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0469 - Bumerang mit langen Wimpern

0469 - Bumerang mit langen Wimpern

Titel: 0469 - Bumerang mit langen Wimpern
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klar. Neben dem Plakat lagen Stifte, Farbtuben und Pinsel. An einem Ascher lehnte ein Päckchen Zigaretten. »Sehr gelungen«, sagte, ich.
    »Sind Sie gekommen, um mir das zu sagen?« raunzte er. Mein Lob schien ihn nicht recht zu freuen. Ich wandte mich um und blickte ihn an. »Ein Beatnik-Bärtchen ersetzt fehlende Manieren nur unvollkommen«, belehrte ich ihn. ».Warum entschuldigen Sie sich nicht bei mir? Sie wollten Westmore niederschlagen und haben dabei mich erwischt.«
    Er ließ die Schultern sinken und grinste verlegen. »Tut mir wirklich leid«, sagte er. »Ich bemerkte den Irrtum erst, als es zu spät war.«
    »Womit haben Sie zugeschlagen?«
    Sein Grinsen wurde stärker. »Ich habe einen Strumpf mit Blumenerde gefüllt. Hat es weh getan?«
    »Es tut noch weh. Sie sollten sich etwas anderes einfallen lassen. Ein weniger harter Schädel kann bei dieser Behandlung leicht zu Bruch gehen.«
    Er sah erschrocken aus. »Ich wollte diesem verdammten Westmore nur eine Lektion erteilen. Er hat es verdient. Ich versteckte mich in seiner Wohnung. Als ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde, nahm ich selbstverständlich an, daß er zurückgekommen sei.«
    »Wie sind Sie in die Wohnung gekommen?«
    »Mit einem regulären Schlüssel. Er hat ihn Daphne gegeben«, sagte Fletcher. »Ich habe meine Frau aufs Land geschickt, zu ihrer Mutter. Ich kann nicht mit einer Frau Zusammenleben, die mich betrügt. Ich überlege, ob ich mich scheiden lasse.«
    »Westmore ist tot«, sagte ich.
    Fletcher starrte mich an. »Ich ahnte, daß das eines Tages passieren würde. Nein, ich wußte es! Wer hat das getan? Ein eifersüchtiger Liebhaber?«
    »Das wird noch untersucht«, sagte ich ausweichend. »Darf ich mich setzen?« Er sprang hinzu und räumte von zwei Sesseln die Plakate weg. Wir ließen uns nieder. Fletcher trug Blue Jeans und ein graues Wollstrickhemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Seine Finger waren farbverschmiert. Er hatte hellblaue Augen und einen mädchenhaften Teint; ohne Bart wäre er ein nichtssagender Jüngling gewesen. »Wie sind Sie dahintergekommen?«
    »Jemand sagte mir, daß Westmore hinter meiner Frau her ist. Ich kam her und wußte Bescheid, als sie mir die Tür vor der Nase zuknallten.«
    »Wie gut kennen Sie Westmore?«
    »Gut genug, um seinen Tod nicht zu bedauern«, meinte er.
    »Sie sind ziemlich sauer auf ihn, nicht wahr?«
    »Dieser Son of a bitch hat meine Frau verführt. Der Teufel mag wissen, wie ihm das gelungen ist.«
    »Haben Sie ihn heute gesehen?«
    »Heute morgen. Er ging gegen neun Uhr weg. Ich sah ihn mit seinem roten Sting Ray aus der Kellergarage brausen.«
    »Kennen Sie Howard Rogers?« fragte ich.
    »Ist das nicht einer der Kandidaten für die Gouverneurswahlen?« erkundigte sich Fletcher.
    »Ja. Haben Sie ihn schon einmal hier im Haus gesehen?«
    »Ich kenne Rogers nur dem Namen nach«, erwiderte Fletcher. »Es kann ja sein, daß ich auf den Wahlplakaten sein Gesicht schon gesehen habe, aber ich würde ihn vermutlich nicht erkennen, wenn er mir auf der Straße begegnete. Was ist mit ihm?«
    »Seine Tochter Janet ist ,von Westmore entführt worden.«
    Er nahm es gelassen hin! »Hoffentlich finden Sie sie bald«, meinte er.
    Ich verabschiedete mich von Fletcher und fuhr mit dem Lift in die Kellergarage. Als ich den Fahrstuhl verließ, hatte ich plötzlich das Gefühl, in ein Erdbeben zu geraten.
    Das ganze Haus wackelte.
    Im nächsten Augenblick drang auch schon das Explosionsgeräusch an meine Ohren. Dem dumpfen Knall folgte eine Reihe anderer Laute, die nur schwer voneinander zu trennen waren: Klirrendes Glas, berstende Hölzer und fallende Steine. Schreie ertönten. In der Kellergarage erlosch das Licht.
    Im Nu war ich wieder im Lift. Ich versuchte nach oben zu fahren, mußte jedoch feststellen, daß der Fahrstuhl nicht mehr funktionierte.
    Ich raste die Treppe hoch. Blasse, erschreckte Menschen kamen mir entgegen. Alle schrien und riefen wild durcheinander. Niemand schien so recht zu wissen, was geschehen war. Immer mehr Leute stürmten die Treppe hinab. Es war wie eine Sturzflut, die mich mitzureißen drohte. Ich hatte Mühe, dagegen anzukämpfen. In der zweiten Etage geriet ich in einen dichten, beißenden Staubvorh'ang, der sich aus den oberen Etagen nach unten wälzte.
    Endlich stand ich im siebten Stockwerk. Die Explosion hatte Türen aus den Angeln gehoben und solide Wände mit häßlichen Mauerrissen garniert.
    Ein Mann taumelte mir aus Westmores Wohnung entgegen. Er hielt ein
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