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0462 - Der Wissende

Titel: 0462 - Der Wissende
Autoren: Unbekannt
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seiner Verfügung, und über den Interkom konnte er jederzeit mit dem Kommandanten sprechen.
    Der Bildschirm allerdings galt weniger seinem Vergnügen, als dem Zweck, ihn leichter überwachen zu können.
    Schekonu, der den Ehrentitel >Der Wissende< trug, war noch jung. Seine hochgewachsene und schlanke Gestalt verriet viel Kraft und Mut, sein Gesicht Ausdauer und Intelligenz. Da er ein Tryzom-Orter war, also jene Fähigkeit besaß, mit der er den Ganjo identifizieren konnte, sah man ihm allerdings nicht an. Auch nicht, daß er schwache suggestive Fähigkeiten hatte. Leider genügten seine Suggestivgaben nicht aus, sich durch Beeinflussung der gesamten Mannschaft der Gefangenschaft zu entziehen.
    Und noch ein weiterer Minuspunkt kann in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden.
    Schekonu, der Wissende, hatte - in der Umgangssprache der Terraner ausgedrückt - zwei linke Hände.
    Von Technik verstand er so gerade das Notwendigste, eine Konserve zu öffnen. Hätte man ihm einen Hammer in die Hand gedrückt, und einen Nagel, so hätte er sicherlich alles mit dem Hammer getroffen, nur nicht den Nagel.
    Schekonu kannte seine Schwäche nur allzu gut, und er hatte viele Jahre benötigt, das Fliegen eines kleinen Raumbootes zu erlernen. Er mußte damals eine Prüfung ablegen, und dreimal war er durchgefallen.
    Aber heute war er durchaus in der Lage, auch die Kontrollen eines ihm fremden Schiffes zu begreifen, wenn es sich nicht gerade um einen Kreuzer der Takerer handelte. Aber mit einem ihrer Rettungsboote, davon war er überzeugt, würde er im Notfall schon umgehen können.
    An diesem Punkt seiner Überlegungen begannen seine Fluchtpläne. Aber noch war es nicht soweit.
    Noch saß er in seiner Zelle, und das Hauptproblem war, aus ihr hinauszugelangen. Selbst wenn ihm das gelang, lagen die Hauptschwierigkeiten noch vor ihm. Unbemerkt mußte er ein Beiboot startklar machen, unbemerkt mit ihm fliehen und entkommen, ehe die Takerer die Verfolgung aufnehmen konnten.
    Er betrachtete seine Hände und mußte lächeln.
    Man war in Kreisen der Moritatoren immer recht taktvoll gewesen, wenn die Sprache auf seine Ungeschicklichkeit kam. Man verzieh ihm seine Schwäche, denn er war ein Wissender, und seine Stärke lag nicht in den Händen, sondern bei seinen geistigen Fähigkeiten.
    Seine kupferfarbenen Haare hingen ihm herab bis zur Schulter. In dem scharfgeschnittenen Gesicht saß eine leicht gekrümmte Nase, so daß ihn jeder Terraner sofort für den direkten Abkömmling eines Indianers gehalten hätte. Die schwarzen Augen und die samtbraune Farbe seiner Haut verstärkten diesen Eindruck.
    Schekonu stellte die geleerte Schüssel beiseite und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Metallgefäß.
    Sie ließen ihn weder verhungern noch verdursten, denn er war ihnen zu wichtig.
    Er hätte nur zu gern gewußt, was mit seihen Leuten geschehen War die ihn auf seinem Flug zur Archivwelt Molakesch begleitet hatten. Farenda, der Kommandant des Takererschiffes, hatte ihm auf allediesbezüglichen Fragen keine direkte Antwort gegeben.
    Schekonu begann zu glauben, daß sie alle getötet worden waren.
    Wenn das wahr war, hatte sich etwas Unerhörtes und Unglaubliches ereignet: Die Takerer hatten die uralten Gesetze verletzt, nach denen ein Moritator unantastbar war. Schon seine Gefangennahme verstieß gegen die Gesetze.
    Schekonu stand auf und ging in der Zelle auf und ab. Viel Platz hatte er nicht für seinen Verdauungsspaziergang, aber er wollte nicht auf Bewegung verzichten. Er mußte geschmeidig und gelenkig bleiben, wenn er seinen Plan in die Tat umsetzen wollte.
    Eine halbe Stunde später drückte er auf den Knopf unter dem kleinen Bildschirm, der ihn mit der Kommandozentrale der Takerer verband. Ein Offizier meldete sich.
    „Ich möchte mit dem Kommandanten sprechen", sagte Schekonu.
    Der Offizier bedauerte: „Der Kommandant hält sich in seiner Kabine auf und darf nicht gestört werden."
    „Und wann etwa darf er wieder gestört werden?
    Ich hätte ihm einige Fragen zu stellen."
    „Fragen, die schon hundertmal von Ihnen gestellt wurden? Ich glaube kaum, daß Farenda ausgerechnet heute gewillt sein wird, Antwort zu geben. Und wenn die Zeit gekommen ist, wird er es Ihnen rechtzeitig mitteilen."
    Schekonu sah den Offizier schaff an. „Manchmal scheinen Sie zu vergessen, wer ich bin. Sicher, Ihr Gefangener, aber immer noch Schekohu, ein Wissender. Wenn der Zwischenfall bekannt Wird, bekommen Sie Schwierigkeiten, das kann ich Ihnen
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