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0481 - Laurins Amazonen

0481 - Laurins Amazonen

Titel: 0481 - Laurins Amazonen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht; in der Welt der zivilisierten Menschen, zu denen ich mich zähle, ist die Sklaverei längst abgeschafft. Es macht Spaß, all diese Handreichungen selbst zu erledigen. Wißt Ihr nicht, daß selbst die alten Römer an einem Tag im Jahr mit ihren Sklaven die Rollen tauschten, um sich einmal von der pausenlosen Langeweile des Bedientwerdens zu erholen? Sagt, Aldebaran - wie viele Diener oder Sklaven nennt ihr selbst denn Euer eigen?«
    Der Zwerg gestikulierte heftig. »Nie würde es mir einfallen, Diener und Sklaven mein eigen zu nennen«, stieß er hervor. »Es weiß doch jeder, daß nur der König selbst Diener und Sklaven haben darf! Ich aber bin doch nur ein einfacher Albe…«
    »Warum sollte dann ich Diener und Sklaven haben?« fragte Zamorra. »Weil auch Ihr ein König seid in Eurer Welt. Der König der Zauberei. Mein Herr und König Laurin hat es so gesagt!«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, da werde ich ein paar falsche Vorstellungen ausräumen müssen«, sagte er.
    Der Zwerg fuhr auf, die Hand am verzierten Schwertgriff. »Wollt Ihr meinen König einen Lügner nennen, Herr Montagne?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Ich denke nur, daß er etwas falsch verstanden hat. Ich werde ihn selbst von der Wahrheit in Kenntnis setzen.«
    »Wenn Ihr das wollt, Herr Montagne«, sagte der Zwerg, »werdet ihr Euch beeilen müssen. Denn vielleicht lebt mein König nicht mehr lange, nachdem er schon sein Reich verlor.«
    Zamorra hob die Brauen. »Sintram ist doch tot«, sagte er.
    »Nicht Sintram«, erwiderte Aldebaran. »Von ihm ist nie wieder gesprochen worden, nachdem Ihr seinem unrühmlichen, boshaften Verräter- und Intrigantenleben ein gerechtes Ende gesetzt. Nein, es ist ein anderer Feind. Wir kannten ihn nie zuvor. Und all der Zauber war nicht stark genug, Laurins Reich vor dem Feind zu schützen. Deshalb, Herr Montagne, nehmt lieber so viele kampferprobte Krieger wie nur möglich in Euren Sold, daß sie Euer Zauberschloß bewachen und beschützen, sonst ergeht es Euch vielleicht ebenso wie meinem König!«
    Zamorra und Nicole sahen sich an. Laurins Reich, von Fremden überfallen?
    »Wer sind diese Fremden?« wollte Zamorra wissen.
    »Ich sagt Euch doch schon - wir kennen sie nicht. Sie waren plötzlich da. Sie haben uns überfallen. Mein König…«
    Er stockte; es fiel ihm sichtlich schwer, auszusprechen, was er sagen wollte.
    Auffordernd nickte Zamorra ihm zu.
    »Mein König«, fuhr Aldebaran fort, »erbittet Eure Hilfe, Herr Montagne.«
    ***
    Eysenbeiß sah sich um, atmete die würzige Luft, und obgleich er genug Erfahrungen mit anderen Dimensionen und dem Wechsel zwischen ihnen gemacht hatte, fiel es ihm schwer, sich vorzustellen, daß er eben noch mit seinem Flugobjekt frei in der Luft vor einer grauen Felswand geschwebt hatte, wo er jetzt auf festem, grasbewachsenen Boden stand.
    Boden, der in der Welt der Menschen eigentlich gar nicht existierte…
    Aber der ERHABENE hatte es geschafft, in die Welt der Zwerge einzudringen, und hinter ihm begann sich das Flugobjekt zu verwandeln. Unwillkürlich griff Eysenbeiß in seiner Ted-Ewigk-Tarnung unter die Jacke, wo er im Schulterholster einen Blaster trug. Falls er in diesem Moment einen Angriff zu erwarten hatte, vertraute er dem Laserstrahl mehr als der Magie des Dhyarra-Kristalls.
    In diesen Augenblicken war Eysenbeiß angreifbar. Er konnte den Verwandlungsprozeß nicht mehr stoppen. Demzufolge konnte er im Moment auch nicht die Flucht ergreifen, wie es eigentlich seinem Naturell entsprach. Erst wenn der vollautomatische Prozeß abgeschlossen war, gab es für ihn wieder eine Verbindung zur Menschenwelt. Und nicht nur für ihn…
    Aber offenbar hatte er momentan keinen Angriff zu befürchten. Entweder wurde der Rosengarten überhaupt nicht bewacht, oder die Wächter hatten den Eindringling noch nicht registriert - oder sie wollten ihn in Sicherheit wiegen.
    Er machte ein paar vorsichtige Schritte und versuchte sich einen Eindruck von seiner Umgebung zu verschaffen. Sie schien endlos zu sein -wohin er auch sah, verschwand der Horizont dergestalt hinter Wäldern und Sträuchern und Hügelkuppen, daß Eysenbeiß sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, sich in einem Filmstudio zu befinden, in dem die Wände durch Landschaftsmalerei und anderweitige Dekoration den Eindruck unendlicher Weiten vortäuschten. Vermutlich war es auch so; wie man ihm mitgeteilt hatte, war Laurins Reich im Berg, rein räumlich gesehen, nicht sonderlich
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