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0464 - Gemälde des Grauens

0464 - Gemälde des Grauens

Titel: 0464 - Gemälde des Grauens
Autoren: Jason Dark
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ernst aus. »Früher hätte ich darüber gelacht, aber seit sich mein Mann so verändert hat…«
    Es entsprach zwar nicht den Regeln der Höflichkeit, ich unterbrach sie trotzdem. »Haben Sie möglicherweise Ihren Mann in Verdacht, der Vampir mit der Axt zu sein?«
    Mrs. Lesters Gesichtshaut verlor an Farbe. »Wie kommen Sie auf eine solche Vermutung?«
    »Liegt Sie nicht auf der Hand?«
    »Ja, eigentlich schon. Dennoch kann es nicht sein. Als der Mord passierte, und das hat man ja feststellen können, befanden wir uns nicht in der Nähe. Wir waren nach Glasgow gefahren, um einen alten Freund meines Mannes zu besuchen. Das muß ein anderer Täter gewesen sein.«
    Suko erkundigte sich weiter. »Seit wann hat Ihr Gatte sich so verändert gezeigt?«
    Harriet Lester überlegte. »So genau weiß ich das nicht. Eigentlich erst, seit wir in diesem Haus wohnen und die Sache mit der Ausstellung angefangen hat, obwohl ich da keinen Zusammenhang sehe.«
    Ich hakte nach. »Welche Ausstellung?«
    »Nicht weit von unserem Haus entfernt liegt das Castle. Dort sind seit einigen Wochen die Arbeiten eines gewissen Antonio Vargas zu sehen. Er war ebenfalls Maler und ist im letzten Jahrhundert gestorben. Er malte nur düstere Bilder, fast Schreckensvisionen, wie ich mir habe sagen lassen.«
    »Und Ihr Mann war noch nicht dort?«
    »Nein, ich auch nicht.«
    »Ungewöhnlich«, murmelte ich. »Schließlich war Vargas ein Kollege Ihres Gatten. Wenn ich Maler wäre und in meiner unmittelbaren Umgebung befände sich eine Ausstellung, würde ich hingehen und mir die Werke anschauen.«
    »So denke ich auch, Mr. Sinclair. Aber sagen Sie das mal meinem Mann. Er will nicht.«
    »Hat er einen Grund?«
    »Keine Ahnung. Wir sprachen einige Male darüber, doch ich bekam nie eine konkrete Antwort. Er war, wenn das Thema fiel, sehr schnell erregt und stemmte sich wütend gegen meine Vorschläge an. Diese Ausstellung muß irgendwie mit seinem so veränderten Zustand zusammenhängen. Aber den direkten Grund dafür kann ich mir nicht erklären.«
    »Weshalb sind Sie zu uns gekommen?«
    Harriet Lester lächelte verlegen. »Ja, weshalb?« wiederholte sie.
    »Den genauen Grund kann ich Ihnen auch nicht nennen. Nennen Sie es Intuition. Ich habe Angst gehabt, daß der Mord mit einem Mann in Zusammenhang gebracht wurde. Deshalb kam ich zu Ihnen. Ich traue Ihnen mehr zu und habe mich einfach an Scotland Yard gewandt.«
    »Das war vielleicht nicht schlecht. Weshalb haben Sie uns den Brief geschrieben?«
    Sie schaute Suko und mich erstaunt an. »Ich habe den doch nicht geschrieben.«
    »Nicht?«
    »Nein, den fand ich selbst vor einigen Tagen in meinem Briefkasten. Es ist genau zwei Tage her. Ich habe meinem Mann davon nichts erzählt. Der wäre sonst durchgedreht.«
    »Und Sie, Mrs. Lester?«
    »Ich war völlig aus dem Häuschen, wußte nicht, was ich machen sollte. Ich habe das Gefühl, daß sich über unseren Köpfen irgend etwas Unheimliches zusammenbraut, mit dem mein Mann nicht fertig wird.«
    »Leben Sie allein im Haus, oder haben Sie Kinder?«
    »Allein.«
    »Und das Schloß ist in der Nähe.«
    »Ja.«
    Ich holte durch die Nase Luft und schaute meinen Freund Suko an. »Was sagst du?«
    »Wir sollten hinfahren.«
    »Und den Kollegen ins Handwerk pfuschen?«
    »Nein, inkognito.«
    Unsere Besucherin atmete auf. »Dann hat sich mein Besuch bei Ihnen also doch gelohnt?«
    Ich breitete die Hände aus. »Das kann man wohl sagen.«
    »Wann werden Sie kommen?«
    »Wir fahren noch vor dem Mittag.«
    »Danke«, sagte sie. »Ich danke Ihnen wirklich…«
    ***
    Jane Collins und Sarah Goldwyn hatten den Eindruck, daß sie von der Weite des Landes geschluckt wurden, aber nur deshalb, weil auch hier der Nebel wie dünne, lang und breit gezogene Tücher über der Landschaft lag und sie selbst wie ein Gemälde aussehen ließ.
    Wolken und Dunst vermischten sich zu einem Brei, der bei Flußoder Bachläufen dichter war, ansonsten jedoch sich wie ein hellgrauer Schatten ausbreitete.
    Das Land war sehr flach. Die Hügel begannen erst weiter südlich und waren auch nicht besonders hoch, man konnte sie kaum als Berge bezeichnen. Im Nebel waren sie sowieso nicht zu sehen.
    Der Dunst hatte alles eingepackt. Wälder, Weiden, Felder und kleine Dörfer. Er lag als nasses Tuch über den Straßen, deren Belag oft genug mit nassen Blättern beklebt war, so daß sich hin und wieder für Autofahrer Rutschfallen auftaten.
    An diesen Stellen fuhr Jane besonders vorsichtig. Die Natur siechte
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