Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0450 - Sukos Totenfeier

0450 - Sukos Totenfeier

Titel: 0450 - Sukos Totenfeier
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
feuchte Augen bekommen. Meine Hände zitterten leicht.
    Es war einfach unvorstellbar, dass Shao tot sein sollte. Dieses herrliche Geschöpf, das so lebenslustig gewesen war, obwohl es schwer an der Bürde ihrer Abstammung zu tragen hatte.
    Man hätte sie untersuchen müssen, man hätte… ja, man hätte. Aber man hatte nicht.
    Die mich umgebende Stille explodierte förmlich, als sich das Telefon meldete!
    War es Suko? Hatte er seinen ersten Schock überwunden? Bat er mich jetzt um Hilfe.
    Ich schmetterte meine Hand auf den Hörer, nahm ihn ab und versuchte, das Zittern aus meiner Stimme zu bekommen, als ich mich mit einem »Ja bitte« meldete.
    »Sind Sie es, Sinclair?«
    Ich überlegte, ob ich die Stimme des Anrufers schon einmal gehört hatte, kam aber zu keinem Ergebnis.
    »Ja.«
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe, doch es geht um eine wichtige Sache.«
    »Suko.«
    »Genau.«
    Durch die Nase holte ich Luft und schaltete den Recorder ein, der das Gespräch aufzeichnete.
    »Wer sind Sie?«
    »Sie werden mich nicht kennen, Mr. Sinclair, aber ich sage Ihnen trotzdem, wie ich heiße. Mein Name ist Chu Tang.«
    »Sorry, den habe ich nie gehört.«
    »Das kann ich mir denken. Aber Ihr Freund Suko kennt ihn. Er hat mich sogar besucht.«
    »Welchen Grund hatte er.«
    »Der hängt mit meiner Arbeit zusammen. Ich verdiene mein Geld damit, dass ich alles verkaufe, was zu einer chinesischen Totenfeier gehört. Sie verstehen?«
    Ich gab nicht sofort eine Antwort, legte eine Pause ein und nickte, obwohl mich der andere ja nicht sehen konnte. Erst nach einer Weile erwiderte ich: »Ja, Mr. Chu Tang, ich… ich verstehe Sie. Suko war bei Ihnen, um Shaos Beerdigung vorzubereiten.«
    »So ist es.«
    »Und wo soll sie stattfinden?«
    Chu Tang räusperte sich. »Genau das ist das große Problem«, sagte er.
    »Ich weiß es noch nicht, aber ich möchte Sie bitten, Mr. Sinclair, telefonisch erreichbar zu sein, weil ich einiges in die Wege geleitet habe. Sehen Sie, Mr. Sinclair, Ihr Freund kam in einem Zustand zu mir, der mich verwirrte. Ich kenne Suko schon lange, ich kenne auch Sie vom Hörensagen, ich weiß, wie sehr Sie beide befreundet waren. Aus diesem Grunde habe ich gehandelt und zwei meiner Verwandten hinter Suko hergeschickt. Sie sollen herausfinden, wohin er sich begibt.«
    Das war ein Hammer, da musste ich erst einmal schlucken, bevor ich eine Frage stellen konnte. »Und Sie binden mir da keinen Bären auf?«
    »Nein, die Sache ist zu ernst. Hören Sie zu, Mr. Sinclair. Sobald ich von meinen Neffen erfahren habe, wo sich Suko und seine Shao befindet, rufe ich Sie an.«
    »Ich habe Ihr Wort, Sir?«
    »Ja, das Wort eines chinesischen Ehrenmannes.« Damit legte er auf, und ich ließ mich wieder auf den Stuhl zurückfallen, wobei ich mir vorkam wie jemand, dem man das Gehirn durchgerüttelt hatte.
    Hatte ich geträumt?
    Nein, als ich das Band ablaufen ließ, konnte ich unser Gespräch noch einmal hören.
    Das war kein Traum gewesen.
    Chu Tang hatte der Anrufer geheißen. Seinen Namen hatte ich an diesem Tag zum ersten Mal gehört. Suko jedenfalls hatte ihn nie erwähnt.
    Wir beide kannten uns sehr gut. Dennoch besaß jeder für sich eine Ecke, in die kein anderer hineinschauen konnte. So war es bei mir, so würde es auch bei Suko sein.
    Ich zündete mir eine Zigarette an, denn es hatte das begonnen, was ich am meisten hasste. Das Warten. Nervenaufreibend, bedrückend, schweißtreibend. Jede Sekunde, die verging, konnte ungemein wichtig sein, und ich spürte den Druck, der sich ständig vergrößerte. Wie ein gewaltiger Schatten lag er auf meiner Brust.
    Mein Blick blieb auf das Telefon gerichtet, als sollte es von mir hypnotisiert werden.
    Es meldete sich nicht.
    Leider hatte der Anrufer auch keine ungefähre Zeit angegeben, so dass die Qual sich noch mehr steigerte. Trotz des genossenen Kaffees spürte ich eine Trockenheit im Hals. Ich hätte gehen und mir ein Wasser holen können, doch ich traute mich nicht vom Telefon weg.
    Eine Viertelstunde verging, zwanzig Minuten, fünfundzwanzig, und dann summte abermals der Apparat, und wieder erschrak ich zutiefst. Diesmal zitterten meine Finger noch stärker, als ich zum Hörer griff und augenblicklich die Stimme Chu Tangs vernahm.
    »Haben Sie Suko gefunden?«
    »Es tut mir leid, Mr. Sinclair, aber ich kann ihnen leider nur die ungefähre Richtung angeben, in die sich Suko abgesetzt hat.«
    »Und wo ist das?«
    »Nicht sehr weit vom Fluss entfernt. Meine Neffen sind keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher