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0455 - Der Zeit-Zauberer

0455 - Der Zeit-Zauberer

Titel: 0455 - Der Zeit-Zauberer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schwarz-silber gestreifte geknöpfte Weste. Alles viel zu glatt und ohne Zierrat, keine Biesen und Tressen, keine Zierknöpfe und Schlaufen, keine Stickereien. Selbst für einen einfachen Bediensteten war das zu schlicht. Es paßte nicht zu Cristofero. Und einfache Bürger, zu denen es eher gepaßt hätte, konnten sich keine Dienerschaft leisten. Außerdem: Wer auch nur etwas auf sich hielt, der sorgte dafür, daß seine Bediensteten seinen Reichtum und seine gesellschaftliche Stellung widerspiegelten.
    Don Cristofero blieb stehen, musterte den Mann eingehend und stellte höchst indigniert fest, daß dieser nicht minder verwundert zurückstarrte. Aber der seltsame Fremde fand sehr rasch zu einem maskenhaft starren Gesicht zurück.
    Cristofero hob die Hand.
    »Ich habe Ihn noch nie hier gesehen. Wer ist Er? Stell' Er sich vor, rasch.«
    Der Fremde antwortete. Don Cristofero hatte Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. Das Französisch, das er sprach, war… anders. Es gab Betonungen und Laute, die dem Don fremd waren. Er verstand immerhin, daß der Mann sich Raffael nannte und seinerseits wissen wollte, wer ihm da gegenüberstand. Solche Frechheit verschlug Cristofero für ein paar Sekunden glatt die Sprache.
    Dann holte er tief Luft.
    »Sieht Er nicht, wen Er vor sich hat?« blies er dem Fremden entgegen. »Er befleißige sich unverzüglich eines respektierlicheren Tones gegenüber Seinem Herrn, wenn Er sich nicht meinen Unwillen zuziehen will. Oder ist Er gar… ist Er gar einer dieser Sklaven aus dem neuen Land, diesem… na, wie heißt es noch? Schnell, sag Er's!«
    Der andere sah ihn nur mit hochgezogenen Brauen an.
    »Amerika heißt's!« fauchte Cristofero. »Aber nein, Er kann kein Sklave sein. Da gibt's nur Neger als Sklaven. Also los, sag Er an, was ist hier geschehen? Warum ist hier alles anders?«
    »Mit Verlaub, Monsieur…«
    »Ich bin kein Monsieur, ich bin der Don!« knurrte Cristofero. »Schreib' Er sich's hinter die ungewaschenen Ohren!«
    »Ich bitte um Verzeihung, Don«, erfrechte der Unbotmäßige sich zu sagen, »aber ich hatte eben Ihren Namen nicht verstanden. Darf ich so frei sein, noch einmal nachzufragen, damit ich Sie meinem Herrn besser bekanntmachen…«
    » Ich bin Sein Herr!« donnerte Cristofero. »Aus dem Weg, Hanswurst. Er ist entlassen! Aus meinen Augen!«
    Als der Fremde ihn aufhalten wollte, langte Don Cristofero zu. Der alte Mann sank benommen zusammen. Don Cristofero rieb sich die Knöchel seiner rechten Hand. Er sah auf den Alten nieder. Fast tat er ihm leid. Doch der Fremde hatte es förmlich herausgefordert. Er hätte sich etwas respektvoller verhalten sollen. Seinem Herrn besser bekanntmachen! Lächerlich! Er tat gerade so, als sei Don Cristofero nicht Herr auf Château Montagne!
    Unglaublich!
    Mürrisch setzte der Don seinen Weg fort in der Hoffnung, doch noch in diesem seltsamerweise plötzlich menschenleeren Schloß auf jemanden zu treffen, der ihm sagen konnte, was hier passiert war.
    Und wenn's nur der Gnom war!
    ***
    »Erstens«, sagte Zamorra und streckte einen Finger hoch. »Wie erwischen wir diese schwarze Kampfkugel auf Beinen und finden heraus, um wen es sich dabei handelt! Zweitens«, der zweite Finger kam hoch, »wie hat er es geschafft, unbemerkt hereinzukommen und die Abschirmung zu durchbrechen? Und drittens: Mit unserer beschaulichen Ruhe ist es nun wohl vorbei.« Der dritte Finger streckte sich.
    Nicole und Monica Peters sahen sich kurz und vielsagend an. Dann begann Nicole: »Drittens scheinst du es ja so gewollt zu haben. Immerhin kam es mir so vor, als würdest du bereits wieder unter Trouble-Entzugserscheinungen leiden, sonst hättest du nicht so ein enttäuschtes Gesicht gemacht, als Pascal keine Zeitungsberichte für dich hatte.«
    »Als ob ich nur aufgrund von Zeitungsberichten auf Dämonenjagd ginge«, schnob Zamorra leise.
    »Zweitens«, fuhr Nicole ungerührt fort, »muß er nicht unbedingt mit der Abschirmung kollidiert sein. Zweitens-a: er kann ein ganz normaler Einbrecher sein, und auf ganz normale Menschen reagiert der Abwehrschirm bekanntlich nicht.«
    »Also, wer mich so über den Haufen rennt und uns dann anschließend in einem Zimmer einschließt, der kann nicht ganz normal sein«, protestierte Zamorra.
    »Zweitens-b: Er könnte über die Regenbogenblumen eingedrungen sein. Wir speziell kennen bisher nur einen Weg zu jener Dimension, in der es Drachen gibt und der Dunkle Lord sein Ende gefunden hat, sowie die Verbindung zu Ted Ewigks Villa in
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