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046 - Viva Las Vegas!

046 - Viva Las Vegas!

Titel: 046 - Viva Las Vegas!
Autoren: Timothy Stahl
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jetzt, angesichts des Essens war ihr zu Bewusstsein gekommen, dass sie in der Obhut von Ezekiels Freunden nur von Kräuterbrühe ernährt worden war.
    »Essen tut sie jedenfalls wie ein ganzer Kerl«, bemerkte Jethro mit amüsiertem Seitenblick auf die Frau, die sein Vater hergebracht hatte, weil sie ihnen gegen die Tyrannei des Gudfadda helfen wollte.
    »Ich steh auch in anderer Hinsicht meinen Mann«, behauptete Aruula mit vollen Backen.
    »Ich kann's dir gerne beweisen.«
    Jethro winkte ab. »Nicht nötig, ich glaube dir. Außerdem halte ich nichts davon, dass Freunde einander die Köpfe einschlagen, nur um sich ihre Stärke zu beweisen.«
    Aruula sah das ein wenig anders. Das Leben in Sorbans Horde hatte solche Kraftproben mehr als nur einmal von ihr gefordert. Aber das war lange her; manchmal kam es ihr vor, als sei es ein anderes Leben gewesen - mehr noch, das Leben einer anderen.
    Maddrax hatte sie verändert. Nicht bewusst, nicht mit Absicht; er hatte nur - wie hätte er es genannt? - auf sie abgefärbt. So wie sie auch auf ihn.
    Maddrax lebte. Und er war in Vegas. Daran gab es für Aruula mittlerweile keinen Zweifel mehr.
    Sie hatte ihn Jethro und Hedge gegenüber beschrieben, und sie waren sich ganz sicher gewesen, ihm begegnet zu sein. Nur hatten sie ihn nicht unter dem Namen »Maddrax« kennen gelernt, sondern als »Buster«, worauf sich Aruula ebenso wenig einen Reim machen konnte wie darauf, weshalb er in Diensten dieses Gudfadda stand.
    Aber das würde sie herausfinden. Morgen. Heute tauschten sie nur Informationen aus, sie und ihre neuen… Verbündeten (Freunde würden sie vielleicht noch werden, das blieb abzuwarten). Dann würden sie sich ausruhen, schlafen, Kräfte sammeln. Es gab schließlich viel zu tun. Verdammt viel.
    Aruula dachte nicht darüber nach, ob sie sich vielleicht nicht doch zu viel vornahmen, wenn sie quasi ein Stadtregime stürzen wollten.
    Das würde sich zeigen. Versuchen wollten sie es in jedem Fall.
    Sie genoss die Entschlossenheit und das Ungestüm Jethros. Diese bedingungslose Bereitschaft, sich für eine Sache zu opfern, imponierte ihr - und entsprach ihrem Naturell.
    In ihrer Vergangenheit war es immer darum gegangen, dass einer für alle da war, jeder sich für jeden einsetzte; anders konnte ein Nomadenstamm auf Dauer nicht bestehen. Wenn das Leben ein steter Kampf gegen die Natur und andere Stämme war, musste einer für den anderen da sein, mussten die Starken den Schwachen helfen und sie schützen.
    Bei Jethro war diese Bereitschaft noch viel stärker ausgeprägt - aus Gründen, um die Aruula ihn nicht beneidete. Ein grausames Schicksal hatte ihn zu dem gemacht, was er war.
    Sie sah ihn an, betrachtete ihn lange. Ohne es wirklich zu merken.
    »Ich weiß es nicht mehr«, sagte er da unvermittelt. »Ich habe es vergessen, und ich will mich auch nicht mehr daran erinnern.«
    Aruula blinzelte verwirrt. »Was…?«
    Jethros schmaler Mund lächelte. »Ich weiß nicht mehr, wie mein eigentliches Gesicht aussah. Das hast du dich doch gefragt, oder?«
    Aruula senkte betreten den Blick. In der Tat hatte sie sich gefragt: Wie er wohl ausgesehen haben mag - bevor sie ihm das Gesicht abgezogen haben wie einem erlegten Tier das Fell…
    »Es tut mir Leid«, sagte sie leise.
    »Das muss es nicht«, erwiderte Jethro. »Ich hätte mich das an deiner Stelle wohl auch gefragt. Nur mir selbst verbiete ich diese Frage. Ich muss mit diesem… Gesicht leben. Es zeigt den Mann, der ich heute bin.«
    Aruula konnte nicht anders als zu versuchen, sich vorzustellen, wie angenehm, wie rührend und warm sein Lächeln erst mit seinem ursprünglichen Gesicht sein musste anstelle dieser Landschaft aus Schorf und runzligem Fleisch.
    Sie fand ihn nicht hässlich, nicht abstoßend. Jethro verströmte etwas, das tief aus ihm heraus kam; innere Schönheit war vielleicht das rechte Wort dafür, auch wenn es albern klang. Aruula fand dennoch eine Umschreibung, die ihr besser gefiel: Er war im Herzen schön, auf eine Art, die sich dem Auge verschloss.
    Sie erwiderte sein Lächeln, und er sagte:
    »Fast wünschte ich, wir würden deinen Maddrax nicht finden.« Und rasch fügte er hinzu: »Verzeih, das… das habe ich nicht so gemeint, wie es sich anhört. Ich…«
    Aruula nickte. »Ich weiß, was du meinst.« Ob sie auch so empfand, verriet sie indes nicht.
    »Du glaubst also«, begann sie, um das Thema zu wechseln, »der Gudfadda betreibt einen Handel mit den Körperteilen und Organen, die er den Teilnehmern
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