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0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits

Titel: 0456 - Shao - Phantom aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Bewegungen seines Halses. Dieser Mensch trank Feuer wie andere Wasser.
    Und es gab ihm Kraft. Seine Gestalt wuchs zwar nicht, doch auf irgendeine Art und Weise nahm er eine innere Größe an. Zwar behielt er seine Haltung bei, dennoch schien er zu wachsen, und sein Gesicht wurde ungewöhnlich starr.
    Die flache Schale war leer. Das Feuer befand sich im Leib des Mannes, und der Japaner senkte den Kopf, wobei er seine Augen schloss, um sich voll und ganz der Meditation hinzugeben.
    So blieb er hocken. Minuten verrannen. Unter der Decke brannte das Licht und beleuchtete den einsam dasitzenden Mann mit seinem weichen Schein. Es schuf auch einen Schatten, der sich als Ebenbild des Menschen auf dem Boden abzeichnete.
    Plötzlich durchlief ein Zucken seinen Körper. Es begann in der Höhe der Schultern, fand einen Weg, erfasste sogar die Beine und schüttelte sie durch.
    Das hielt nicht lange an, denn einen Augenblick danach jagte er plötzlich in die Höhe.
    Dabei stieß er einen lauten Ruf aus, der sich mit der Flammenwolke vermischte, die aus seinem offenen Mund drang. Das Feuer fauchte durch den Wagen, es drehte sich zu einem bläulichen Kreis, der sich sofort wieder auflöste und als Hauch im Mund des Japaners verschwand.
    Der Mann schüttelte sich. Schweiß rann von seiner Stirn. Der Mund war verzerrt. Er gab Laute von sich wie ein Tier, öffnete und schloss die Hände, packte seine Klinge und drehte sie um die Hand.
    Das Schwert wirbelte, sprang förmlich von einer Handfläche gegen die andere, kippte in der Luft, wurde wieder aufgefangen, bevor das Spiel von vorn begann.
    Dann flog die Tür auf.
    Plötzlich stand der Polizist auf der Schwelle. Er hatte die Geräusche vernommen und sich Sorgen gemacht.
    Was er sah, war der huschende Schatten des Mannes und ein blitzendes Etwas, das genau auf ihn zuraste.
    Er wollte noch schreien, doch er brachte keinen Ton mehr hervor. Die Klingenspitze durchbohrte seine Brust, und der Mann taumelte rückwärts über die Türschwelle nach draußen.
    Yagani hatte den Schwertgriff nicht losgelassen. Er beobachtete, wie der Polizist es noch schaffte, die Stufen zu nehmen, sich dann drehte und mit torkelnden Schritten an der rechten Seite des Wohnwagens verschwand. Das letzte, was der Artist von ihm vernahm, war der dumpfe Aufprall, als der tote Körper zu Boden fiel.
    Der Artist zog die Tür zu. Über den ruchlosen Mord dachte er nicht länger nach. Er war ein anderer geworden, ein Rächer, einer, der kaum besiegt werden konnte, denn er hatte vom Feuer des Lebens getrunken, das Shimada persönlich geweiht hatte.
    Für einen Moment senkte er den Kopf und blickte auf die Mordklinge.
    Um seine Lippen huschte ein Lächeln. Er dachte daran, dass er es geschafft hatte.
    Ja, er hatte es geschafft. Andere würden es sicherlich ebenfalls versuchen, wenn sie Kontakt mit ihm, dem großen Shimada bekamen, aber er und seine Brüder hatten sich ihm geweiht.
    Sie aber waren tot.
    Erstand allein, und er drehte sich scharf um, weil er dorthin gehen wollte, wo die beiden anderen Klingen lagen, die seine Brüder nun nicht mehr führen konnten.
    Auch sie hob er auf, schaute sie erst an, bevor er sie mit seinen Lippen berührte.
    Es war das Versprechen der Rache.
    Das Feuer hatte ihn nicht nur stark gemacht, sondern ihm auch den Blick für gewisse Dinge geöffnet, die ihm vorher verschlossen gewesen waren. Es kam ihm vor, als könnte er durch verschlossene Türen und Mauern schauen, und als sich seine Haltung spannte, da wusste er, dass sich eine Gefahr näherte.
    Noch hörte er nichts. Er fühlte sie nur. Es war ihm, als würden Wellen ankommen und ihn berühren.
    Jemand befand sich in der Nähe.
    Yagani ließ das Licht brennen. Er wollte kein Misstrauen erregen, wenn er es löschte. Aber er schlich zum Fenster und schaute seitlich durch den Spalt zwischen Wand und Vorhang.
    Etwas bewegte sich in der Nähe. Obwohl er sich sehr anstrengte, konnte er nicht genau erkennen, wer es war. Nur zwei unscharfe Gestalten.
    Männer, von denen die Gefahr ausging.
    Sie mussten etwas Besonderes sein, sonst wäre er nicht auf diese Art und Weise gewarnt worden.
    Er verhielt sich still und zog sich dann wieder zurück, weil er wusste, dass die Männer zu ihm kommen würden. Es blieb ihnen einfach keine andere Möglichkeit, über den Toten mussten sie stolpern.
    Yagani lächelte kalt. Auch wenn sie gefährlich waren, er war besser. Das Feuer hatte ihn gestärkt und seine Kraft verzehnfacht. Klein von Gestalt, aber gewaltig
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