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0456 - Gedungen und zum Mord bestellt

0456 - Gedungen und zum Mord bestellt

Titel: 0456 - Gedungen und zum Mord bestellt
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Ich sprang auf die Fensterbrüstung der N achbarwohnung.
    Vor mir lag ein Salon, der genauso aussah wie der des Ermordeten. Selbst die zerschlissenen Sessel glichen sich wie eine Kugel der anderen. Auf dem Sideboard standen eine Reihe von dunklen Kästen.
    »Hallo, Mr. Pepone«, rief ich, »sind Sie da?«
    Als niemand antwortete, sprang ich in den Salon, angelte meine Pistole aus der Halfter und öffnete die Tür zur Diele. Hier brannte Licht über einem ovalen Spiegel, der neben der Korridortür hing. Links befanden sich die Türen zum Bad und zur Küche. Ich warf einen Blick in die beiden Räume, ohne eine Spur von Pepone oder einem anderen zu entdecken.
    Dann erst kam ich auf den Gedanken, meine-Hand auf die Klinke der Korridortür zu legen. Sie ließ sich herunterdrücken. Die Tür war nicht verschlossen. Ich trat in den Flur und machte die wenigen Schritte bis zum mittleren Apartment.
    In der Diele kamen mir die zwei Cops entgegen. Sie hatten die Räume durchsucht und niemanden gefunden.
    »Hallo, Phil«, sagte ich und betrat den Salon. Mein Freund stand am Fenster und schrak zusammen, als ich ihn ansprach.
    »Die These vom Selbstmord steht auf tönernen Füßen«, fuhr ich fort, »der Besucher des Toten hat auf normalem Wege das Haus betreten, die Wohnung aber über die Feuerleiter verlassen.«
    »… und ist unerkannt entkommen?« fragte Phil. »Das halte ich für ausgeschlossen.«
    »Nein, der Besucher ist keinesfalls über die Feuerleiter entwischt. Dazu besteht auch keine Möglichkeit, weil die Treppe im zweiten Stock endet. Er ist für die Anwohner vielleicht nur drei oder vier Sekunden sichtbar gewesen, nämlich den .Augenblick, als er auf die Plattform stieg, zum Nachbarfenster hinüberkletterte und die Scheibe eindrückte. Anschließend verschwand er im Salon von Mr. Pepone. Hier wird er sich kaum lange aufgehalten, sondern durch die Korridortür die Wohnung verlassen haben.«
    »War Mr. Pepone nicht in seinem Apartment?«
    »Nein, allem Anschein nach nicht.« Mit heulenden Sirenen fuhr der Wagen der Mordkommission vor. Durch eine Einfahrt drängten die Geräusche auf den kastenförmigen Hof.
    »Aber der Schuß muß doch gehört worden sein?« wandte Phil ein.
    »Mr. Pepone befand sich nicht in seinem Apartment. Die Klavierlehrerin wird ebenfalls das Haus verlassen haben«, erwiderte ich, »sonst hätte sie sich längst gezeigt. Bleiben nur noch die Leute im Stockwerk darüber und darunter. Wie das Einschußloch verrät, hat der Mörder seinem Opfer tatsächlich die Pistole an die Schläfe gedrückt. Auf diese Weise wird der Explosionsknall gedämpft. Der Lärm im Haus oder auf der Straße wird diesen gedämpften Knall übertönt haben. Für uns ist es von Interesse, ob der Ermordete der Mörder von Carol Landini war.«
    Als ich das Vaicom-Porträt in der Hand hielt, polterten die Beamten der Mordkommission ins Zimmer. Sie wurden von einem hageren Lieutenant angeführt, dem der Anzug um den Körper schlotterte. Sekunden später erschien der Doc, ein junger Arzt, der sich als Dr. Hilford vorstellte.
    Wie ich später erfuhr, war er erst seit einigen Wochen in New York, hatte aber schon in Chicago mit der Polizei zusammengearbeitet. Er stellte seinen Instrumentenkoffer auf den Boden, öffnete ihn und beugte sich über den Toten. Die Untersuchung dauerte nur drei Minuten.
    »Sieht nach einem Selbstmord aus«, sagte der Doc und richtete sich wieder auf, »der Tod kann aber natürlich auch genausogut auf Einwirkung Dritter zurückzuführen sein. Jedenfalls preßte er sich die Pistole an die Schläfe — oder aber sie wurde ihm an die Schläfe gepreßt und abgefeuert. Das ist deutlich am Pulverschmauch zu erkennen und an der Formung des Einschußloches.«
    »Ich vermute, daß der Mann ermordet wurde«, bemerkte ich leise, »wahrscheinlich werden ihn seine Mörder vorher gefesselt haben.«
    »Ich werde die Leiche auf Spuren von Gewalteinwirkung untersuchen«, erklärte der Doc.
    Der Fotograf der Mordkommission hatte seine Scheinwerfer ausgepackt und die Kamera aufgebaut. Es dauerte zehn Minuten, bis er alle Bilder geschossen hatte, die das Gericht seiner Meinung nach brauchte. Dann drehte der Arzt den Toten auf den Rücken.
    Im grellen Scheinwerferlicht starrten die gebrochenen Augen von Al Bitcher zur Zimmerdecke.
    ***
    Ich verglich das Gesicht des Toten mit dem Vaicom-Porträt und stellte eine verblüffende Ähnlichkeit fest. Nur — Bitchers Nasenbein war schräg und die Lippen verzogen. Auf diese Feinheiten
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