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0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

Titel: 0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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innerhalb der Nebelschwaden verborgen. Für sie schien die Zeit noch nicht reif zu sein.
    Auch Sheila hatte etwas bemerkt. Sie trat zu mir. »John, ich habe den Eindruck, als würde sich der Hügel bewegen.« Sie starrte mich groß an und deutete gleichzeitig mit dem rechten Zeigefinger nach unten. »Dort im Boden muss es sein.«
    »Vielleicht…«
    »Kommen die alten Toten doch zurück?« erkundigte sie sich mit wispernder Stimme.
    »Wir wollen es nicht hoffen. Wir…«
    Weiter sprach ich nicht, denn unsere Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf etwas anderes. Es drang aus dem Nichts, schälte sich hervor, sah aus wie ein roter Ball, dessen Umrisse die Dunst- und Nebelschleier zerfließen ließen.
    Aber es kam näher - und wurde auch deutlicher.
    Ich spürte Sheilas festen Griff an meinem Arm. »Weißt du, wie das aussieht?« fragte sie mich.
    »Nein…«
    »Wie eine Sonne, John. Ja, wie eine rote Sonne, die an allen Seiten ihre Strahlen abgibt.«
    Sheila hatte nicht gelogen. Die Sonne war tatsächlich vorhanden. Sie kam mir vor wie ein rotes, rundes Gesicht, das im Nebel schwamm. Die breiten Strahlen wirkten wie erstarrte, oben spitz zulaufende Pfeile. Und dieses Zeichen kannte ich.
    Auf den Pfeilen, die von dem Phantom abgeschossen worden waren, hatte ich es gesehen.
    Das Zeichen der Sonnengöttin Amaterasu!
    ***
    Ein Zeichen der Hoffnung?
    Susanoo, der finstere Dämon, hatte Shao getötet, um den Weg frei zu haben. Die Kraft der Sonnengöttin sollte durch diese ruchlose Tat gebrochen werden, doch jetzt, wo Sheila und ich es sahen, hatte ich nicht den Eindruck, als wäre dies geschehen.
    Eine gewaltige Sonne näherte sich der Hügelkuppe und schien durch den Nebel.
    Ihre roten Strahlen gaben ein Licht ab, das den Hügel erfasste und ihn sowie uns in ein weiches Licht badete.
    Wir starrten diesem Phänomen gebannt entgegen. Ich spürte Sheilas Zittern, sie sprach aber nicht und beobachtete ebenso wie ich, wie die rote Sonne allmählich tiefer sank und aus ihrem Innern einen helleren Strahl gegen uns schoss.
    Sie badete den Hügel in ihrem Licht, ließ uns ebenfalls nicht aus und schaffte es sogar, den Nebel ein wenig aufzulichten. Nach einigen Sekunden hatte ich den Eindruck, als wollte sich die Sonne über den Hügel senken und ihn umfassen.
    Ein wunderbares Bild. Faszinierend und gleichzeitig voller Hoffnung, denn beide verspürten wir keine Furcht.
    Eine andere Kraft hatte irgendeine Welt verlassen, um unsere zu betreten. Sie hielt uns umfangen, unser Blickwinkel wurde allein von dieser Sonne eingenommen, und sie schien sich zum Greifen nahe vor uns zu befinden.
    »Sie bewegt sich nicht mehr, John«, flüsterte Sheila.
    »Ich weiß.«
    »Was geschieht jetzt?«
    »Keine Ahnung. Warte es ab. Ohne Grund wird sie nicht aufgestiegen sein.«
    Die Spannung wuchs von Sekunde zu Sekunde. Amaterasu hatte ein Zeichen gesetzt. Für wen oder gegen wen? Ich hoffte, die Aufklärung bald zu erhalten und starrte weiter in die Scheibe hinein, ohne dass ich geblendet wurde.
    Nur noch dünne Dunstschleier trieben zwischen uns und der Scheibe einher. Manchmal erinnerten sie mich an lange, magere Arme, die in den letzten Zuckungen lagen, wobei sie versuchten, alles zu umfangen, was sich in ihrer unmittelbaren Nähe befand. Auch uns.
    Unsere Blicke trafen das Zentrum. Dort hatte sich die rote Farbe verdichtet, obwohl sie von einem helleren Kreis umgeben war. Ein paar Mal musste ich blinzeln.
    Dennoch sah ich im Kern die Bewegung.
    Zunächst nur schwach, ein huschendes Etwas, mehr ein Schatten, vielleicht mit einer Gaswolke zu vergleichen, aber der Schatten zog sich zusammen, und es bildete sich eine Figur hervor.
    Ein Mensch…
    Er schwebte in dem Sonnenkern und wirkte auf uns, als würde er von Urkräften geleitet und getragen, die ihn beschützten wie eine Wiege das Baby.
    »Da ist jemand, John!«
    »Ich sehe es.«
    Sheila stand regelrecht unter Strom. Beide starrten wir in das Zentrum und sahen auch, dass sich die Gestalt heranschob, so dass sie deutlicher wurde.
    Die Schwärze des Umrisses blieb. Meiner Ansicht nach musste die Person dunkel gekleidet sein.
    Je näher sie kam, umso größer wurde sie. Wir erkannten, dass es sich bei ihr um einen normal gewachsenen Menschen handelte, der, als er sein Ziel erreicht hatte, wie ein Geist aus der runden Sonnenscheibe stieg.
    Es war nicht die Göttin Amaterasu, sondern eine andere Person, die wir beide kannten.
    Ich verspürte das berühmte Puddinggefühl in den Knien. Vor meinen Augen
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