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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Yves’ Verdacht lag nahe. Aber Angelique Cascal war sicher, daß Julian sie nicht so sehr hatte verändern können in der Zeit, in welcher sie in jener Blockhütte im Himalaya zusammengelebt hatten, die Julian Peters nicht durch einen seiner Träume, sondern durch eigener Hände Arbeit für sie beide gebaut hatte. Aber dieses Kapitel hatte sie hinter sich abgeschlossen. Julian war zu sehr auf sich selbst fixiert gewesen. Angelique war ihm gefolgt, weil sie ihn liebte, aber das Zusammensein hatte ihr gezeigt, daß er nur nahm, ohne zu geben. Er war immer noch ein unreifer Junge. Nur eines erleichterte sie: Er hatte sie nicht angerührt. Sie war immer noch Jungfrau. So fiel es ihr leichter, den trennenden Schritt zu vollziehen.
    Das Problem war, daß er bei ihr dadurch auch noch Pluspunkte gesammelt hatte. Und ein weiteres Problem war, daß sie sich immer wieder dabei erwischte, an ihn zu denken - und manchmal sogar von ihm zu träumen!
    Das war nicht gut. Sie wollte sich doch von ihm lösen, zumal er sie einfach so im Stich gelassen hatte, weil »höhere Aufgaben« auf ihn warteten. Aber immerhin war er noch so fair gewesen, sie nach Baton Rouge zurückzubringen.
    Aber daran durfte sie jetzt nicht denken. Sie hatte endlich die ersehnte Ablenkung. »Sie ist meine Freundin, und sie braucht Hilfe«, flüsterte sie zurück.
    »Das hätte auch an einem neutralen Ort geschehen können«, zischte Yves. »Ich hoffe, daß du ihr nicht verraten hast, wer ich bin.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Angelique. »Sie weiß nur, daß du mein Bruder bist. Mehr nicht.«
    »Schlimm genug«, sagte er und bemühte sich, seine Erleichterung nicht offen zu zeigen. Er war l’ombre, der Schatten. Sein Inkognito sollte auf jeden Fall gewahrt werden. Es reichte schon, wenn dieser ominöse Professor Zamorra herausgefunden hatte, daß l’ombre niemand anderes war als Yves Cascal. Aber zumindest bei Zamorra und seiner Crew schien sicher, daß sie den Mund hielten.
    Seiner Schwester war sich l’ombre nicht mehr so sicher, seit sie mit diesem Julian Peters verschwunden war. Er wußte nicht, was sich zwischenzeitlich zwischen den beiden abgespielt hatte und ob Peters Angelique nicht so sehr beeinflußt hatte, daß sie alles Wichtige vergaß oder zumindest nicht mehr beachtete.
    Sie war ohne eine Nachricht einfach von einem Moment zum anderen verschwunden und genau so plötzlich zurückgekehrt. Gerade so, als habe sie kein Vertrauen mehr zu ihren Brüdern. Wie sollten diese dann noch Vertrauen zu ihr haben?
    »Darüber unterhalten wir uns noch unter vier Augen«, flüsterte Yves seiner Schwester zu; damit war das Flüstern beendet. »Und nun?«
    »Hör dir an, was sie zu erzählen hat, und auch ihren Grund, damit nicht zur Polizei zu gehen«, verlangte Angelique.
    Yves hörte. Aber er zeigte sich als schlechter Gastgeber und bot Valery nichts an. Damit gab er ihr zu verstehen, daß er sie nicht gern in der kleinen Kellerwohnung sah. Angelique erfüllte die Gastgeberpflichten dafür um so besser. Dabei brachte sie es fertig, Valery einen Drink unterzujubeln, den diese für schärfsten Schnaps hielt, dabei war nicht einmal ein Gramm Alkohol darin vorhanden.
    »Das ist ja alles recht und schön und gut«, brummte Yves schließlich. »Aber wieso soll ausgerechnet ich dabei helfen können?«
    Angelique machte eine Geste. Sie wies damit auf das Amulett hin, das Yves besaß und beim besten Willen einfach nicht mehr loswerden konnte. Einen der sieben Sterne von Myrrian-ey-Llyrana. Magie pur, aber eine Magie, mit der Yves nichts zu tun haben wollte. Dennoch wurde er immer wieder in Geschehnisse verwickelt, die mit Magie zu tun hatte, gerade so, als sei er durch das handtellergroße, silberne Amulett in einen Strudel gerissen worden, aus dem es kein Entkommen mehr gab.
    Angelique seufzte; sie dachte daran, ihren Bruder später unter vier Augen überreden zu können. Schließlich brauchte auch Valery Cristeen nicht zu wissen, über welches wunderbare Zauberwerkzeug Yves verfügte. Es reichte schon, daß sie hier war…
    »Du hast allerlei Verbindungen«, sagte sie, nachdem Yves kaum merklich mit dem Kopf geschüttelt und ihr damit verraten hatte, daß er keinen Wert auf den Einsatz des Amuletts legte. Eigentlich hätte sie es wissen müssen. Aber der Mensch hofft, solange er lebt.
    »Du kennst eine Menge Leute, die eine Menge Leute kennen, und so weiter. Du könntest herausfinden lassen, wer hinter dieser Entführung steht, und vielleicht etwas dagegen
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