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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald
Autoren: Jason Dark
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und gleichzeitig von einer morbiden und tödlichen Kälte erfüllt.
    Ein Wald ohne Leben…
    Tatsächlich ohne Leben?
    Tiere, die es nicht geschafft hatten, früh genug zu fliehen, lagen tot auf dem Boden. Grau das Fell der Füchse und Rehe, klumpig die Körper der kleinen Vögel.
    Und doch bewegte sich etwas innerhalb dieser furchtbaren Welt. Es entstand dort, wo das schwarzbraune und zerfressen wirkende Laub besonders hoch war. Es hatte einen Hügel gebildet, der in Bewegung geriet. Das Laub wurde aufgewühlt, nur entstand dabei kein Rascheln, wie es üblich gewesen wäre. Die einzelnen Blätter klebten aneinander. Zwischen ihnen befand sich ein an dunklen Leim erinnernder Schmierfilm.
    Ein Grab im zerstörten Wald, verborgen unter dem ebenfalls fauligen Laub.
    Arme und Hände erschienen. Dünn, sperrig, fast hautlos. Was sich da über die Knochen hinwegzog, sah sehr dünn aus, als wäre es in die Länge gezogen worden.
    Schultern, ebenfalls sehr knochig, drückten weiteres Laub in die Höhe und schufen Platz für einen Schädel, der an Scheußlichkeit kaum zu übertreffen war.
    Haare wuchsen auf der Platte und wirkten wie dünnes, verkohltes Gras, das sich strähnenartig über den Kopf verteilt hatte. Eine hohe Stirn war frei geblieben. Augen lagen tief in den Höhlen. Sie waren ohne Pupillen und sahen aus wie dünne Glaskreise. Eine zerstörte Nase, die nur mehr aus zwei Löchern bestand, zeigte sich oberhalb des lippenlosen Mundes. Die Haut war noch vorhanden, aber so dünn, daß sie mehr an eine Pelle erinnerte, die jemand hart über das Gesicht gespannt hatte.
    So sahen Monstren aus…
    Das Wesen hatte Mühe, sich aus der Tiefe des Bodens zu schieben. Der Boden schien es festhalten zu wollen, aber es kroch trotzdem höher. Um seine Hüften befand sich ein flatterndes Etwas. Alter Stoff, der vielleicht einmal eine Hose gewesen war.
    Mit großer Mühe schaffte es das Wesen, sich aus dem Boden zu drükken. Mit zitternden Beinen, die an dünne, braune Holzstücke erinnerten, blieb es stehen, drehte wie witternd den Kopf und zog den lippenlosen Mund in die Breite.
    Der Wald war tot. Doch manchmal kehrt das Tote zurück!
    ***
    Wie immer ärgerte sich Gordon Seymour über die zu enge Garageneinfahrt neben seinem kleinen Haus. Es glich jedesmal einem Glücksspiel, bis er es geschafft hatte, den Wagen in die Garage zu fahren.
    Morgens, wenn Seymour zum Dienst in das Amt fuhr, kam er besser voran, aber nach Feierabend hatte er sich schon so manche Schramme am Lack geholt. Zum Glück war der Wagen alt. Wenn er einen neuen kaufte, würde er sich mit der Einfahrt etwas einfallen lassen müssen.
    Aber weshalb überhaupt ein neues Auto? Und für wen? Seine Frau war nach dem schrecklichen Ereignis kaum ansprechbar. Sie hatte sich in eine andere Welt zurückgezogen. Zwar lebten die beiden Seymours nach wie vor zusammen, aber es war keine Ehe mehr. Edna ging stets an ihm vorbei, ohne ihn überhaupt zu bemerken. Sie hatte sich zurückgezogen. Ihre Welt war jetzt die Meditation, das Nachdenken, die innere Welt. Sie versuchte, Kontakt mit anderen Wesen aufzunehmen. Sie hatte Wahrsager und Kartenleger besucht. Dabei war ihr Gespartes draufgegangen, doch zu einer Lösung war es nicht gekommen.
    Der Zustand seiner Frau hatte natürlich auch auf Gordon Seymour abgefärbt. War er vor einem halben Jahr noch ein fröhlicher Mann gewesen, beliebt bei Kollegen und Bekannten, so glich er jetzt einem Menschen, den schwere Sorgen drückten und der es nicht mehr schaffte, sich in der normalen Welt zurechtzufinden.
    Seine Arbeit tat er automatisch, aber er hatte keinen Bock mehr, eine bessere Stellung zu bekommen. Die Paragraphen kannte er auswendig, er arbeitete automatisch und war mit seinen Gedanken nicht mehr bei der Sache.
    Auch jetzt nicht, als er auf die Haustür zuschritt. Er sah den abgeblätterten Lack und dachte daran, daß er sie in diesem Herbst hatte streichen wollen.
    Es fehlte ihm das Motiv, irgend etwas zu tun. Er würde sich gleich eine karge Mahlzeit zubereiten seine Frau tat es nicht mehr - sich danach eine Flasche Bier nehmen und vor den Fernseher setzen.
    Was da lief, bekam er zumeist nicht mit, weil sich seine Gedanken um andere Dinge drehten, aber daran hatte er sich gewöhnt.
    Hinter der Tür lag die dunkle Diele. Früher hatte seine Frau immer das Licht eingeschaltet, wenn die dunklen Tage kamen. Heute war es anders geworden.
    Sie liebte die Finsternis und zündete, wenn es Zeit wurde, höchstens einige Kerzen
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