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0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist
Autoren: Jason Dark
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kamen.
    Das Templersiegel war englischer Herkunft. Über dem Löwen mit dem gebogenen Schwanz, der über dem Rücken schwebte, lag ein Halbmond. Er war fest verbunden mit der Unterseite eines Kreuzes und umringt von Sternen. Bei den Templern war es das Sinnbild für die Mutter Gottes. Das Kreuz war auf dem Siegel das wichtigste Indiz, denn es befanden sich die gleichen Zeichen darauf wie auf Sinclairs Kreuz. Deshalb konnte es nur einer Gruppe gehören, die dem Guten diente.
    Wie auch Hector de Valois es damals getan hatte. Doch er war zu einem silbernen Skelett geworden, wobei dies nicht hieß, daß er völlig vernichtet war.
    Der Körper konnte getötet werden, aber der Geist blieb. Wenn er zudem noch die magischgeistige Kraft eines Hector de Valois’ besaß, durfte von einem direkten Tod nicht geredet werden.
    Der Geist des Hector de Valois’, das Siegel des Richard Löwenherz und das Skelett bildeten ein Dreieck, dessen unsichtbare Seiten miteinander in Verbindung standen. Sollte sich eine Gefahr nähern und eine dieser drei Seiten spürte es, so warnte sie die andere.
    So war es auch an diesem Tag.
    Über dem Land schien noch die Frühlingssonne. Das Ende der Schlucht zeichnete sich scharf konturiert ab. Der Raum zwischen den Wänden schien zu schmelzen, so daß der Ausschnitt fast nur fingerbreit wirkte.
    Das Skelett lag stumm im Düstern.
    Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, wo es urplötzlich den Kopf hob, als wäre es mit einem Band hochgezogen worden. Gleichzeitig drückte sich auch der Oberkörper in die Höhe, so daß es eine sitzende Haltung angenommen hatte.
    Noch lagen die Hände wie immer. Sie waren nur mehr flache Schalen, auf denen das Templer-Siegel seinen Platz gefunden hatte.
    In den Augenhöhlen nistete die Leere. Der Mund stand offen, darüber ein Loch, wo sich einmal die Nase befunden hatte, und all das war von einem blassen Schein aus Silber umgeben.
    Das Skelett wartete…
    Noch veränderte sich nichts. Die Düsternis blieb, kein böser Hauch durchfuhr sie, doch das Skelett war nicht umsonst gewarnt worden.
    Etwas lauerte, und dieses Etwas mußte nicht allzu weit entfernt sein, sonst wäre es von dem Skelett nicht wahrgenommen worden.
    Die Warnsignale, egal von wem auch geschickt, hatten es erreicht.
    Zeit verrann. Sie war für ein Wesen wie diesen Bewohner der Schlucht nicht mehr existent. Verging ein Monat, ein Jahr oder nur ein Tag, was machte das schon aus?
    Der Blick des Totenschädels war auf das Ende oder den Anfang der Schlucht gerichtet. Dort mußte es erscheinen, und das Skelett hatte sich nicht getäuscht.
    Dort kam etwas.
    Kaum zu sehen, ein schwacher Schein nur, ein verwaschen wirkendes Licht, so silbrig schimmernd wie das Skelett selbst.
    Aber es blieb nicht dort, es kam näher, plötzlich strahlte es auf, füllte den Raum zwischen den Wänden aus und wurde fast zu einem explodierenden Stern.
    Es war ein Gegenstand, der nur ein Ziel kannte.
    Wie ein hart geworfener Stein fiel er herab, genau in den offenen Sarg und genau auf die silbrig schimmernde Knochengestalt.
    Neben dem Siegel der Templer blieb er liegen, soviel Platz befand sich auf den beiden Handflächen.
    Das Skelett schaute noch nicht hin. Erst allmählich senkte es den Knochenschädel, als konnte es durch die leeren Augenhöhlen den Gegenstand genau erkennen.
    Es war ein silbernes Kreuz!
    ***
    Wir waren unschlüssig darüber, was wir unternehmen sollten. Die Kathedrale war wichtig, aber Suko hatte mich davon überzeugt, daß wir es nicht mehr schaffen würden.
    »Dann müssen wir eben hierbleiben«, sagte ich.
    Mein Freund nickte. »Und dann?«
    Janine gab die Antwort. »Wir werden ebenfalls zu Staub werden«, flüsterte sie. »Schaut euch doch um. Wir sind umgeben von lebendigen Toten. Ich sehe meine Verwandten, meine Freunde, meine Bekannten, aber sie erkennen mich nicht mehr. Dieser verdammte Staubgeist kann mit ihnen spielen. Er macht mit ihnen, was er will.«
    »Ja, mit denen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Ich lächelte schmal. »Sie sind bereits in die Magie des Staubgeistes geraten, wir aber nicht.«
    »Das kann noch kommen.«
    »Oder auch nicht«, sagte ich. »Vielleicht will er uns nicht. Denkt an den Überfall auf der Herfahrt. Ihn haben wir ebenfalls relativ gut überstanden. Oder nicht?«
    »Und wo ist dein Kreuz?« fragte Suko.
    »Keine Ahnung. Was aber nicht heißen muß, daß Whisper es besitzt.«
    Suko ballte die rechte Hand zur Faust. »Whisper!« schimpfte er.
    »Ich höre immer nur Whisper. Verdammt,
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