ich dir den Kaffee in Sir James Büro bringen, oder nimmst du ihn gleich selbst mit?« fragte Glenda, als ich meinen vom Aprilregen nassen Mantel aufhängte.
    »Wieso?«
    »Er will dich sehen.«
    »Mich auch?« fragte Suko, der jetzt das Vorzimmer betrat.
    »Ja.«
    »Was liegt denn an?«
    »Keine Ahnung, John. Die Sache muß passiert sein, als ihr euch in Frankreich herumgetrieben habt.«
    »Dann gehen wir mal.«
    »Wie geht es eigentlich dem Abbé?« fragte Glenda.
    Ich lächelte knapp. »Er ist in Alet-les-Bains gut aufgehoben, finde ich.«
    »Das freut mich zu hören. Und der Würfel?«
    »Hat ihm schon gute Dienste erwiesen. Ich glaube, er ist der richtige Besitzer.«
    »Obwohl er ihm das Augenlicht auch nicht ersetzen kann.«
    »Da hast du leider recht.« Inzwischen war der Kaffee durchgelaufen. Ich schenkte mir selbst einen Becher ein, der ungefähr zweieinhalb Tassen faßte. »Man kann ja nie wissen, wie lange es dauert.«
    Als ich Glenda in ihrer violett schimmernden Lederhose sah, fiel mir etwas ein. »Hör mal, Mädchen, stimmt es, daß der Mini in diesem Sommer wieder kommt?«
    »Ja.«
    »Und hast du dir schon einen gekauft?«
    »Nein.«
    »Schade. Dann willst du, uns also nicht verwöhnen.«
    »Dich kenne ich. Wir sind ein anständiges Haus. Aber in meiner Freizeit werde ich mich wohl an die neue Kleidung gewöhnen können.«
    Ich zwinkerte ihr zu. »Wir müßten öfter mal ein Wochenende miteinander verbringen.«
    »Lüstling!«
    Ich grinste, nahm einen Schluck und folgte Suko, der bereits über den Gang schritt.
    »Minirock«, sinnierte er, »kommt der tatsächlich wieder in Mode?«
    »Es sieht so aus.«
    »Shao hatte damals auch einen.«
    Ich blieb stehen, weil Sukos Gesicht einen sehr ernsten Ausdruck angenommen hatte. »Was ist, Partner? Hast du etwas von ihr gehört?«
    »Nein, leider nicht. Aber ich fühle etwas.«
    »Was?«
    »Vielleicht werden wir sie bald sehen.« Er schaute noch für einen Moment zu Boden, hob dann den Kopf und ging schweigend vor, begleitet von meinen nachdenklichen Blicken.
    Sir James saß hinter dem Schreibtisch, wünschte uns einen guten Morgen und stellte einige Fragen,
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