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0468 - Der Mordgötze

0468 - Der Mordgötze

Titel: 0468 - Der Mordgötze
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schwer angeschlagen war. Es gab zu viele andere Dämonen, die nur darauf warteten, daß sie Schwäche zeigte. Sie würden über sie herfallen und sie vom Thron stürzen - um sich dann in gegenseitigem Zerfleischen um die Nachfolge zu streiten. Stygia wünschte sich die Kraft eines Asmodis, der jahrtausendelang unangefochten geherrscht hatte.
    Aber Wünsche allein konnten ihr auch nicht helfen. Sie brauchte einen Verbündeten. Einen hatte sie sich unlängst zur bedingungslosen Treue verpflichtet - Mansur Panshurab, den Oberpriester des Schlangenkultes der Kobra Ssacah. Aber Panshurab konnte ihr auch keine große Hilfe sein. Im Gegenteil, er war ein Narr, dessen Fehler meist von anderen ausgebügelt werden mußten.
    Die Dämonin ahnte, daß sie es in der nächsten Zeit nicht leicht haben würde. Zu viele Minuspunkte hatten sich auf ihrem Konto angesammelt…
    ***
    Während Xotopetl behutsam den Geist der Lebensspenderin auf sich einstellte, merkte er, daß er es leichter haben würde als gedacht. Er fieberte in Vorfreude. Die künftigen Spenderinnen blieben leicht erreichbar für ihn. Eine hatte eine etwas höhere Hemmschwelle, aber das spielte nur eine untergeordnete Rolle. Der Weitgereiste würde zunächst die schwächere Spenderin nehmen, sobald die jetzige ihm nichts mehr geben konnte. Xotopetl mußte sich mühsam beherrschen, um nicht in einen Rausch zu verfallen. Ihm war klar, daß er nach einer so langen Zeit endlich am richtigen Platz angelangt war. Seine Heimat war sowohl räumlich als auch zeitlich sehr, sehr weit entfernt, aber das störte ihn längst nicht mehr. In der Gegenwart konnte er jenem Land, dem er entstammte, nichts mehr abgewinnen. Dort gab es nur noch die Toten. Hier, wo er sich jetzt befand, war seine neue Heimat. Hier würde er stark werden, stark wie einst.
    Immer fester griff er zu, ohne daß die Lebensspenderin es merkte, und schon schickte sich Xotopetl an, auch die anderen mit seinem Geist zu berühren.
    ***
    Zamorra hatte den Eindruck, daß Ted Ewigk sich entschieden zu seinem Vorteil verändert hatte. Seit dem beinahe tödlichen Inferno in der Steuerzentrale war er wie ausgewechselt. Und das war noch nicht einmal 48 Stunden her. Der Reporter wirkte wesentlich gelassener, ausgeglichener als in den letzten Monaten. Er war wieder wie früher, als Zamorra ihn kennenlernte. In den letzten Stunden mußte eine grundlegende Wandlung mit ihm vorgegangen sein.
    Ted fielen die wiederholten prüfenden Blicke auf, die Zamorra ihm zuwarf. »Ich verstehe ja, daß du mir seit der Transmitter-Zerstörung nicht mehr über den Weg traust«, sagte er. »Aber mußt du es mir gleich so offen zeigen, Freund?«
    »Ich glaube, du verstehst diese Blicke falsch, Ted«, erwiderte Zamorra. Er erklärte dem alten Freund, was er an ihm beobachtet hatte.
    »Das verstehe ich nicht«, gestand Ted. »Ich fühle mich nicht anders als immer. Ich soll mich verändert haben?« Kopfschüttelnd lachte er auf. »Okay, ich verändere mich körperlich. Ich komme ganz allmählich wieder zu Kräften, so wie ich in den Wochen meiner Krankheit abgebaut habe. Aber das sind doch äußerliche Veränderungen!«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Du warst monatelang aggressiver und härter als jetzt. Daß du lachen kannst, erlebe ich jetzt seit einem halben Jahr zum ersten Mal wieder! Etwas muß dich zwischenzeitlich verändert haben und dieses Etwas gibt es jetzt nicht mehr!«
    »Wenn es nicht etwas an den Haaren herbeigezogen klingen würde, möchte ich sagen, es könnte an der Transmitteranlage gelegen haben. Vielleicht ging von ihr eine Art Strahlung aus, die mich verrückt gemacht hat.«
    Zamorra winkte ab. »Unsinn. An so etwas glaube ich nicht. Und was das über den Weg trauen angeht: Jetzt, da du scheinbar wieder du selbst bist, mehr denn je!«
    »Und wenn ich wieder mal so einen Blödsinn mache wie die Zerstörungsschaltung und euch und andere damit erneut in Gefahr bringe?«
    »Das wird schon nicht wieder passieren«, winkte Zamorra ab. »Immerhin gibt es da unten nichts mehr, was du kaputtschalten könntest.«
    »Vergiß nicht das Technik-Arsenal«, wandte Ted ein. »Außerdem gäbe es ja auch noch andere Möglichkeiten. Zamorra, ich traue mir doch selbst nicht mehr! Solange ich nicht weiß, warum ich den Materiesender zerstört habe…«
    »Mann, wenn du so wenig Vertrauen zu dir selbst hast, ist mir ein Ted Ewigk, der kompromißlos nur an seinen persönlichen Vorteil denkt und über Leichen geht, fast lieber…«
    »Ich mache
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