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0483 - Im Zeichen des Ganjos

Titel: 0483 - Im Zeichen des Ganjos
Autoren: Unbekannt
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durch den Pedoschirm auf meine Füße übertragen wurden. Perry und ich taumelten, stießen gegen die Innenwand des Energieschirms und klammerten uns aneinander fest, um nicht zu stürzen.
    Ein Wandstück der Halle brach auseinander. Die Trümmer fielen teilweise nach innen und begruben einige Ganjopriester unter sich. Ein greller Blitz schlug durch die Öffnung und erlosch wieder. Doch ein stetiges Glühen blieb. Es sah aus, als wäre hinter dem klaffenden Loch ein Reaktor durchgegangen und überschüttete die Ganjopriester und Pedolotsen mit harter Strahlung.
    Perry und ich waren nicht gefährdet, wir wurden von dem sechsdimensionalen Pedoschirm wirksam gegen jede Art von Strahlung geschützt.
    Doch wie lange?
    Hier waren Kräfte ausgelöst worden, die sich jeder Kontrolle durch organische Intelligenzen ‘entzogen. Möglicherweise flog dieser Teil des Planeten innerhalb der nächsten Sekunden in die Luft.
    Und wir waren zu völliger Passivität verurteilt ...
     
    *
     
    Avimol zog die Kapuze seines Pilgergewandes über den Kopf und wickelte die Schlafdecke fester um sich. Er konnte nicht einschlafen, wodurch das Schnarchen und rasselnde Atmen der Gefährten ihm unnatürlich laut vorkam.
    Der Uarter öffnete die Augen und sah gegen die hohe Decke des Schlafsaales, in dem außer seinen drei Gefährten noch rund zweihundert Pilger von allen möglichen Welten untergebracht worden waren.
    Er dachte an die geheime Zusammenkunft der Perdaschistengruppe unter Recimoran zurück. Was dort gesagt worden war, hatte ihn stark beeindruckt. Überzeugt aber hatten ihn erst die Beweise, die Recimoran ihm in Form von Tonspulen und kopierten Dokumenten der Pedolotsen vorgelegt hatte.
    Avimol zweifelte nicht mehr daran, daß die Pedolotsen den Kult der Ganjopriester für ihre egoistischen Ziele mißbrauchten und auch vor Mord nicht zurückschreckten, um kritische Stimmen verstummen zu lassen.
    Er war jetzt selber ein Perdaschist, aber erst jetzt erkannte er, in welche Konflikte ihn das stellte. Avimol glaubte nach wie vor an die Rückkehr des Ganjos - die Perdaschisten zweifelten ja ebenfalls nicht daran -, doch er wußte auch, daß er sich der Rolle eines Ganjopriesters nicht entziehen durfte, wollte er nicht den Argwohn der Pedolotsen auf sich lenken.
    Er würde also weiterhin wie ein Pilger und Ganjopriester handeln müssen, gleichzeitig aber heimlich auf die Schwächung dieses Kultes hinarbeiten. Das bedingte in gewissem Sinne Persönlichkeitsspaltung.
    Nach der geheimen Zusammenkunft war Avimol, wie Recimoran und Askosan es ihm empfohlen hatten, zur Großen Versammlung beim Ovarasch gegangen. Er hatte, eingekeilt in die vieltausendköpfige Menge, auf dem Platz des riesigen Obelisken gestanden und die Musik, die Gesänge und die Ansprachen der Pedolotsen über sich ergehen lassen. Avimol verstand nicht mehr, warum er früher ebenso begeistert geschrien hatte, wie es die anderen taten. Es war wie ein Schock für ihn gewesen.
    Avimol setzte sich auf und schob die Kapuze zurück. Eine Weile musterte er die Schläfer und die nicht abreißende Prozession von Pilgern, die zu den Toiletten strebten und wieder zurückkehrten. Er verachtete die Leute, die ihre Körper so schlecht unter Kontrolle hatten. Auf Uarte hätte niemand während der Nachtruhe die Schlafbunker verlassen.
    Ich darf diese Leute nicht mit denen von Uarte vergleichen, sagte er sich. Das wäre ungerecht. Jede Welt prägt ihren Bewohnern einen eigenen Lebensstil auf.
    Quinfaldim regte sich schwach; seine wulstigen Lippen bewegten sich, dann wälzte er sich auf den Bauch und schlief ruhig weiter.
    Seufzend wickelte Avimol sich aus der Decke, reckte sich und hob die lederne Tasche auf, in der sich seine Biotarn-Ausrüstung befand. Er hängte sie sich an den breiten Gürtel unter dem Umhang, dann stieg er über die Schlafenden hinweg. Sein Ziel war der Ausgang des Schlafsaales.
    Im Flur begegneten ihm die von den Toiletten zurückkehrenden Männer. Die meisten schlurften teilnahmslos dahin, nur wenige musterten den Uarter. Beim Trinkautomaten am Ende des Flures blieb Avimol stehen und tastete einen Becher Alloque, ein leicht bitter schmeckendes Getränk aus Pflanzenextrakten und gegorener Ztaplan-Milch. Er trank den Alloque in kleinen Schlucken und fühlte sich danach erfrischt.
    Langsam schlenderte er auf den Ausgang des Tempels zu, in dem die Schlafsäle untergebracht waren. Draußen empfing ihn milde trockene Luft. Der Himmel war wolkenlos, und zahlreiche helle Sterne
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